Das Leben mit und ohne Drogen - was ist eure Meinung?
17.05.2016 um 07:33
Also ich war drei Jahre auf Chrystal Meth, zwei davon intravenös. Hab dann vor drei Jahren erfolgreich ne Langzeittherapie gemacht und in der Folge dann kaum noch was damit zu tun gehabt, vielleicht fünf Lines gezogen seitdem, aber damit wars dann auch gut.
Jetzt mach ich wieder ne Ausbildung, vor den Ferien hatt ich einigen Stress, ich bin da auch psychisch immer angeschlagen, wenn der letzte Urlaub schon wieder so lang zurück liegt, dann sind irgendwann einfach die Batterien leer. Wurde dann krank geschrieben, war total down, übelste scheiß Laune, null Antrieb mehr, total apathisch. Das ging so ne Woche so, dann kam plötzlich übelster Suchtdruck dazu, so richtig vom Feinsten, fast wie unmittelbar nach der Entgiftung.
Das Problem ist halt der intravenöse Konsum, da wirst du 'schussgeil', d.h. das Verlangen nach dem Rausch ist gar nicht so wild, aber der Kick, wenn du dir n Hit machst, das bleibt spürbar. Wenn ich mich hingelegt habe und die Augen zu gemacht und mir vorgestellt hab, wie ich mir ne Nadel aufzieh und in die Vene drücke, da merk ich ne richtig starke körperliche Reaktion, das Herz schlägt schneller und richtig kräftig, es ist dann tatsächlich ein kleiner 'hauseigener' Kick, den der Körper da wieder produziert.
Dazu kommt dieses Schwäche und Ohnmachtsgefühl in den Eingeweiden, man kriegt richtig 'Schiss', so nen flauen Magen, das lähmt jeden Widerstand.
Naja, wie gesagt, fünf Tage hab ichs ausgehalten, dann bin ich losgetigert zu einer Adresse. Am Bahnhof hab ich noch so an die Suchtstation in der hiesigen Klinik gedacht, die haben mir gesagt, ich kann jederzeit anrufen, aber das hätte nichts gebracht. Wenn ich da hin wär, hätt ich dort gelabert, vielleicht ein bisschen dortgeblieben, aber spätestens wenn ich wieder raus wär, hätt ich wieder das Gefühl im Magen gehabt. Das bringt einfach nichts, die Sucht, die Substanz-Konditionierung ist einfach zu stark. Ich hab mir dann gesagt, ich bleib ganz locker, fahr mir jetzt was ein und geh dann in die Klinik, sag ich konnte nicht anders, was ja auch stimmt.
Bei meinem Man dann dort gleich was gerotzt, n bisschen was mitgenommen und zu Hause dann den lang, lang ersehnten Druck in die Achsel. Ist schon unbeschreiblich das Gefühl, gibt nichts vergleichbares, aber der Preis ist hoch: Freiwillig bin ich da nicht rausgefahren. Es war auch nicht ganz so euphorisch wie man es sich vorher vorstellt, wenn man richtig drauf ist und es einem wirklich mies geht ohne, dann ist der Kontrast größer, dann fühlt sich der Kick viel stärker an.
Trotzdem hats mich natürlich erstmal dreimal überschlagen, das ist jetzt zwei Tage her, bin echt gespannt wies weitergeht jetzt. Ob ich jetzt ambulant in die Klinik geh oder nicht, ist eigentlich geschenkt. Ich kenn die Gespräche zur Genüge, das ist auch nicht das Problem jetzt auf good will zu machen, sich zusammenzureißen und wieder aufzustehen.
Kein Ahnung, was ich mach, wenn jetzt in den nächsten Tagen gleich wieder Suchtdruck kommt. Oder wie es in der Ausbildung weitergeht. Ich muss da drogenfrei sein und auch fit, wenn ich da die ganze Zeit mit dem Verlangen zu kämpfen hab, dann geht das keine zwei Wochen gut.
Das Problem ist, ich weiß nicht, wann sich dieses Gefühl wieder anschleicht. Dieser Hammer-Suchtdruck, der einem unmerklich alle Kräfte raubt und einen lähmt und dann irgendwann wieder Besitz von mir ergreift und nur noch diesen einen Gedanken zulässt, bis ich wieder ferngesteuert zum Bahnhof laufe und mir was hol. Da gibts kein Mittel dagegen, kein Substitut, gar nix. Ja, Sport treiben, Aktivität, etc... aber dieses eine Gefühl, dieser sanfte Stich, der einen manchmal befällt, wo du genau weißt, wer wieder da ist - da gibts kein Mittel dagegen. Damit musst du fertig werden. Damit leben, vielleicht ein Leben lang.
Also ich kanns wirklich nicht empfehlen, ich hoffe das ist abschreckend genug. Wobei mir persönlich das Crystal schon voll taugt, das ist meine Droge, das wusste ich schon beim ersten Mal, als ich es konsumiert habe, hat sich nicht mehr geändert. Hab vorher schon n bisschen rumprobiert, aber der ganze andere Dreck interessiert mich nicht mal mehr.
Naja, ich bin halt so. Ich mag mein Leben auch wenns manchmal scheiße ist und auch wenns an Wahnsinn grenzt, würd ich alles wieder genauso machen. Wär mir zu langweilig sonst.
Und jetzt? Ich hör sie schon: Na da muss man jetzt nach vorne schauen... xD *rofl* ...'ja, das ist ja das Problem' möcht ich sagen.