so, hier mal was zur Literatur......Übersetzungen von Kinderbüchern etc.
http://www.scilogs.de/wblogs/blog/sprachlog/sprachwandel/2011-08-08/pippi-langstrumpf-negerprinzessin-und-uebersetzungsproblem........
Wenn wir davon ausgehen, dass Astrid Lindgren nicht nur keine negativ konnotierten Wörter verwenden wollte, sondern sogar aufgeschlossen für alles Fremde -- in diesem Fall für die Bewohner der Südsee -- war, dann können wir versuchen, diese Aufgeschlossenheit mit zu übertragen. Dazu müssen wir aber in den Inhalt der Geschichten eingreifen, denn diese sind -- egal, wie aufgeschlossen und tolerant Lindgren war oder nicht war -- von Anfang bis Ende von einem tiefgreifenden Rassismus durchdrungen.
Das fängt mit der relativ trivialen Tatsache an, dass die Bewohner der Südsee schlicht keine schwarze Haut haben, und dass allein die Idee, dass alle „Fremden“ Schwarz sein müssen ein koloniales Herrschaftsdenken spiegelt, das einem kalte Schauer den Rücken herunterlaufen lassen würde -- wenn dieses Denken nicht so tief verankert wäre, dass wir es kaum bemerken........
Das Problem an dieser Passage (und an den Büchern insgesamt) ist tatsächlich gar nicht die Sprache. Es ist die Idee, dass es sinnvoll ist, Menschen nach ihrer Hautfarbe zu kategorisieren, dass man Menschen (mit bestimmten Hautfarben) besitzen kann, dass man Hautfarben mit der Einfärbung durch Schuhcreme vergleichen kann. Diese Ideen bleiben auch bei einer guten Übersetzung Teil des Textes.
http://www.scilogs.de/wblogs/blog/sprachlog/kultur/2011-08-11/pippi-geh-von-bordhier wird dann auch Huckleberry Finn und Onkel Toms Hütte aufgegriffen.......
Und natürlich birgt ein unbedachtes und allzu forsches Überarbeiten von Texten die Gefahr, dass dabei historisch relevante Werke so bearbeitet werden, dass ihr historischer Kontext zerstört wird, und mit ihm die Chance, etwas über diesen Kontext zu lernen. In Diskussionen um die Neubearbeitung von Pippi Langstrumpf wurden immer wieder die Beispiele von Mark Twains „Die Abenteuer des Huckleberry Finn“ und Harriet Beecher Stowes „Onkel Toms Hütte“ genannt.
Soll etwa auch dort diskriminierende Sprache entfernt werden (wie es in einigen amerikanischen Neuausgaben der Werke der Fall ist)? Soll gar der Inhalt umgeschrieben werden, sodass beispielsweise die Sklaven zu nach Tariflohn bezahlten Angestellten werden? Die Antwort ist natürlich „Nein“, und zwar aus einem einfachen Grund: In „Huckleberry Finn“ und in „Onkel Toms Hütte“ geht es explizit um die Themen Sklaverei und Rassismus und die Sprache und die Erzählebene sind in einer spezifischen historischen Periode verankert. Die Sprache der Figuren spiegelt die Sprache dieser Periode und ist ja -- anders, als das bei Pippi Langstrumpf (angeblich) der Fall ist -- an vielen Stellen der jeweiligen Romane diskriminierend gemeint. Wenn man die Sprache verändert, reißt man die Romane aus ihrem historischen Kontext und verdreht die Intentionen der Charaktere. Das gilt auch für den Inhalt der Romane: Wenn man den verändert, manipuliert man die Kernmotive der Geschichten. Damit will ich nicht sagen, dass eine solche Manipulation grundsätzlich unmöglich sein muss: Wenn die Geschichte von „Onkel Toms Hütte“ gut wäre, könnte man sie auch in den Kontext ausgebeuteter Fabrikarbeiter im England der industriellen Revolution oder im heutigen Asien erzählen. Aber natürlich wäre das dann eine neue, eigenständige Geschichte, die mit „Onkel Toms Hütte“ nur die grundlegende Struktur des Plots gemeinsam hätte und die deshalb „Onkel Toms Hütte“ nicht ersetzen dürfte.......
es lohnt sich, die links komplett zu lesen, hier habe ich nur Auszüge gepostet