Stehsegler schrieb:Spät, aber dennoch eine Antwort.
Die Gesellschaft ist gegeben, da hast Du recht. Niemand wird gefragt ob er leben will oder nicht, stimmt auch.
Nur wenn man schon mal da ist liegt es doch an jedem einzelnen die Gesellschaft ein Stück besser zu machen.
Was ist da produktiver? Die Gesellschaft zu verfluchen oder sie im Rahmen seiner Möglichkeiten zu verändern?
Wenn ich hier so negativ abgestempelt werde, mit allem nur denkbaren negativen was es gibt ist das schlichtweg eine Beleidigung. Denn, klar bin ich ein Teil der Gesellschaft, aber nicht der schlechte, der hier von Zeo so hingestellt wird.
Davon möchte ich mich distanzieren, wie sicher so mancher hier.
Natürlich ist es mir klar, dass es Gründe gibt warum ein Mensch Misanthrop wird und diese sind auch mir mehr als verständlich und nachfühlbar. Nur sollte man, wenn man schon Rache übt, das auch an Personen machen, die dafür zuständig waren.
Sprich sich den Übeltäter sofort greifen und nicht die Menschheit dafür abstempeln.
:) prinzipiell würd ich das so unterschreiben, deine Sicht der Dinge.
Fürchte aber, ganz so einfach ist es nicht.
Dieses Ding mit "die Gesellschaft verändern" - das ist ja immer eins der Hauptargumente, das ins Feld geführt wird, wenn man jemanden quasi von der Abkehr vom Misanthropismus bewegen will.
"mit deiner Haltung erreichst du gar nichts, du jammerst nur, werd aktiv, und ändere die Gesellschaft zum Positiven" - so oder so ähnlich
;) Dennoch, mit allem guten Willen, KANN man vielleicht die Verhältnisse nicht dahingehend verändern, so, wie es einem selbst erstrebenswert erscheint - weil man sich in der Minderheit sieht, keinen Rückhalt bei den Mitmenschen erkennt, vielleicht auch selbst an (oft subtil versteckten) Hürden scheitert.
Hier ist ja auch das Argument aufgelistet worden, man hätte (vor allem in Deutschland), sofern man sich bemühe, alle Bildungschancen - sprich, es wird ja keiner dazu gezwungen, einen ausbeuterischen Job anzunehmen
;) Wenn man genauer hinschaut, sieht man aber, dass Bildung immer noch ungleich verteilt ist - dass die Bildungschancen bei weitem nicht gerecht verteilt sind, trotz aller Bemühungen.
Und auch andere Grenzen gibt es - dadurch dass das gesamte vorherige Leben vom Leben in der Gesellschaft geprägt ist, hat man mit Sicherheit unbewusst bestimmte Normen verinnerlicht, die es schwierig für einen selbst machen, wirklich zielgerichtet das Vorhaben, die GEsellschaft verändern zu wollen, anzugehen.
Paradoxerweise ist ja oft genug der Beruf, bzw. die Arbeitszeit, die man aufwendet, ein wichtiger Hinderungsgrund
;) die Zeit, die man arbeitend verbringen muss, die kann man in der Regel schon nicht mehr dafür einsetzen, um die Arbeit, bzw. die Bedingungen dieser zu hinterfragen - oder ganz platt gesagt, die fehlt, um nachzudenken
;) Wenn dann jemand sagt - angesichts dieser ganzen Rahmenbedingungen und Verpflichtungen - ich hab keinen Bock mehr, ich möchte mit "der Gesellschaft als solcher" nichts mehr zu tun haben, kann ich das schon verstehen
:)