Würdet ihr ein behindertes Kind abtreiben?

Ich denke das ein Kind bei dem man schon weiß das es (schwer) behindert sein wird, es das beste für das Kind ist, erst gar nicht zur Welt zu kommen, den einerseits kosten behinderte Menschen viel Geld und zweitens muss das Kind sowie die Eltern den seelischen und körperliche Leid nicht erfahren müssen. Da ist das Kind einfach besser dran, einfach nie existiert zu haben.

@Kc

Kc schrieb:Ist es nur entwürdigend, weil die betreffende Person nicht ,,normal" ist und bei geistig-gesunden Menschen ist das okay, wenn sie Nummernschilder prägen?

Es ist entwürdigend, weil man Behinderte, die es eh schon nicht leicht haben, dann auch noch zu einem Teil der kapitalistischen Verwertungslogik macht. Die können sich nicht wehren, wissen gar nicht was los ist, müssen aber trotzdem die Stempelpresse bedienen. Dabei grinsen sie die Besucher an, ihre Freundlichkeitsaffekte werden ausgenutzt, ausgebeutet. Gerade bei einem Behinderten, der nicht weiß was los ist, finde ich das schäbig.

Kc schrieb:Ein paar Zellen sind aus meiner Sicht noch kein menschliches Leben. Ich weiss nicht, ab wann man davon sprechen könnte

Ab der 22. Woche bildet sich die Großhirnrinde. Vorher ist auch kein Schmerzempfinden möglich.

Btw, wie nennt man eigentlich jemanden, der an Trisomie-21 erkrankt ist? Der Begriff "Mongo" ist glaube ich nicht mehr ganz zeitgemäß.

@KillingTime

Naja was sollen die Menschen denn sonst machen?
Nur rumsitzen und sich freuen?
Auf einer eingezäumen Wiese mit Spielzeugen und Streichelzoo herumlaufen, wo regelmäßig die Pfleger vorbeikommen und ihnen alles notwendige einfach so geben?

Inwieweit geistig-behinderte Menschen ihre Umgebung mitbekommen und in der Lage sind, selbstständig zu denken und zu handeln, das ist für nicht-behinderte sehr schwer nachzuvollziehen.
Weil die Betreffenden anders denken, das trifft es glaub ich ganz gut.

Ich sehe wirklich nicht, warum es entwürdigend sein sollte, geistig-behinderten Menschen Aufgaben und Tätigkeiten zu geben, mit denen sie klar kommen und bei denen sie unter Menschen sind.
Dass ich einen geistg-behinderten Mensch nicht als Doktor beschäftigen kann oder als Polizisten oder als Referatsleiter im Bundestag ist doch wohl klar.

Es ist aus meiner Sicht Quatsch, diese Unterscheidung zu treffen:,,Wenn ein nicht-behinderter eine Arbeit macht, ist das völlig okay, anders herum ist es entwürdigend".

Das wäre lediglich dann der Fall, wenn man Behinderte zwingt, Arbeiten zu machen, die sonst keiner tun will und sie schlecht behandelt.

Schwere Entscheidung..

Spontan: Nein.. würde ich nicht..
Aber ich denke, es kommt auf die Behinderung an..

Ich kann da kein Ja oder nein sagen,da ich mich noch niemals in einer solch schwierigen Situation befunden habe.
Ich tendiere jedoch erst mal auf nein.
Eine solche Situation ist eine Extremsituation und solche Dinge müssen sehr vorsichtig bedacht werden.

Kann mich schlecht in die Situation hineinfinden.
Ich würde erstmal sagen, es kommt auf die schwere der Behinderung an. Aber eine endgültige Entscheidung kann ich noch nicht treffen.

Ich bin für pro Leben mit einem aber, es soll auch lebenswert sein.

Wikipedia: Enki und Nammu

Der Wettstreit mit Ninmaḫ

Nachdem so der Mensch zum Dienste für die Götter geschaffen wurde, veranstalteten die Götter ein rauschendes Fest um Enki zu ehren. Ninmaḫ, die Hebamme, die bei der Geburt des Menschen durch Nammu geholfen hatte, prahlte damit, dass sie genauso gut Menschen machen könne wie Enki.

Enki fordert sie darauf hin auf, es zu versuchen, mit dem Hinweis, dass er jeden von ihren Fehlern wieder richten könne. Darauf hin gebiert Ninmaḫ einen Menschen mit zitternden Händen, einen blinden Menschen, einen Menschen mit Klumpfüßen, einen schwachsinnigen Menschen, einen inkontinenten Menschen, eine Frau, die nicht gebären konnte und einen Menschen, der weder richtig Mann noch richtig Frau war.

Enki jedoch machte ihre Gebrechen nicht ungeschehen, sondern gab jedem etwas zu essen und zu trinken und einen besonderen Platz in der Gesellschaft.

Dieses Gedankegut hat über 4`000 Jahre auf dem Buckel und zeigt uns, dass schon damals über Behinderungen nachgedacht wurde; nicht nur über Behinderungen sondern auch über Totgeburten und nicht Lebensfähige die nach der Geburt sterben.

Daraufhin schuf nun Enki ein Wesen, indem er eine andere Göttin schwängerte. Es war das Wesen Ummu'ul. Es war missgestaltet und behaart, es konnte weder denken, sehen noch hören. Die Rippen waren verdreht, die Organe krank, das Herz war krank, seine Hände und Beine lahm und das Rückgrat krumm. Ninmaḫ wusste nicht, was sie mit diesem Wesen machen sollte. Sie versuchte ihm Essen zu geben, es konnte aber nicht essen, sie versuchte ihm trinken zu geben, es konnte jedoch nicht trinken, sie machte ein Bett für das Wesen, das Wesen konnte aber weder stehen, sitzen noch liegen. Ninmaḫ musste eingestehen, dass sie nicht wusste, was sie mit Ummu'ul machen sollte und gab sich im Wettstreit geschlagen.[/b]

»Ninmaḫ musste eingestehen, dass sie nicht wusste, was sie mit Ummu'ul machen sollte und gab sich im Wettstreit geschlagen.«

Hier zeigen sich vier Aspekte:
1. Behinderte sind auch Gesellschaft
2. Behinderte werden durch göttliches Dekret in die Gesellschaftsstruktur mit eingeflochten
3. Gebrechen seien aus einem Götterwusel entstanden, der die betroffenen als Opfer dastehen lässt

4. Eine Gottheit musste eingestehen nicht zu wissen was sie mit Ummu`ul machen soll.
Jedenfalls wurde von Enki der Schaden seiner Machtdemonstration nicht behoben und das bedeutet, Entscheiden bleibt den Betroffenen überlassen.

@Killing Time
Der Begriff Mongo ist entwürdigend. Das fatale ist dass sogar ein Arzt unser Mädel als Mongo betitelte. Das macht der nie mehr denn ich hab ihm sehr deutlich klar gemacht dass Chantal das Down Syndrom hat und kein Mongo ist. Mich erinnert der Begriff irgendwie an einen Affen und das sind Menschen mit DS sicher nicht.

Zudem ist das Down Syndrom keine Krankheit sondern ein Gendefekt Das 21. Chromosom ist in jeder Zelle nicht zwei sondern dreimal vorhanden. Krank sind sie wenn sie Herzfehler haben oder einfach eine Grippe. Das DS ist ein Zustand den man nicht ändern oder heilen kann. Eine Krankheit kann man versuchen zu heilen aber das ist beim DS leider nicht möglich. Möchtest du sonst noch was wissen?

John Langdon Down der Entdecker des Gendefektes prägte den Begriff Mongolismus weil die Gesichtszüge den Mongolen ähnelten. Im übrigen hat sich das mongolische Volk erfolgreich dagegen gewehrt dass man Menschen mit DS weiterhin so nennt. Und ich finde das vollkommen in Ordnung. Das höchste der Gefühle wo ich nicht bissig werde ist wenn man Downie sagt alle anderen Begriffe bekommt meinem gegenüber nicht sooooo gut.

Ich würde ein behindertes Kind Abtreiben. Zwar nicht aus dem Grund, dass ich es abstoßend oder so finden würde, sondern weil es einfach in dieser Welt, dieser heutigen Zeit keine Chance hätte irgendwie glücklich zu werden, weil dieser Mensch bis aufs äußerste ausgeschlossen, verurteilt und abgeschoben werden würde, weil man in in unsere Gesellschaft nach Meinung vieler nicht integrieren könnte.

Ich frag mich ja immer, wie manche Menschen denken, sie könnten beurteilen was andere Menschen glücklich machen würde :ask:

Aber gut, behinderte Kinder abtreiben, ist sicherlich auch sehr förderlich für mehr Integration und Inklusion :Y:

Cherymoya schrieb:sondern weil es einfach in dieser Welt, dieser heutigen Zeit keine Chance hätte irgendwie glücklich zu werden

Welche Garantie hast du, dass ein gesundes Kind glücklich wird? Ist das nicht eine Anmaßung sondergleichen?

Aldaris schrieb:Welche Garantie hast du, dass ein gesundes Kind glücklich wird? Ist das nicht eine Anmaßung sondergleichen?

klar, es ist schon irgendwo unfair. Aber ein gesundes Kind hat von Anfang an mehr Chancen als ein behindertes Kind...

@Cherymoya

Du würdest ein behindertes Kind also abtreiben, weil du denkst, dass es vermutlich unglücklicher wird als ein gesundes Kind? Wie kannst du das voraussagen? Mal abgesehen davon, dass Glück kaum messbar ist.

Aldaris schrieb:Du würdest ein behindertes Kind also abtreiben, weil du denkst, dass es vermutlich unglücklicher wird als ein gesundes Kind?

ja aber es geht hier nicht unbedingt ums glücklich sein sondern um die Akzeptanz von anderen.

Aldaris schrieb:Wie kannst du das voraussagen?

Erfahrung.

Auf einer weiterführenden Schule, auf der ich mal war, gab es eine Klasse für geistig und körperlich behinderte Kinder. Viele von denen wurde von den "normalen" Kindern sehr ausgeschlossen und gemobbt, außerdem sind diese nach ihrem "Abschluss" weiter auf Sonderschulen oder in Heime oder Werkstätten.

Ich war einmal in einer Behindertenwerkstatt in Nassau. Dort habe ich mit den Heimbewohnern geredet. Viele, die irgendwie vertauen gefasst hatten, sagten mir, dass sie sehr unglücklich seinen und sich hier nicht wohl fühlen, sich aber keiner um sie kümmern kann und diese deshalb in diesem Heim wohnen müssen.

@Cherymoya

Und denkst du nicht, dass es die "Ausgrenzung" von behinderten Kindern und Menschen eher erhöhen würde, wenn alle Leute denken würden, dass man behinderte Kinder lieber abtreiben sollte?

Also besser wird die Situation so sicher nicht :D

Wobei ich auch anmerken muss, dass ich beispielsweise eher die Erfahrung gemacht hab, dass Behinderte inzwischen ganz gut integriert werden.

hexenlady schrieb:Möchtest du sonst noch was wissen?

Ja, na wie nennt man diese Menschen denn nun kurz und prägnant? "Mongo" ist politisch nicht korrekt und "Trisomialer" klingt etwas umständlich. "Mensch mit Downsyndrom" ist auch irgendwie zu lang. :ask: Da muss es also noch was Anderes geben.

@Cherymoya

Cherymoya schrieb:Ich war einmal in einer Behindertenwerkstatt in Nassau. Dort habe ich mit den Heimbewohnern geredet. Viele, die irgendwie vertauen gefasst hatten, sagten mir, dass sie sehr unglücklich seinen und sich hier nicht wohl fühlen, sich aber keiner um sie kümmern kann und diese deshalb in diesem Heim wohnen müssen.

Woher kommt solch eine Situation? Weil solche Erzeuger ihre Kiner, ihr eigenes Fleisch und Blut nicht lieben. Wie krank ist eigentlich unsere Gesellschaft?
Was macht man mit einem Menschen der , zb. durch ein Unfal oder Schlaganfall, behindert wird? TÖTEN, natürlich. BÄHHHHH, IHHHHH, du bist ja behindert. Weg damit. Der kann niemals mehr gllücklich werden. Also muß man den umbringen weil er nicht mehr glücklich werden kann. Stimmt, kann er auch nicht, weil die Menschheit sooooo krank ist.

@KillingTime

KillingTime schrieb:Ja, na wie nennt man diese Menschen denn nun kurz und prägnant?

Du sagst es selber, Menschen./B] Auch kannst man sagen Menschen mit dem DS- Syndrom. Irgendwie habe ich das Gefühl das behinderte Menschen, Menschen zweiter Klasse bei vielen sind.

Passt schön auf euch acht das ihr nicht selber lebensünwürdig werdet.

@Etta

Du sagst es selber, Menschen

Äh, dir ist aber schon aufgefallen, dass diese Leute sich von anderen Leuten unterscheiden, und zwar durch ihre Behinderung? Ich weiß ja nicht, wie es in deiner Welt ist, aber meine Welt ist vielfältig und hat auch entsprechende Benennungen.