Hallo an alle die hier schreiben und lesen,
ich habe nun einige Zeit gebraucht, um mich durch dieses Thema zu lesen. Da ich selbst absolut besessen bin vom Fotografieren, war ich sehr erstaunt, noch nie von Postmortem Fotografie gehört zu haben. Das es heute bei Babys, Sternenkinder etc. gemacht wird, war mir bewußt. Aber das Tote wie Lebende in eine Gruppe gesetzt werden, daß damals Halteständer benutzt wurden etc. - das ist mir vollkommen neu. Naja, selbst Schuld. Die Geschichte der Fotografie hat mich bisher nie gereizt (kam mir immer so unendlich technisch vor), was sich mit diesem Thread hier schlagartig geändert hat. Alles hat seine Zeit, wie es so schön heißt.
Ich weiß gar nicht, wie ich jetzt weiter machen soll, vermutlich wird dieser erste Beitrag von mir ein totales Durcheinander, weil mir einiges durch den Kopf schwirrt.
Ich bin auf dieses Forum und Thema gestossen, weil vor kurzer Zeit der Partner meiner Mutter gestorben ist (für alle sehr plötzlich) und ich gerne von ihm Abschied genommen hätte. D.h. ich hätte ihn gerne noch mal gesehen. So begann ich zum Thema "Verstorbener, Foto" zu googeln. Soweit ich weiß, hat niemand ein Foto von ihm gemacht (ich hatte meine Mutter gefragt, ob sie es tun würde, sie war davon aber nicht sehr begeistert. Ich selbst konnte nicht teilnehmen, da ich zu weit weg wohne und eben alles so plötzlich geschah).
Jedenfalls soll er sehr gut ausgesehen haben - ihrer Beschreibung nach. Was wohl bestätigt, was viele hier geschrieben haben. Zum einen das die Toten entspannt und friedlich aussehen, zum anderen, daß es bei der Trauerbewältigung helfen kann, die geliebten Personen noch mal zu sehen.
Es paßt vielleicht nicht hierher, aber vielleicht weiß ja doch jemand was. Kann eine Leiche auch bluten? Die betroffene Person ist vermutlich an einer Lungenembolie verstorben mit gleichzeitigem Herzstillstand bzw. Herzinsuffienz (wird das so geschrieben)? Ursache, eine Thrombose. Im Kopfbereich soll sich aber ein größerer Fleck Blut befunden haben - kann das denn sein? Eine Obduktion wurde von den Kindern abgelehnt. Mich läßt das nicht so recht los.
Zu den Fotos selbst. Ich finde sie auf ihre Weise auch "schön", wenn auch tragisch. Wie vielen anderen, wird mir auch bei den Kinderbildern ganz weh ums Herz. So ganz ohne Drücken im Bauch konnte ich mir die Bilder auch nicht ansehen. Vor allem wurde es mir irgendwann zu viel (ist wohl klar bei so vielen Seiten) und ich habe die einzelnen Links nicht mehr angeklickt.
Dennoch haben aus meiner Sicht solche Bilder ihre Berechtigung, ebenso Bilder von Frühgeboren (verstorben) oder Babys an Schläuchen angeschlossen.
So lange habe ich diese Meinung noch nicht. Als ich vor einigen Jahren eine Homepage sah, die eine Mutter für ihr Kind machte, welches den Freitod gewählt hatte, war ich total geschockt. Wie kann sie sowas nur machen? Es aller Welt mitteilen?
Heute verstehe ich es, wenn auch zum Glück nicht durch eigene Erfahrungen, die ich ehrlich gesagt auch niemals machen möchte.
Ob es nun richtig ist, all diese Bilder zu veröffentlichen? Tja, ich weiß es nicht. Wenn mich jemand als Leiche fotografieren und das dann veröffentlichen würde, wäre es mir wohl wurscht (sofern angekleidet, etc.). Ob ich immer noch so empfinde, wenn es soweit ist - wer weiß. Oder sollte es ein Leben danach geben, wer weiß wie mein Geist dann denken würde?
Was mir die ganze Zeit beim lesen hier nicht aus dem Kopf ging, war immer die Angabe von 15 Minuten Belichtungszeit. Und wie die Fotografen es geschafft haben, daß die Augen scharf sind. Denn niemand kann 15 Minuten lang die Augen offen halten, ohne zu blinzeln. Eine Hand die wackelt, wird unscharf - ein Auge was sich öffnet und schließt, auch. Da konnte irgendwas nicht stimmen, es sei denn, ich unterliege irgendeinem Denkfehler.
Also googelte ich ein wenig (falls das schon wer entdeckte, dann habe ich es überlesen. Ich gestehe, ich habe zum Ende vieles dann nur noch überflogen, da es einfach so viel war und sicher auch einiges schon wieder vergessen). Wikipedia:
" Die immer noch verhältnismäßig lange Belichtungszeit konnte aber bereits Anfang 1840 ganz erheblich von 15 Minuten unter günstigen Lichtverhältnissen auf 45 Sekunden gesenkt werden, als die aufgrund ihrer Operngläser bekannte und seit 1756 bestehende Wiener Firma Voigtländer das erste analytisch berechnete Objektiv, das Petzvalobjektiv, vorstellte.[2]"
"Nach 1839 arbeiteten zahllose Forscher an der Verbesserung der fotografischen Verfahren. Weitere lichtempfindliche Silbersalze wurden entdeckt, die Linsen für die Camera obscura wurden verbessert, erste lichtstarke Objektive wurden gebaut (Petzval – Lichtstärke 3,7 für die Voigtländer-Metallkamera) und vor allem die Belichtungszeiten verkürzt.
Zu den Verbesserungen der Verfahren zählen die Verwendung von:
albuminisierten Glasplatten (Abel Niépce de St. Victor, 1847; Albumin-Verfahren),
albuminisiertem Papier (Louis Désiré Blanquart-Evrard, 1850)
Wachspapier (Gustave Le Gray, 1850) und der
Kollodium-Nassplatte (Frederick Scott Archer, 1851; engl. wet plate process).
Uran-Kollodium (Wothlytypie von Jacob Wothly, 1864)
Die Belichtungszeiten konnten bereits beim Albuminverfahren auf etwa 20 Sekunden reduziert werden, was erstmals die Abbildung von lebenden Objekten ermöglichte (Visitenkartenporträts, insbesondere von André Adolphe-Eugène Disdéri ab 1854). Die Kollodium-Nassplatte verkürzte die Belichtungszeit weiter auf wenige Sekunden."
Sehr interessant auch hier:
http://www.berliner-fotografenateliers.de/pdf/Anna-LuiseWenske_Bachelorarbeit.pdf (Archiv-Version vom 17.06.2023)(ich weiß nicht mehr, ob es von jemanden hier verlinkt war - Berlin, da gab es doch die nette Professorin - oder ob ich es bei meiner Suche zur Fotogeschichte fand)
Dort stehen auch minimale Belcihtungszeiten ab 1841 - Portrait in Sonne, 2 - 3 SEKUNDEN!, im Schatten, bei guter Witterung: 10 - 12 SEKUNDEN!!
Dennoch, laut dieser Bachelorarbeit, wurden diese Stützten verwendet - bei Lebenden (auf Tote wurde nicht eingegangen).
Interessant, wie so ein Fotoatelier aussah. (ich beziehe mich jetzt auf die verlinkte Arbeit): meist oben in einem Haus mit breiter Glasfront, damit genügend Licht herein fällt. Aufgehellt durch weiße Schirme, Gardinen, Blendhilfen.
Später im Text steht zur Kinderfotografie, daß es eine Zeit gab, in welcher weisse Kleidung empfohlen war - vermutlich, um die Belichtungszeit zu verkürzen.
Was mir weiterhin auffiel (bezieht sich auch noch auf die Arbeit) - die Personen wurden durchaus retuschiert (Falten beseitigt, Haare dazu gemalt, Taille verkleinert!! - irgendwer fragte einst, ob die Menschen damals schöner waren) und weiss/hell geschminkt, damit Hautunreinheiten nicht zu sehen sind. Denn rot sieht auf einem Schwarzweiss- Bild Schwarz aus (es sei denn, man neutralisiert das mit einem Farbfilter, die gab es damals aber sicher noch nicht). Kann jeder selbst ausprobieren, mit einem Fotoprogramm. Bild in schwarz-weiss umwandeln, den Rotregler mal in die eine, mal in die andere Richtung schieben - das kann schon gruselig sein!
D.h. auf einigen Fotos wurde hier diskutiert über schwarze Hände usw. Es KÖNNTE ja sein, daß es keine Leichenverfärbungen sind, sondern eben rote Hände (Kälte, Sonnenbrand - was auch immer), die vielleicht nicht mitgeschminkt wurden. Ebenso Verfärbungen im Gesicht.
Die Körperhalter wurden zum Teil karrikatiert, sich also lustig drüber gemacht.
Es gibt in dem Text auch Angaben wie schwer diese Ständer waren (36 - 40 Pfund, z.B. die stehenden Aparate).
So gab es auch unterschiedliche Haltegabeln für den Kopf - je nach Mode/Frisur der Damen.
Teilweise wurden diese Halter dann aus dem Foto wegretuschiert (also unten die Füße, die man auf einigen Fotos sieht, z.B.).
Letztendlich wird über die Kinderfotografie geschrieben. Da tauchen auch die verhüllten Personen auf usw. Was gemacht wurde, damit die Kinder in eine bestimmte Richtung schauen usw. Es lohnt sich echt, da mal rein zu schauen. Seitdem ich das gelesen habe, sehe ich die Bilder hier im Thread etwas anders. Manche "toten Augen" sind womöglich einfach eine Art Doppelbelichtung, da geblinzelt. Und wurden deswegen womöglich nachgearbeitet?!
Ich schicke das jetzt mal so ab, durch den Kopf geht mir an sich noch viel mehr... Wenn das hier schon so auftauchte, dann entschuldigt bitte. Ich werde hier sicher noch so einiges nachlesen, noch mal anschauen - und dann mit Ruhe und nicht in so einem riesigen Rutsch wie die letzten Tage.
LG hewi
(weiß jemand zufällig, wie empfindlich die Platten damals waren? Also die Fotoplatten? Vergleichbar mit ISO 50, 100 oder... ??? )
scheinbar wurde der post nicht versendet... Nächster Versuch...