@michmich schrieb:Zur Zeit beschäftigt mich die Frage, ob es möglich ist - bei geistiger Absichtslosigkeit - keine Krankheit wahrzunehmen.
Ich mache ständig die Erfahrung, dass ich nur das bemerken/wahrnehmen kann, worauf ich meine Aufmerksamkeit richte.
Dieses Richten ist grundsätzlich eine geistige Absicht, oder um es präziser zu sagen, eine Umsetzung des fundamental zugrunde liegenden Kommunikationsverlangens, obwohl es in vielen Situationen, beispielsweise Gefahrenmomenten, den Anschein hat, dass der Körper "selbständig" reagiert. Das sind außerordentlich wertvolle Funktionen, denen allerdings auch eine geistige Absicht zugrunde liegt. Sie ist in einem Bereich des Gehirns manifestiert, den die Gehirnforscher und Neurologen das "Reptiliengehirn" nennen. Dieser Bereich wird immer dann unverzüglich aktiv, wenn wir uns in Gefahrensituationen begeben, in denen wir denn entweder mit Kampf oder Flucht reagieren, um aus der Situation hinaus zu gelangen. Und da ist dann akribisches Denken nicht mehr gefragt, sondern unverzügliches Handeln. Aber es ist in jedem Fall immer eine umgesetzte geistige Absicht.
mich schrieb:"Etwas" zu tun, um "die Krankheit zu bekämpfen" ist dann die sicherste Methode, sie zu bekommen.
Ja, dieses Phänomen kenne ich auch.
Das funktioniert deswegen nicht, weil man durch die Abwehr noch mehr Energie (=Aufmerksamkeit) der Angelegenheit hinzufügt, die man eigentlich nicht haben will. Sie wird dadurch nur verstärkt. Was ja ganz verständlich ist.
Das beste und wirkungsvollste Mittel dagegen ist es, die Aufmerksamkeit von der Angelegenheit abzuziehen. Das ist allerdings sehr schwierig, weil wir weder in der Schule noch von unseren Eltern das Richten und Fokussieren unserer Aufmerksamkeit beigebracht bekommen haben. Leider, muss man sagen. Aber man kann es lernen. Es gibt zahlreiche Methoden und Techniken, die Aufmerksamkeit besser kontrollieren zu können, als sich ihr ausgesetzt zu fühlen.
Eine gute Methode ist es beispielsweise, seine Denkgewohnheiten zunächst zu erkennen und zu überprüfen "Brauche ich diese oder jene noch?" Denn Gewohnheiten wird man nicht eher wieder los, bevor man sich nicht darüber im Klaren ist, ob man sie überhaupt noch benötigt. Man hat sie ja jeweils nur aufgrund einer Überzeugung selbst erschaffen "Ich benötige, ich brauche dieses oder jenes". Also kann man sie auch wieder auflösen, in der man ihr keine Aufmerksamkeit mehr widmet. Leichter gesagt, als getan, wirst du jetzt zurecht sagen.
Unser sogenannter Verstand ist der Hüter aller Gewohnheiten. Er merkt sich alles, was funktioniert hat, macht es zu einem Programm, zu einer Gewohnheit, welche dann auf "Automatik" geschaltet wird, um ihn ähnlichen Situationen erneut so zu reagieren. Auf diese Weise entstehen beispielsweise alle Süchte und Abhängigkeiten. Man hat zwar jederzeit die Wahl "nehm ich das Zeug jetzt, oder nicht", doch der Verstand ist unverzüglich zu Stelle und liefert einem 1.000 gute Gründe, warum man das Zeug wieder nehmen soll. Warum? Der Verstand will immer Recht haben. Was er einmal gelernt hat, will auch angewendet werden.
Deswegen sagen beispielsweise Raucher, nachdem sie eine Mahlzeit zu sich genommen haben: "Ach, so eine Zigarette ist doch etwas herrliches!". Unsere Vernunft dagegen würde einen solchen Unsinn niemals sagen. Der Verstand will immer Recht haben und liefert jedem Abhängigen unglaublich viele Gründe, warum Rauchen so toll ist, warum man nicht vom Alkohol loskommt, warum ich Angst vor diesem oder jenem habe, etc. etc.
Der Verstand ist allerdings zugleich ein unglaublich wertvolles Hilfsmittel, denn auch die in ihm manifestierten geistigen Absichten, wie beispielsweise das Regeln der Verdauung, die Atmung, oder der in gewissem Umfang stattfindende Selbstheilungsprozess, und vieles mehr, sind ebenfalls prinzipiell nichts anderes als Gewohnheiten (geistige Absichten), die ständig ablaufen. Deswegen ist der Verstand unglaublich wertvoll, doch er ist nun mal auch der Hüter aller Denkgewohnheiten, und deswegen kann man sagen: Wer den Verstand zum Boss seines Denkens macht, ist verloren.
Die Kontrolle befindet sich "vor" dem Verstand. Du wirst immer nur das bemerken, worauf du diese Kontrolle (Aufmerksamkeit) richtest.