Postmortem Fotografie

nanu schrieb:Oder es ist ein "Blödsinnsfoto".

Das wäre durchaus eine Möglichkeit.

Mazehare schrieb:Okaaay, das ist schräg, was denn nun, Bamberg oder USA?

Siehste. Und wieder ein Verdachtsmoment mehr.

off-peak schrieb:Siehste.

Oder er stammte aus Deutschland. Der Name Stenger kommt in lutherischen Aufzeichnungen vor und in den USA gab es so einige deutsche, lutherische Auswanderergemeinden.

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"Oh mann, ich darf jetzt NICHT lachen... Ich muss aber lachen. Oh MANN!"

Ein Sterbezimmer im Bregenzerwald, um 1900; Bregenzerwald Archiv

Quelle: https://www.kultur-online.net/inhalt/sterbstund

Sigrid Polacek; 26. April 1915 München, bis 24. September 1933, Bludenz

Quelle: https://www.kultur-online.net/inhalt/sterbstund

nanu schrieb:Mit Blödsinsfoto meine ich ein gestelltes Foto, Studentenstreich o.ä. Einer Lebender wird aufgebahrt, wie wenn er verstorbenen wär. Augen zu, Hände gefaltet und Blick auf die stacheligen Beine.

Ich will da ja auch nicht pietätlos wirken, wenn er verstorben war. Aber aus der Perspektive sehen die Hände schon arg lebendig gefaltet aus. Versteht ihr was ich meine? Meist sehen die ineinander verschränkten Hände bei Verstorbenen eher ... unnatürlich... aus.

Nochmal zu dem jungen verstorbenen Mann.

Vor lauter gefakten Bildern, sieht man manchmal die schlichte Wahrheit nicht mehr.

Das Hemd, das der junge Mann trägt, ist sein Totenhemd, nichts weiter. Ohne Strümpf und Schuhe, barfuß, die Beine sind nackt. Kein Satin ausgeschlagener Sarg. Einfach aufgebahrt, aber mit den Insignien des Glaubens zur Ruhe gebettet.
Vielleicht war er ein Priester.
Dabei ist es egal, ob in Bamberg oder den USA verstorben

Mazehare schrieb:Ein Sterbezimmer im Bregenzerwald, um 1900; Bregenzerwald Archiv

Das erinnert mich an ein anderes Bild, dass wir hier schon gesehen haben. Ich vermute, dass es sich um die gleiche Familie handelt. Ich muss mal suchen, aber der kleine Junge kommt mir sehr bekannt vor.

Mazehare schrieb:Oh MANN!"

Mailaika schrieb:Das erinnert mich an ein anderes Bild, dass wir hier schon gesehen haben. Ich vermute, dass es sich um die gleiche Familie handelt. Ich muss mal suchen, aber der kleine Junge kommt mir sehr bekannt vor.

Beitrag von cute_lenore (Seite 339)

Dieses meine ich. Ist das die selbe Familie? Vll täusche ich mich auch und der Junge kommt mir nur so bekannt vor, weil wir das Bild hier vll schon hatten und sein Gesichtsausdruck sehr besonders ist.

@nanu
ich denke das sagt alles,
plausible Erklärung, ;)

@Mailaika
eher nicht,
die Bilder stammen aus vollkommen verschiedenen Regionen (Norwegen - Österreich)
eine Querverbindung ist da für mich sehr unwahrscheinlich.

Die Gesichter dar Familienmitglieder drücken auf beiden Aufnahmen die selbe Trauer und
Fassungslosigkeit über den Verlust aus.

Interessant aber wäre der Gesichtsausdruck des kleineren Jungen oben auf dem Bild.
Täuscht es, oder lächelt er sogar ?

cute_lenore schrieb:Interessant aber wäre der Gesichtsausdruck des kleineren Jungen oben auf dem Bild.
Täuscht es, oder lächelt er sogar ?

Er schaut auf jeden Fall sehr verschmitzt, deswegen ist er mir ja auch aufgefallen. Aber vll war das gerade der Moment des Auslösens und kein Hinweis auf seinen generellen Gemütszustand in der Situation.

cute_lenore schrieb:die Bilder stammen aus vollkommen verschiedenen Regionen (Norwegen - Österreich)
eine Querverbindung ist da für mich sehr unwahrscheinlich.

Ja, wahrscheinlich hast du Recht und der Kleine kommt mir nur so bekannt vor, weil wir das Bild hier früher schon gesehen haben.

Das ist der typische Gesichtsausdruck, den man bei Kindern, aber auch Erwachsenen sieht, die noch nicht so ganz genau wissen, was gerade passiert, aber sie spüren, dass es kein Moment zum Lachen ist, müssen aber lachen, z.B. weil die Mutter (?) so "komisch" guckt, weil alle so "komisch" ernst sind und gucken, weil man etwas gemacht hat, für das man mindestens eine Ermahnung erwartet, weil man nervös/überfordert ist u.s.w.
Man weiß, dass man gerade in dem Moment vor allem NICHT lachen soll, und genau dann bekommt man einen Lachanfall.

Zum Vergleich:

Es gibt ja so einige Fotos mit Geschwistern/anderen Kindern, hier ein Beispiel aus NRW:

Sammlung Ignaz Böckenhoff: Raesfeld in den 1930er bis 1960er Jahren | marsLWL

Quelle: Pinterest

Ach Gott. Das geht mir grad richtig nah. Sie nehmen Abschied von ihrem jüngsten Geschwisterchen.

Jedes Kind hat einen anderen Gesichtsausdruck, alle scheinen sich der Situation bewusst. Was sie wohl gedacht haben? Ich finde es schön, dass sie ein eigenes Ritual haben, durch das sie aktiv am Abschied teilhaben und das sie alle noch einmal miteinander verbindet.

sehr schönes Totenportrait aus Norwegen, gegen Ende des 19.Jahrhunderts

ein verstorbenes Mädchen, wurde in seinem Sonntagskleid auf einer Art Couch oder Sessel zu Hause
aufrecht sitzend aufgebahrt.
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Dieser Thread fasziniert mich sehr !
Wie " normal" in früheren Zeiten der Umgang mit dem Tod war ! Es gab kaum Verdrängungs-
möglichkeiten, die Endlichkeit des Lebens war schon Kindern bewusst .
Vor Jahren löste ich u.a. mit meiner Mutter den Haushalt der Großeltern auf. Dabei fanden wir
auch ein solches Foto, ein Kleinkind von ca. 2 Jahren aufgebahrt im Sarg, wie friedlich schlafend.
Das Foto muss um 1890 in Ostpreußen entstanden sein .
Tragischergerweise konnten wir nie verifizieren um welches Kind es sich gehandelt hat. Vermutlich
ein Geschwisterkind der Oma meiner Mutter. Es stand nur der Stempel eines Fotografen auf der
Rückseite, man halt also zu dem traurigen Anlass einen Fotografen ins Haus kommen lassen......

sommernacht88 schrieb:Dieser Thread fasziniert mich sehr !
Wie " normal" in früheren Zeiten der Umgang mit dem Tod war ! Es gab kaum Verdrängungs-

Ja finde ich auch, allerdings macht mir es auch irgendwie Angst, weil ich immer noch den Tod erschreckend finde.

@Mazehare

sommernacht88 schrieb:Es stand nur der Stempel eines Fotografen auf der
Rückseite, man halt also zu dem traurigen Anlass einen Fotografen ins Haus kommen lassen......

wie hieß denn der Fotograf., ist zwar schon verdammt lange her., aber oft findet das Internet noch etwas .

LG

@sommernacht88

Genau aus dem von Dir genannten Gründen finde ich es nachvollziehbar, daß früher von den meisten Verstorbenen ein letztes
Erinnerungsbild gemacht wurde.
Auf den letzten Bildern weiter oben siehst Du sehr schön, daß es auch für die Kinder der Familie nichts außergewöhnliches war,
sich von einem verstorbenen Familienmitglied an der Totenbahre zu verabschieden.

Oft finden sich solche Fotos auch in Nachlässen von lange verstorben Familienmitgliedern, bei Haushaltsauflösungen u.ä.
Wenn die Bilder nicht zufällig beschriftet sind oder ein Familienmitglied greifbar ist, welches die Person kennt, bleiben Identität und Todesumstände oft leider unbekannt.

Leider ist das Foto nicht mehr in meinem Besitz, eine andere Verwandte nahm es mit anderen alten
Fotografien an sich. Damals fand ich das Foto- ehrlich gesagt- etwas befremdlich, hatte mich mit dem
Thema Postmortem-Fotografie noch nie auseinander gesetzt. Innerhalb der Familie wird erzählt das
kleine Kind (sah wie ein Mädchen aus war aber angeblich ein Junge) sei auf dem Bauernhof der Urgroß-
eltern beim Spielen verunglückt. Es muss sich wohl um das Erst-oder Zweitgeborene gehandelt haben.
Leider ist noch nichtmal mehr der Vorname überliefert; die überlebenden Kinder waren alle jünger.

Wir waren alle sehr erstaunt das relativ viele Fotografien 1945 mitgenommen wurden, also auf der Flucht.
Aber wahrscheinlich aus heutiger Sicht dennoch gut nachvollziehbar......

sommernacht88 schrieb:Innerhalb der Familie wird erzählt das
kleine Kind (sah wie ein Mädchen aus war aber angeblich ein Junge) sei auf dem Bauernhof der Urgroß-
eltern beim Spielen verunglückt

Verstorbene Kleinkinder wurden damals in weißen Kleidern und mit Blumen geschmückt
aufgebahrt. Das Geschlecht des aufgebahrten Kindes war oft schwer erkennbar, wenn der Name nicht bekannt war.

Neben Krankheiten waren Unfälle damals eine sehr häufige Todesursache unter Kindern und Jugendlichen.
Kinder waren viel mehr draussen zum Spielen und das oft unbeaufsichtigt.
Da konnte, Abstürzen beim Klettern, von herabfallenden Gegenständen erschlagen oder Ertrinken beim Baden in Flüssen und Seen.
Oder Wundinfektionen, nachdem sich scheinbare Bagatellverletzungen entzündet hatten.

Zwei recht interessante Aufnahmen aus Norwegen.
Aufbahrung einer jungen Frau und eines Mannes in einem Saal.

Da weder Jahr noch Datum genannt sind, weiß man nicht, ob der Tot der beiden
in unmittelbarem Zusammenhang stand, sie gemeinsam oder kurz hintereinander verstarben.

Offensichtlich stammen sie aus der selben Familie, wahrscheinlich gehobenen Standes.
Vielleicht waren sie sogar verheiratet.

Genau weiß man es leider nicht.

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Auffallend auch die vollkommen gegensätzlichen Perspektiven aus denen Fotografiert wurde. Von oben, aus der Totalen auf den offenen Sarg herab und von vorne, aus dem Blickwinkel der Abschied nehmenden.
Sehr kahl und schmucklos arrangiert die Aufbahrung des Mannes, währen der Sahl für die Verstorbene mit Blumen dekoriert wurde.