Todesstrafe
26.02.2008 um 15:05
Wenn ich so teils hier die Beiträge lese, dann bin ich doch sehr glücklich darüber in einer recht freien Demokratie zu leben, derer erster Grundsatz lautet:
Die Würde des Menschen ist unantastbar, welcher Mord & Folter, egal von welcher Hand ausgeführt, ausschließt, auch wenn eine Minderheit (!) ihre Phantasiegebilde (inkl. neuentflammte Folterdebatte einiger Politiker diese Tage) nur allzu gerne durchsetzen würde.
Ebenso aber schätze ich die Meinungsfreiheit. Ich halte es für wichtig, dass solche Dinge überhaupt thematisiert werden, Gedanken nicht unausgesprochen bleiben, ansonsten wir uns wahrscheinlich noch im Mittelalter befinden würden und es auf sozialer Ebene hinsichtlich Humanität keine Entwicklung gegeben hätte.
Auch wenn uns die Meinung (nachvollziehbar) anderer nicht immer schmeckt.
Persönliche Hintergründe haben in der Rechtsprechung & Gesetzgebung auch definitiv nichts zu suchen.
Prinzipiell sei auch gesagt, dass ein jeder Mensch im Grunde die Chance auf einen Neuanfang verdient. (Gehe später noch mal darauf ein.)
Mal ein bißchen aus dem Nähkästchen.
Ich habe früher die höhere Handelsschule besucht und hatte eine Jungen, oder besser gesagt jungen Mann in der Klasse, der im offenen Vollzug war wegen Totschlags.
Sein bester Freund und er waren depressiv und hegten Suizidgedanken, woraufhin sie sich entschlossen russisches Roulette "zu spielen". Sein bester Freund konnte nicht selbst abdrücken und bat ihn, dass er für ihn abdrückte. Er tat es und erschoß ihn.
Für diese Tat bekam er 5 Jahre. (Totschlag/Jugendrecht).
-Keiner- in meiner Klasse damals verurteilte ihn aufgrund seiner Tat in der Vergangenheit, die er begangen hatte. Er bekam 5 Jahre vom Gericht und das war auch gerechtfertigt.
Gedanken an Rache und ebenso auch Mitleid haben generell an dieser Stelle einfach nichts zu suchen. Beides macht keine Tat umkehrbar.
Viele Todesstrafe-Fürsprecher sind der Meinung und argumentieren auch in dieser Weise, dass ein Mörder kein Mitleid verdiene, aber darum geht es überhaupt nicht, um Mitleid.
Zitat von kerouac:
"Ich kann jeden Familienvater oder liebenden Ehemann verstehen, der die Nerven verliert und im Gerichtssaal oder sonstwie die Waffe zückt um sich an den Mörder zu rächen aber das ist nicht die Aufgabe des Staates.
Der Staat irrt sich oft und Gesetze sollten nicht auf emotionalen Grundlagen gemacht werden."
Taten nachzuvollziehen, sich in die Lage anderer Menschen hineinzuversetzen, heißt ja noch lange nicht man würde diese Taten relativieren, rechtfertigen oder beschönigen, sehe ich auch so.
"Der Staat irrt sich oft und Gesetze sollten nicht auf emotionalen Grundlagen gemacht werden."
Kann dem nur zustimmen.
Noch mal zu dem Neuanfang, dem prinzipiell jedem gewährt werden sollte (als Ausgangpunkt oder "neutrale" Ausgangsstellung), wie ich meine, muss man aber auch differenzieren und bei gerichtlichen Entscheidungen alle möglichen Faktoren miteinbeziehen.
Beispielsweise mal auf Serientäter, Kinderschänder etc. auf besonders schwere Fälle bezogen, die definitiv in ihrer Psyche derart "geschädigt" sind, dass Gesundung ausgeschlossen bleibt (auch aufgrund unzulänglicher Behandlungsmethoden), so denke ich, dass zum Schutze vor Wiederholungstaten, diese Menschen schon lebenslang weggesperrt gehören.
Es verhält sich ebenso, dass die Erforschung psychischer Erkrankungen definitiv noch in den Kinderschuhen steckt, ebenso dass die Behandlungsmethodik (überwiegend) in diesem Bereich recht "mittelalterlich" anmutet. Seit Bestehen psychiatrischer Einrichtungen hat sich in diesem Bereich nicht sonderlich viel getan. Es mag Ausnahmen geben, ist ja auch immer eine Sache der Finanzierung. Daran hakt es insbesondere, Forschung kostet eben und ist -zumeist- nicht wirtschaftlich, da muss man halt realistisch bleiben und den momentanen Ist-Zustand unbedingt miteinbeziehen..
Veränderung in diesem Bereich halte ich deshalb für utopisch.
Naja, lange Rede, kurzer Sinn, Todesstrafe-Fürsprecher sollten vielleicht mal ein paar mehr Aspekte in ihre Überlegungen miteinbeziehen, anstelle bloß ihrer Emotionen.
Ich zumindestens denke, dass man es sich mit dem Schrei nach Vergeltung und Genugtuung zu einfach macht bei solch komplexen Themen, die die menschliche Psyche betreffen.
Ist aber natürlich nur ein Vorschlag, der nicht angenommen werden -muss-.