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Todesstrafe

22.724 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: USA, Deutschland, Menschenrechte ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Todesstrafe

03.06.2008 um 11:02
Zitat von univerzaluniverzal schrieb:So einfach läufts aber nicht, das ist die Justiz, kein John-Wayne-Spielfilm. Ausser natürlich, man wünscht sich iranische Zustände, indem die Verurteilten einfach öffentlich an einem Baukran gehängt werden.
jau, und im nachhinein fragen, welche angebliche straftat derjenige begangen hat


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yoyo ehemaliges Mitglied

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Todesstrafe

03.06.2008 um 11:37
@univerzal

"Was auch gut so ist, denn die Todesstrafe ist kein brauchbares Vollzugsinstrument in der heutigen Zeit. Ganz im Gegenteil, sie verursacht einen höheren, juristischen Aufwand und verschlingt somit mehr Kosten."

Der Aufwand und die Kosten sind ja in den USA (aus anderen Ländern kennen wir eh keine derartigen Statistiken) nur deswegen höher, weil alles durch x Instanzen z. T. über Jahrzehnte hinausgezögert wird. Aus der Sicht Unschuldiger natürlich verständlich, deshalb sagte ich ja, dass fast nie 100%ig auzuschließende Ermittlungsfehler der einzige Grund für mich sind, auf die Todesstrafe zu verzichten.

Dass die Todesstrafe grundsätzlich kein brauchbares Vollzugsinstrument in der heutigen Zeit sei, ist lediglich deine Ansicht.

Ich finde, wer sich irreparabel unmenschlich gegenüber seiner Gesellschaft benimmt, hat auch keinen unbedingten Anspruch auf menschliche Behandlung. Er kann sie erhalten, wenn die Gesellschaft gütig und nachsichtig genug ist, muss aber nicht.

Wir modernen Menschen haben manchmal eine sozialromantische Einstellung, aber wenn ich ehrlich bin, nicht jeder Mensch ist gleich viel wert, Ein eindeutig überführter Mörder ist in meinen Augen kein vollwertiger Mensch mehr und hat deshalb für mich auch keinen Anspruch mehr auf die vollen Menschenrechte. Der Mensch ist kein Selbstzweck, sondern seine Existenz macht nur Sinn, wenn er direkt oder indirekt der Gesellschaft nützt oder ihr zumindest nicht schadet.

Und damit sich die Gesellschaft an solchen Objekten weder die Hände schmutzig machen, noch sie sinnlos jahrzehntelang durchfüttern muss, wäre ich für die Korrektur kranker Gehirne, notfalls per operativem Eingriff. Andere Therapien versuchen ja auf anderem Wege genau dasselbe (wenn auch oft erfolglos), da regt sich komischerweise niemand auf, dass bewusst versucht wird, die Persönlichkeit des Täters zu korrigieren. Ein krankes Ich ist ja kein erhaltenswerter Zustand. Sollte es in Zukunft mal möglich sein, bei Gewaltverbrechern im Gehirn entsprechende Strukturen ausfindig zu machen, finde ich es ok, sie zurückzusetzen/löschen. Das mag noch Science Fiction sein, aber wer weiß ...


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yoyo ehemaliges Mitglied

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03.06.2008 um 11:47
Unabhängig davon finde ich, dass es psychologisch wichtig ist, dass die Gesellschaft das Gefühl hat, dass Gerechtigkeit getan und jemand für eine schlimme Tat auch entsprechend hart bestraft wird. Wenn sie dieses Gefühl nicht mehr hat, kann sich das langfristig negativ auf den Gerechtigkeitssinn auswirken.


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03.06.2008 um 11:48
Zitat von yoyoyoyo schrieb:Wir modernen Menschen haben manchmal eine sozialromantische Einstellung, aber wenn ich ehrlich bin, nicht jeder Mensch ist gleich viel wert, Ein eindeutig überführter Mörder ist in meinen Augen kein vollwertiger Mensch mehr und hat deshalb für mich auch keinen Anspruch mehr auf die vollen Menschenrechte.
Manchmal haben die modernen Menschen auch eine verkappt faschistische Einstellung.

An Gehirnen rumoperieren, Menschen und Un-Menschen unterscheiden, aber hey, die Gedanken sind ja frei. ;)


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yoyo ehemaliges Mitglied

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03.06.2008 um 11:52
Na ja, für manche modernen Menschen ist ja alles faschistisch, was nicht liberal ist ;)


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03.06.2008 um 12:01
nur deswegen höher, weil alles durch x Instanzen z. T. über Jahrzehnte hinausgezögert wird.

Und das ist auch gut so, sonst hatte man mehr Unschuldige auf den Counter stehen, als uns allen lieb ist. Denn man bedenke, wenn man jemanden lebenslang einsperrt, trotz Unschuld, dann ist das ein schwerwiegender Fehler, aber kann immerhin noch gegensteuern. Die Tötung dagegen ist endgültig, ist solch ein Urteil erstmal vollstreckt, dann würde eine später bewiesene Unschuld nichtmal die Maden interessieren, die sich inzwischen an dem Kadaver nähren.

Ich finde, wer sich irreparabel unmenschlich gegenüber seiner Gesellschaft benimmt, hat auch keinen unbedingten Anspruch auf menschliche Behandlung.

Es ist eigentlich irrelevant, wie adlig man solche Avancen formuliert, letztendlich ist es nichts weiter als Auge um Auge. Wer nach solchen Prinzipen leben möchte, der hat eine schöne Auswahl an Nationen die im Rechtsgeschehen nach diesem Credo hantieren. Dagegen bin ich richtig froh, das man hierzulande nicht auf solche Verfahrensweisen setzt.

Und damit sich die Gesellschaft an solchen Objekten weder die Hände schmutzig machen, noch sie sinnlos jahrzehntelang durchfüttern muss, wäre ich für die Korrektur kranker Gehirne, notfalls per operativem Eingriff.

Ich weiss nicht woher du das hast, aber für mich klingt das einfach zu futuristisch, nach heutigem Stand der Dinge. Des weiteren grenzt dieser Vorstoss schon arg an die Eugenikbestrebung während der NS-Phase. Eigentlich schon heftiger Tobak, den du hier aufbietest.


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03.06.2008 um 12:05
Na ja, für manche modernen Menschen ist ja alles faschistisch, was nicht liberal ist

Mhm, ich bin davon überzeugt, das selbst unter den Hardlinern der Konservativen deine Vorschläge auf taube Ohren stossen.


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03.06.2008 um 12:16
"Und damit sich die Gesellschaft an solchen Objekten weder die Hände schmutzig machen, noch sie sinnlos jahrzehntelang durchfüttern muss, wäre ich für die Korrektur kranker Gehirne, notfalls per operativem Eingriff.

Ich weiss nicht woher du das hast, aber für mich klingt das einfach zu futuristisch, nach heutigem Stand der Dinge. Des weiteren grenzt dieser Vorstoss schon arg an die Eugenikbestrebung während der NS-Phase. Eigentlich schon heftiger Tobak, den du hier aufbietest. "

So futuristisch klingt das gar nicht, auch wenns nur ein Film war, erinnere ich da an "Einer flog über das Kuckucksnest" und das war alles andere als ein Science-Fiction


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yoyo ehemaliges Mitglied

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03.06.2008 um 12:22
Futuristisch mag es klingen, aber ich habe halt schon von mehreren dokumentierten Fällen gelesen, bei denen jemand durch eine Gehirnverletzung ohne bleibende Schäden ein ganz anderer Mensch wurde, weil scheinbar gewisse Areale z. B. durch ein Werkzeug zerstört wurden. Natürlich dürfte man solche Eingriffe erst durchführen, wenn genau bekannt ist, wie alles funktioniert. Früher hat man jede OP am Gehirn als futuristisch aufgefasst, heute sind Gehirnoperationen z. B. bei Krebs Standard. Auch das "Brain Mapping" schreitet immer weiter voran.

Ich stelle mir halt die Frage, ob nicht auch ein Täter selbst sich dafür entscheiden würde, wenn er die Wahl hätte, zwischen einem solchen Eingriff, lebenslanger Haft oder Todesstrafe zu entscheiden.


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03.06.2008 um 12:26
Sorry, aber wenn wir hier jetzt mit Filmen anfangen, können wir gleich Clockwork Orange zu Rate ziehen.


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03.06.2008 um 12:27
Yo, genau zu dem Thema habe ich vor Monaten ein interessantes Interview im Stern mit einem Gehirnchirurgen gelesen. Mal sehen, ob ich es auf die Schnelle finde.


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03.06.2008 um 12:28
Zitat von yoyoyoyo schrieb:Natürlich dürfte man solche Eingriffe erst durchführen, wenn genau bekannt ist, wie alles funktioniert.
Aber die Zustimmung des Patienten bräuchte man nicht, oder?


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03.06.2008 um 12:28
Meins Erachtens ist hier Univerzal unbedingt zuzustimmen. - ich hätts auch nicht besser ausformulieren können.


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yoyo ehemaliges Mitglied

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03.06.2008 um 12:35
"Aber die Zustimmung des Patienten bräuchte man nicht, oder?"

Gute Frage. Psychisch Kranke werden auch gegen ihren Willen behandelt, nicht zuletzt, weil sie eine Gefahr für die Gesellschaft darstellen, aber wie gesagt, vielleicht könnte man ja versuchen, den Täter (den ich ja auch in gewisser Weise für krank halte, denn es ist ja nicht normal, Mitmenschen zu ermorden etc.) von den Vorteilen einer solchen Behandlung verglichen mit den Alternativen zu überzeugen.

Aber ich denke auch, dass ich mit meinem Vorschlag der Zeit etwas voraus bin :|

Bis abends ...


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yoyo ehemaliges Mitglied

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03.06.2008 um 12:36
wenn, nicht weil :|


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rasco ehemaliges Mitglied

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03.06.2008 um 12:45
@yoyo:

Emotionen sind nicht nur in eine Richtung gerichtet, Emotionen entscheiden zudem sogar über somatische Marker darüber, was vernünftig, also vermeintlich objektiv, ist und was nicht. Die Ansicht der Gesetzesmacher mag zwar objektiv erscheinen, sie ist jedoch auch von Emotionen gesteuert, nur eben anderen, aber keineswegs besseren, das hängt rein von der Perspektive ab.

Du versuchst nun, alles auf Emotionen zu reduzieren. Das halte ich für verfehlt. Natürlich ist die Ansicht der Legislativen nicht objektiv, sondern durchaus auch interessensorientiert. Nur hat das nicht unbedingt mit Emotionen zu tun. Emotionen sind keine Ursache, sondern Folge bestimmter Richtlinien, die letztlich eine sachliche Basis haben.

da es Vernunft, Humanität etc. eigentlich gar nicht gibt. Sie stellen das Ergebnis gerichteter Emotionen dar

Jaja, "alles ist Emotionen". Wie gesagt... ich halte das für Unsinn, da Emotionen auf sachlichen Richtlinien basieren. Und eine Abwägung von Richtlinien unter Einbeziehung möglichst vieler Gesichtspunkte ist die Grundlage, auf der gesellschaftliche Regelungen gebildet werden.

Dass die Todesstrafe grundsätzlich kein brauchbares Vollzugsinstrument in der heutigen Zeit sei, ist lediglich deine Ansicht.

Je nu... offenbar ist es nicht nur 'lediglich die Ansicht' von univerzal, wenn man die Statistik der Abschaffung der Todesstrafe weltweit betrachtet.

Ich finde, wer sich irreparabel unmenschlich gegenüber seiner Gesellschaft benimmt, hat auch keinen unbedingten Anspruch auf menschliche Behandlung. Er kann sie erhalten, wenn die Gesellschaft gütig und nachsichtig genug ist, muss aber nicht.

Damit zeigst du aber nur auf, dass du gewisse Grundprinzipien, wie z. B. Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit, Zivilisation etc.pp. nicht wirklich verstanden hast.

Wir modernen Menschen haben manchmal eine sozialromantische Einstellung, aber wenn ich ehrlich bin, nicht jeder Mensch ist gleich viel wert

Jo, so dachte vor über 70 Jahren schonmal jemand hierzulande ;) :D

Ein eindeutig überführter Mörder ist in meinen Augen kein vollwertiger Mensch mehr und hat deshalb für mich auch keinen Anspruch mehr auf die vollen Menschenrechte.

Was sagt der Begriff Menschenrechte? Ein Mörder ist und bleibt ein Mensch - da kannst du drehen und wenden wie du willst.

Der Mensch ist kein Selbstzweck, sondern seine Existenz macht nur Sinn, wenn er direkt oder indirekt der Gesellschaft nützt oder ihr zumindest nicht schadet.

Boah, das ist echt Hammer, was du da vom Stapel lässt. Ich meine... mein Großvater, der durchwegs nationalsozialistisch geprägt war, und davon auch nie wirklich ganz abkam, obendrein stockkonservativ war, und längst überholte Wertmuster nie überwand... selbst er hätte solch ein nutzorientiertes und menschenverachtendes Wertedenken was den Menschen an sich betrifft wohl nie zustande gebracht.
Alle Achtung!

den Juristen und sonstigen Akademikern wird ja schon während des Studiums subtil die grobe Denkrichtung eingetrichtert.

die man Differenzierung, Abstrahierung, selbständiges Denken und Sachlichkeit nennt.



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rasco ehemaliges Mitglied

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03.06.2008 um 12:49
@yoyo:

Aber ich denke auch, dass ich mit meinem Vorschlag der Zeit etwas voraus bin

was die technische Machbarkeit betrifft, zweifellos (so sie denn überhaupt je machbar wird) - was das ethische Verständnis angeht hinkst du eher zwischen 50 bis 100 Jahre hinterher.


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rasco ehemaliges Mitglied

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03.06.2008 um 12:52
@seelenfrost:

ich finde man sollte sie abschaffen....diebstahl,erpressung,mord und körperverletzungen ( etc..... ) sollte man weiter mit knast bestrafen ABER kinderschänder und vergewaltiger sollte man an pranger stellen.....irgend jemand wird sich schon was nettes einfallen lassen (gibt ja genug kranke in der welt)

und wie krank ist dieses Ansinnen von dir?


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03.06.2008 um 12:58
Nach langer Sucherrei weiß ich nun endlich wie der Chirurg heißt, Professor Volker Sturm von der Universitätsklinik in Köln. Er ist quasi der Pate des Hirnschrittmachers, ein Gerät welches mit elektr. Impulsen auf das Gehirn unwirkt. Diese Methode wird mit Erfolg an Parkinsonpatienten erprobt und soll längerfristig auch bei Suchtzwängen helfen, wie Waschzwang u. ä.

Und ob man es glaubt oder nicht, trotz seines heiklen Einsatzgebietes hält der Professor sein Berufsethik sehr hoch, was Respekt verdient. Darum wurmt es mich auch, dass das Interview nicht online steht, denn bei einer Frage des Reporters lässt der Wissenschaftler durchleuchten, das die Komplexität des Gehirns von den Menschen wohl nie ganz aufgeklärt werden könne.

Ich müsste die Ausgabe noch daheim rumliegen haben, falls ich sie finde, poste ich mal ein paar O-Töne von dem Mann.


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03.06.2008 um 13:05
Aber abgesehen davon, erinnert mich -wie beschrieben- diese Debatte stark an die Eugenik, Wirkmittel der NS-Reichsmedizin. Da ist ein sehr heikles Thema und trübe Gewässer in die du dich begibst, Yo.


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