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Postmortem Fotografie

7.429 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Trauer, Memento Mori, Bilder Von Toten ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Postmortem Fotografie

26.05.2011 um 10:16
Zitat von AldarisAldaris schrieb:Trotzdem ändert das nichts an der Tatsache, dass diese Darstellung eines toten Menschens auch im Vorfeld von dem Toten selbst gewollt sein muss. Meiner Meinung nach.
Da diese Art der Fotografie zu dieser Zeit eine gaengige, uebliche Sache war, kannst Du davon ausgehen, dass niemand der Leute etwas dagegen gehabt hat. Du wirst ja auch nicht gefragt ob Du nach dem Tod beerdigt werden willst. Du wirst es einfach, weil das eben so ist. Genau so war das damals mit den Fotos.
Zitat von AldarisAldaris schrieb:Würdest du dich denn post mortem selbst so ablichten lassen
Wieso nicht? Solange ich ordentlich frisiert werde und nicht Scheisse aussehe, was spraeche dagegen? :)


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Luma30 Diskussionsleiter
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Postmortem Fotografie

26.05.2011 um 10:18
@Alarmi
Zitat von AlarmiAlarmi schrieb:Wieso nicht? Solange ich ordentlich frisiert werde und nicht Scheisse aussehe, was spraeche dagegen? :)
Find ich gut! :-)


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26.05.2011 um 10:23
Zitat von AlarmiAlarmi schrieb:Da diese Art der Fotografie zu dieser Zeit eine gaengige, uebliche Sache war, kannst Du davon ausgehen, dass niemand der Leute etwas dagegen gehabt hat. Du wirst ja auch nicht gefragt ob Du nach dem Tod beerdigt werden willst. Du wirst es einfach, weil das eben so ist. Genau so war das damals mit den Fotos.
Ja, das verstehe ich schon. Es verträgt sich trotzdem nicht mit meiner Einstellung diesbezüglich. Vielleicht projeziere ich auch gerade die Vergangenheit auf die Gegenwart. Wenn du sagst, dass es eine gängige Sache war, dann lassen wir das mal so stehen.
Zitat von AlarmiAlarmi schrieb:Wieso nicht? Solange ich ordentlich frisiert werde und nicht Scheisse aussehe, was spraeche dagegen? :)
Würd ich niemals wollen. Da lasse ich lieber 2 Millionen Fotos zu Lebzeiten von mir machen; wo ich noch lächeln kann und mich niemand herrichten muss.


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26.05.2011 um 10:29
@Aldaris
Da hast Du es...Du KANNST 2 Millionen Fotos von Dir machen lassen wenn Du noch lebst, denn Du hast eine Digitalkamera und musst nur mal auf den Ausloeser druecken. Du musst keinen Fotografen kommen lassen, riesige Apparate aufbauen lassen und hast auch keine 15 Minuten Belichtungszeit. Dich kostet ein Foto kein kleines Vermoegen. Du hast Fotos von Dir und den Menschen die Du liebst. Damals war das nicht so, und bevor man dann keinerlei Erinnerung an jemanden hatte, wurde lieber noch ein Foto von dem Verstorbenen gemacht.

Abgesehen davon gehoerte der Tod damals einfach zum Leben dazu. Ein Foto von einem Verstorbenen hatte zu dieser Zeit denselben Stellenwert wie ein Hochzeitsfoto. Diese Scheu vor dem Tod ist eine moderne Angelegenheit.


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26.05.2011 um 10:35
Zitat von AlarmiAlarmi schrieb:Da hast Du es...Du KANNST 2 Millionen Fotos von Dir machen lassen wenn Du noch lebst, denn Du hast eine Digitalkamera und musst nur mal auf den Ausloeser druecken. Du musst keinen Fotografen kommen lassen, riesige Apparate aufbauen lassen und hast auch keine 15 Minuten Belichtungszeit. Dich kostet ein Foto kein kleines Vermoegen. Du hast Fotos von Dir und den Menschen die Du liebst. Damals war das nicht so, und bevor man dann keinerlei Erinnerung an jemanden hatte, wurde lieber noch ein Foto von dem Verstorbenen gemacht.
Ich sage das hier nicht oft, also klopf dir auf die Schulter: Du hast wohl recht! Auch wenn meine moralischen Bedenken weiterhin Bestand haben.
Zitat von AlarmiAlarmi schrieb:Diese Scheu vor dem Tod ist eine moderne Angelegenheit.
Du meinst also, dass die Menschen damals keine Scheu/Angst vor dem Tod hatten. Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Die einzige Erklärung wäre höchstens, dass der Glauben damals noch fester in das Leben integriert wurde und man sich sicherer war, dass man nach dem Sterben in den/die Himmel/Hölle kommt. Die Angst vor dem Tod rührt ja hauptsächlich daher, dass man nicht weiß, was danach geschieht; abzugrenzen von der Angst vor dem Sterben.


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26.05.2011 um 10:37
Zitat von AlarmiAlarmi schrieb:Abgesehen davon gehoerte der Tod damals einfach zum Leben dazu. Ein Foto von einem Verstorbenen hatte zu dieser Zeit denselben Stellenwert wie ein Hochzeitsfoto. Diese Scheu vor dem Tod ist eine moderne Angelegenheit.
Eine treffende Aussage, die es genau auf den Punkt bringt.
Und der Verweis auf das Hochzeitsfoto erklärt sehr gut den Wert, welche das Portraitieren Verstorbener für die Menschen damals hatte.

Ich persönlich würde mir wünschen, das wir den Tod einfach zum Leben gehörend, denn er steht am Ende, begreifen.
Und nicht als etwas abstoßendes verleugnen.


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26.05.2011 um 10:40
@Aldaris
es ist für mich tatsächlich so, daß viele Menschen, die Angst vor dem Tod haben, etwas verwechseln.
Sie haben eigentlich keine Angst vor dem Tod, sondern vor dem Sterben, weil sie einfach nicht wissen, was auf sie zukommt.
Der Sterbeprozess kann qualvoll, langwierig und schmerzhaft sein. Das macht ihnen wirklich Angst, vielleicht zu ertragene Qualen und Schmerzen.
Der Tod wäre aber die Erlösung davon.


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26.05.2011 um 10:45
@cute_lenore

Genauso ist es bei mir auch. Der Tod an sich macht mir nichts aus, auch wenn ich nicht weiß, was danach kommt. Aber die Angst, elendig zu verrecken, vielleicht monatelang im Krankenhaus zu liegen, nicht mehr selbstständig handeln zu können, im Wachkoma jahrelang vor sich in zu vegetieren; das ist es, was mir, wenn ich darüber nachdenke, wirklich ein bischen Sorge bereitet.

Bevor es soweit kommt, gebe ich mir lieber die Kugel.


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26.05.2011 um 10:50
Zitat von AldarisAldaris schrieb:Ich sage das hier nicht oft, also klopf dir auf die Schulter: Du hast wohl recht!
Klopfklopfklopf :)
Zitat von AldarisAldaris schrieb:Du meinst also, dass die Menschen damals keine Scheu/Angst vor dem Tod hatten.
Angst hatte der Mensch schon immer vor dem Tod und er wird auch immer welche haben, denn er bedeutet das Ende oder, wenn man tiefglaeubig ist, zumindest eine Veraenderung. Die meisten haben Angst vor dem Unbekannten.

Scheu vor dem Tod hatten die Menschen damals nicht, jedenfalls nicht in dem Masse wie heute, dass man sofort hysterisch wird wenn man eine Leiche sieht. Der Tod gehoerte insofern zum Leben dazu, dass die Leute noch zu Hause im Kreise der Familie gestorben sind, und nicht im Krankenhaus oder Altenheim. Der Tote wurde von der Familie gewaschen, hergerichtet und aufgebahrt, sodass alle Freunde und Verwandten Abschied nehmen konnten.

Das ist uebrigens in gut katholischen Familien heute noch der Fall und wird besonders in Italien praktiziert.


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26.05.2011 um 10:56
Zitat von AlarmiAlarmi schrieb:Scheu vor dem Tod hatten die Menschen damals nicht, jedenfalls nicht in dem Masse wie heute,
Eine interessante Fragestellung wäre ja folglich: Warum sich diese Einstellung der Menschen zum Tode so verändert hat! Ich schätze schon, dass es mit dem Rückgang des Glaubens zusammenhängt, würde mich da aber nicht hunderprozentig festlegen wollen.

Mir ist auch schon aufgefallen, dass beispielsweise bestimmte Naturvölker überhaupt kein Problem mit dem Tod haben. Die gehen damit völlig anders um. So zumindest erinnere ich mich an eine Dokumentation.

Edit: Btw .. Maße nicht Masse .. :D


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26.05.2011 um 10:58
@Aldaris
Es hat sowohl mit dem Glauben zu tun als auch damit, dass uns der Tod heute im Grunde fern ist, wenn wir nicht in einem entsprechenden Beruf arbeiten. Wir kommen mit Krankheit und Tod nur begrenzt in Beruehrung, und viele meiden alles, was damit zusammenhaengt. Alte Leute bekommen im Heim nicht umsonst so wenig Besuch. Frueher war das anders - die Leute wurden zu Hause alt und starben auch zu Hause.


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26.05.2011 um 10:59
Zitat von AldarisAldaris schrieb:Btw .. Maße nicht Masse ..
Ich habe leider eine Amerikanische Tastatur...anders ist es nicht moeglich!


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26.05.2011 um 11:03
@Alarmi

So, wie ich dich verstehe, sprichst du also von einer Art Entfremdung bzgl. des Themas Sterben und Tod; verstehe ich das richtig? Wenn man so darüber nachdenkt, dann stellt sich mir die Frage, ob diese Entwicklung in eine falsche Richtung gegangen ist / geht. Schließlich gehört der Tod zum Leben dazu, und sich zu Lebzeiten schon Paranoia zu machen, ist rational betrachtet unsinnig.


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26.05.2011 um 11:07
@Aldaris
es hängt nicht nur mit der Religion zusammen, sondern auch mit der Medizin, sie ist fortschrittlicher und viele erhoffen sich dadurch ein ewiges Leben. Krankheiten werden weggeschoben, ich bekom doch keinen Krebs etc. Ausserdem ist der Tod eine Art tabu, früher waren in Krankenhäusern Leichenwagen zu sehen die Tote abgeholt haben und heute? Wird die Leiche sehr unauffällig wegtransportiert, dass bemerkt kaum jemand (habe selber mal n Moment im KH gearbeitet, alles schnell schnell husch husch). Kannst dir allgemein die Lebenserwartungen von früher und jetzt anschauen, nur als Beispiel, 1929 wurde ein Mensch mit Down-Syndrom ca. 9 Jahre alt, 2004 locker 60. Wieso? Wegen der medizinischen Fortschritte. Wenn du 1929 gelebt hast, und wusstest, dass dein Kind vielleicht 9 Jahre alt wird, dann hast du es akzeptiert nach den Trauerphasen. Heute denkt jeder "ach das hat nur der Arzt gesagt", es werden Fälle im Internet gesucht die was anderes beweisen, "bis dahin entwickeln sie ein Medikament dass" etc. Menschen werden am Leben erhalten weil Angehörige nicht loslassen können usw.


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26.05.2011 um 11:09
Zitat von AldarisAldaris schrieb:So, wie ich dich verstehe, sprichst du also von einer Art Entfremdung bzgl. des Themas Sterben und Tod; verstehe ich das richtig?
Das verstehst Du ganz richtig, und ich halte es fuer grundfalsch! Nur wer sich seines Todes bewusst ist, weiss sein Leben naemlich zu schaetzen.


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26.05.2011 um 11:12
@darkylein
@Alarmi

Also führt (unter anderem) die Nichtakzeptanz des Todes bzw. ein fehlendes Bewusstsein, wann und wie der Tod eintritt, zu einer Angst vor diesem?


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26.05.2011 um 11:24
@Aldaris

Meiner Meinung nach schon. Wer den Tod wie selbstverstaendlich ins Leben integriert, hat auch weniger Angst davor. Ich war dabei, als meine Oma gestorben ist, und fuehle mich seitdem sehr viel ruhiger, was dieses Thema angeht.


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26.05.2011 um 11:27
@Aldaris
ja und ich denke die Ungewissheit, was ist danach? Ich bin z.b. nicht gläubisch und bezweifle das es danach noch gross weitergeht, schliesse dies aber nicht aus.

Man darf dies aber nicht unterschätzen, der Tod ist nunmal gross und beängstigend, niemand von den Toten kam zurück und konnte erzählen wie sich sterben anfühlt. Wer schon Sterbende begleitet hat, weiss, dass es von ruhig und friedlich einschlafen auch in eine andere Stufe gehen kann die selber auch beängstigt. Die Medizin lässt das thema auch nicht los, ich erinnere mich an eine Doku die wir in der Schule geschaut haben, ich werde die genauen Dinge nicht nennen, denn dann würde ich einigen gewisse Illusionen nehmen, aber ich hab mir gedacht, als ich es geguckt habe, dass man es einfach hätte lassen sollen, es muss nicht alles so krass erforscht werden.

Auch jeder der den Tod akzeptiert, soll sich mal fragen, was wäre wenn ihr nun (heute) Diagnose Krebs erhaltet, oder einen Verkehrsunfall habt und schwer verletzt im KH liegt. Würdet ihr euch damit abfinden? Einfach so? Wahrscheinlich nicht, wieso nicht? Weil es in der Natur des Menschen liegt. Ihr werdet die Trauerphasen durchgehen und vielleicht doch im Sterbeprozess Angst und Panik bekommen...

..es ist kein einfaches Thema.


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26.05.2011 um 11:29
@Aldaris
Keine Angst vor dem Tod zu haben waere allerdings fatal fuer den Fortbestand der Menschheit. Das wuerde leichtsinnig machen. Man sagt nicht umsonst, dass nur dumme Menschen vor nichts Angst haben.


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26.05.2011 um 11:56
Zitat von darkyleindarkylein schrieb:Auch jeder der den Tod akzeptiert, soll sich mal fragen, was wäre wenn ihr nun (heute) Diagnose Krebs erhaltet, oder einen Verkehrsunfall habt und schwer verletzt im KH liegt.
Tja, solche Sachen habe ich mich schon öfters gefragt, aber jene Gedanken machen nicht gerade gute Laune. Da sollte man sich nicht mit verrückt machen. Wenn es "soweit ist", dann kann man sich damit auseinandersetzen. Wie gesagt, über solche Situationen habe ich auch schon nachgedacht. Manche macht gerade das krank ->Hypochonder etc.


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