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Umstrittene Bezeichnungen diverser Ethnien - diskriminierend oder rassistisch?

14.468 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Menschen, Nazi, Diskriminierung ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Umstrittene Bezeichnungen diverser Ethnien - diskriminierend oder rassistisch?

12.10.2013 um 13:49
@-ripper-
Pipi Langstrumpf sind aber Fantasiegeschichten, da brauch es keine rassistschen diskriminierende Bezeichnung. Dafür gibt es ja andere Bücher, ein Kind soll doch auch unbeschwert mal eine Fantasiegeschicht lesen können, ohne auf die Historie aufmerksam machen zu müssen.
Ich habe jetzt dazu gelernt. Alle Bezeichnugen die eine Ethnie diffamieren, gehören in die Hasssprache, man lese dazu diese Pdf http://homepage.univie.ac.at/andreas.olbrich/konfliktskript4.pdf


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Umstrittene Bezeichnungen diverser Ethnien - diskriminierend oder rassistisch?

12.10.2013 um 13:53
@-ripper-
ja genau, Du hast sicher Recht, weil meine posts ja überwiegend so formuliert sind, das ich mich selbst disqualifiziere......und man sicherlich hier nicht in der Lage ist, zu verstehen, wie es gemeint ist. Unterschätzt Du nicht die user?
Wie erklärst Du denn einem Kind anhand von Pippi Langstrumpf Rassismus/rassistische Bezeichnungen? Bitte um Beispiele, nicht dass ich noch etwas falsch mache


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Umstrittene Bezeichnungen diverser Ethnien - diskriminierend oder rassistisch?

12.10.2013 um 13:54
@CosmicQueen

Gibt genug Geschichten von der Pipi ohne das Wort Neger. Da kann dein Kind dann unbeschwert lesen wenn dir das so wichtig ist. Aber bitte denk daran, wenn du den Neger schon austauscht dann darf der Vater von der Pipi auch nicht deren Häuptling sein, Unterdrückung der Schwarzen durch Weiße, u know? Böse Sache das. Also auch das umschreiben. ;)

Und ich lese jetzt garantiert nicht 20 Seiten PDF über eine "Hasspsrache" da du auch nicht 20 Seiten PDF lesen würdest, würde ich dir irgend etwas Wiederlegendes entgegensetzen.


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Umstrittene Bezeichnungen diverser Ethnien - diskriminierend oder rassistisch?

12.10.2013 um 13:55
@-ripper- @Wolfshaag

Hostorische Literatur wie Uncle Toms Cabin nutzen rassistische Wörter um die Zeit in der sie spielen glaubwürdig rüber zu bringen und mit der Message zu verdeutlichen wie rassistisch die Menschen damals waren. Pipi Langstrumpf ist ein KINDERBUCH, es soll Kinder unterhalten und Spaß machen, erkläre mir mal rational warum man da rassistische Worte braucht.

Regt ihr euch auch darüber auf das in anderen Büchern Worte wie Schuhwichse ersetzt worden sind?


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Umstrittene Bezeichnungen diverser Ethnien - diskriminierend oder rassistisch?

12.10.2013 um 13:56
@-ripper-
er ist König, nicht Häuptling, wenn mich nicht alles täuscht ;)


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Umstrittene Bezeichnungen diverser Ethnien - diskriminierend oder rassistisch?

12.10.2013 um 13:57
Zitat von TussineldaTussinelda schrieb:Wie erklärst Du denn einem Kind anhand von Pippi Langstrumpf Rassismus/rassistische Bezeichnungen?
Erklären? Pipi Langstrumpf ist keine Bildungsbuch. Das einzige was ich dazu erklären müsste ist das man heutzutage nicht mehr Neger sagt sondern eben Schwarzer, weil das Wort Neger für die Betroffenen eine Beleidigung darstellt. Und erst wenn mich mein Kind fragt, warum es eine Beleidigung ist, dann würde ich ihm die Bedeutung von rassistischen Bezeichnungen darlegen, aber mit anderer Literatur als Pipi Langstrumpf.


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Umstrittene Bezeichnungen diverser Ethnien - diskriminierend oder rassistisch?

12.10.2013 um 13:57
@-ripper-
Zitat von KybernetisKybernetis schrieb:Hostorische Literatur wie Uncle Toms Cabin nutzen rassistische Wörter um die Zeit in der sie spielen glaubwürdig rüber zu bringen und mit der Message zu verdeutlichen wie rassistisch die Menschen damals waren. Pipi Langstrumpf ist ein KINDERBUCH, es soll Kinder unterhalten und Spaß machen, erkläre mir mal rational warum man da rassistische Worte braucht.



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Umstrittene Bezeichnungen diverser Ethnien - diskriminierend oder rassistisch?

12.10.2013 um 13:59
@-ripper-
Mir war das ja nicht wichtig, es wurde vom Verlag so geändert und ich habe mich ja deswegen nicht aufgeregt, da sind dann wieder Leute wie du dafür zuständig . ;)

Rassistisch diskrmininierende Wörter haben eben nichts in Bücher zu suchen, wenn der historische Kontext nicht gegeben ist, für mich ist das einleuchtend.


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Umstrittene Bezeichnungen diverser Ethnien - diskriminierend oder rassistisch?

12.10.2013 um 14:01
@-ripper-
Du hast keine Kinder, schliesse ich daraus?
Die fragen nämlich nach......die beschäftigt das womöglich, warum das bei Pippi ok ist, aber für einen selbst nicht......warum sagt die Pippi etwas, dass man nicht sagen sollte und warum wurde überhaupt beleidigendes gesagt, zu manchen Menschen.....


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Umstrittene Bezeichnungen diverser Ethnien - diskriminierend oder rassistisch?

12.10.2013 um 14:02
Zitat von KybernetisKybernetis schrieb:Regt ihr euch auch darüber auf das in anderen Büchern Worte wie Schuhwichse ersetzt worden sind?
Ich als Barks/ Erika Fuchs Liebhaber rege mich grundsätzlich auf wenn historische Sprache verwässert, umgeschrieben und neu aufgelegt wird. Es kotzt mich an, ich will das Original mit dem Zeitgeist der Autoren und deren Historie.
Zitat von KybernetisKybernetis schrieb: Pipi Langstrumpf ist ein KINDERBUCH, es soll Kinder unterhalten und Spaß machen, erkläre mir mal rational warum man da rassistische Worte braucht.
Das tut es auch mit den Wörtern. Immerhin dreht sich das komplette Buch nicht nur um "Neger" und das Wort steht auch nicht auf jeder Seite. Kinder können auch Spaß haben und etwas lernen, das ist dann sogar effektiver als nur Spaß zu haben.


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Umstrittene Bezeichnungen diverser Ethnien - diskriminierend oder rassistisch?

12.10.2013 um 14:04
Zitat von TussineldaTussinelda schrieb:Die fragen nämlich nach......die beschäftigt das womöglich, warum das bei Pippi ok ist, aber für einen selbst nicht......warum sagt die Pippi etwas, dass man nicht sagen sollte und warum wurde überhaupt beleidigendes gesagt, zu manchen Menschen.....
Lies doch noch mal bitte meine Ausführung diesbezüglich:

Und erst wenn mich mein Kind fragt, warum es eine Beleidigung ist, dann würde ich ihm die Bedeutung von rassistischen Bezeichnungen darlegen, aber mit anderer Literatur als Pipi Langstrumpf.


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Umstrittene Bezeichnungen diverser Ethnien - diskriminierend oder rassistisch?

12.10.2013 um 14:05
Zitat von CosmicQueenCosmicQueen schrieb:Rassistisch diskrmininierende Wörter haben eben nichts in Bücher zu suchen, wenn der historische Kontext nicht gegeben ist, für mich ist das einleuchtend.
Widersprichst du dir da nicht selbst? Immerhin ist der historische Kontext gegeben. Damals hat man so gesprochen.


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Umstrittene Bezeichnungen diverser Ethnien - diskriminierend oder rassistisch?

12.10.2013 um 14:05
7. Fazit und Ausblick: Plädoyer für Transparenz und Behandlung
der Kinderbuch-Klassiker als Kulturgut
Ist eine Lösung oder ein Kompromiss in Sicht? Von einer Kinderkultur kann man erst seit etwa ein
-
hundert Jahren sprechen, in der Kinder nicht als kleine Erwachsene, sondern als sich entwickelnde
Wesen mit eigenen Bedürfnissen betrachtet werden. Eine nennenswerte Jugendkultur ist noch jün
-
ger. Dasselbe gilt für die Literatur. Und wenn man von Literatur in einer freien Gesellschaft spricht,
dann sind derartige Veränderungen für diese literarische Gattung neu.
Christine Nöstlinger, die über einhundert Kinder- und Jugendbücher geschrieben hat, deutet
gleich mehrere (Aus-)Wege an: „Jedenfalls erinnere ich mich an einen einzigen ‘Neger‘, der sich
bei der Neuauflage in einen ‘Schwarzen‘ wandelte, wodurch allerdings ein kurzer Absatz entfallen
musste, in welchem ich seinen Sohn ‘Halbneger‘ und seinen schönen Enkel ‘Viertelneger‘ nannte
und damit meine Leser auf den absurden Unsinn von Rassenideologie aufmerksam machen wollte.
Aber so gut war der kleine Spaß nun auch wieder nicht, dass ich meinte, nicht auf ihn verzichten zu
können. Obwohl mir ein Sternchen beim ‘Neger‘ und dazu der Hinweis, dass dieser Ausdruck vor 30
Jahren nicht als diskriminierend galt, auch gereicht hätte.“
43
Karsten Strack, einer von drei Geschäftsführern beim Paderborner Lektora Verlag und Günther
Butkus halten Änderungen auch für eine schwierige Entscheidung und werden wie folgt zitiert: „‘Sie
müsse im Einzelfall getroffen werden. Allerdings solle man sich im Klaren darüber sein, dass man
damit den betreffenden Büchern den Zeitgeist nehme.‘ Strack hält es für sinnvoll solche Wörter an
einer Stelle im Buch zu kommentieren. ‘Unkommentiert etwas zu streichen halte ich für falsch.‘ Ähn
-
lich sieht es auch Günther Butkus, Verleger des Bielefelder Pendragon-Verlags. ‘Solche Änderungen
reißen ein Buch aus dem historischen Kontext.‘ Eltern müssten ihren Kindern die entsprechenden
Stellen in den Büchern einfach erklären. Das müssten sie bei so vielen Dingen.“
44
Hugendick fragt nach der literarischen Intention oder der historischen Funktion eines Wortes:
„Es kann nämlich durchaus gefragt werden, ob das Wort, das uns politisch oder moralisch irritiert,
tatsächlich einer erkennbaren literarischen Intention entspringt (Rollenprosa, Figurenrede, Pro
-
tokoll etc.). Oder ob es bloß dem Autor unterlaufen ist und einer veralteten Sprachmode gehorcht,
deren Blüten heute als verletzend oder rassistisch wahrgenommen werden. Da können auch Wörter
fallen, die man heute verdammt: In den USA wird seit Jahrzehnten gestritten, ob das Wort ‘Nigger‘
aus den Werken Mark Twains entfernt werden soll. Zu Twains Zeiten wurde das Wort andauernd
verwendet, es gehörte zum Alltag, den er porträtierte. Eine Anpassung nach heutigen Maßstäben
verfälschte damit den Charakter der Gesellschaft, den der Schriftsteller damit explizit zeigen wollte.
Kurzum: Bei Twain hat dieses Wort also einen literarischen Zweck.“
45
In den meisten Fällen allerdings sieht Hugendick keinen Verlust: „Wörter, die wir nicht (mehr)
sprechen, werden übertragen in eine Sprache, die wir sprechen. Die sich punktuell neuen Bedingun
-
gen anpasst, ohne dass sofort ein Freiheitsverlust beklagt werden muss. [...] Die Streichung des Worts
‘Negerlein‘ in Preußlers Die kleine Hexe hat keine ästhetischen Konsequenzen. Auch bei Pippi Lang
-
strumpfs ‘Negerkönig‘, der fürderhin als Südseekönig herrscht, ist der literarische Verlust, freund
-
lich gesagt, null. An die Stelle einer überkommenen exotischen Vorstellung tritt eine andere. Wo
ist also das Problem, wenn offenbar kein literarisches vorliegt? Will sich die Hälfte von Deutschland
wirklich nicht von diesem Wort trennen? Die geforderte Zeitlosigkeit muss für alle Leser gelten. [...]

Ein millionenfach verkauftes Kinderbuch [wie Pippi Langstrumpf], dessen Erzählwelt immer noch als
Vorbild bürgerlicher liberaler Erziehung gilt, sollte auf veränderte Zeiten reagieren können, damit
es auch unter neuen Bedingungen zeitlos bleibt. Selbst, wenn Millionen weißer, deutscher Eltern es
noch in alter Version gelesen haben, und sich nun vielleicht um ihre eigene Kindheit betrogen füh
-
len. Vielleicht kommt die Erregung auch daher, dass nun ganze Generationen von Pippi-Lesern sich
nachträglich ertappt wähnen, weil sie sich damals nicht an bestimmten Formulierungen störten.
46
„Otfried Preußler schrieb engagiert gegen Ausbeutung und Unterdrückung, in ‘Krabat‘ erheben
sich die Müllergesellen gegen ihren bösen Meister, der stirbt, und die Mühle geht in Flammen auf.
Astrid Lindgren war eine engagierte Kämpferin für die Rechte der Schwächeren, in ihrer Literatur
und im Leben. Und Mark Twain war – zumindest was die Rechte der Schwarzen betraf – ein mutiger
Kämpfer für die Freiheit und gegen das seinerzeit geltende Recht der Sklaverei. Die humanistische
Grundeinstellung der Autoren scheint aus ihren Texten zu sprechen.“
47
Man könnte Kindern erklä
-
ren, warum ihre Helden Wörter benutzen, die sie selbst auf dem Schulhof nicht benutzen sollen.
Aber man würde damit kaum ihr Vergnügen an Lindgren oder Twain erhöhen. Jakob Hein kommt
daher zu dem Schluss, man solle korrigieren, „weil man seinem Kind weder Lesen noch Leben un
-
nötig schwer machen möchte.“
48
Mit denselben Argumenten hat er aber gerade die Urfassungen
verteidigt. Zum Zeitpunkt ihrer Entstehung war „Neger“ so wenig rassistisch, wie „Fräulein“ nicht
sexistisch war. Märchen und gute Kinderbücher vermitteln auf einfache Weise Antworten auf große
Fragen. Kinder spüren, dass die Bezeichnung „Neger“ für den Freund liebevoll gemeint ist und wa
-
rum soll Pippi nicht stolz auf ihren Vater sein, der „Negerkönig“ ist? Christine Nöstlinger sagt dazu:
„Kinderbücher sind keine Pflichtlektüre. Wer meint, ein bestimmtes Buch könnte einen Schaden in
Kinderseelen anrichten oder Minderheiten verletzen, muss es nicht erwerben.“
49
Die Ambivalenz der Diskussion – selbst in den Argumenten einzelner Personen – findet sich wie
-
derholt. Petra Josting, zu deren Lehr- und Forschungsschwerpunkten Literatur- und Mediendidaktik
sowie Kinder- und Jugendliteratur im Medienverbund gehören, kann die Debatte nachvollziehen:
„Das ist meines Erachtens berechtigt. In Seminaren mit Studierenden in der Uni weise ich auf solche
Stellen immer hin und diskutiere sie. Junge Leser sollten die Bücher entsprechend überarbeitet be
-
kommen, also ohne derartige rassistische Begriffe. [...] Aus literaturwissenschaftlicher Sicht ist aber
natürlich wichtig, mit den Erstausgaben zu arbeiten.“, sagt Josting.
50
„‘Es ist eine Gratwanderung‘, sagt Stephanie Jentgens, Vorsitzende des Arbeitskreises für
Jugendliteratur. Wenn die Geschichte dadurch nicht verändert werde, könne man umstrittene
Begriffe natürlich streichen. Aber für sie sei es wichtig, die Werke in ihrem historischen Kontext
zu betrachten. ‘Ein Wort wie Schuhwichse zeigt einfach, dass die Geschichte in einer anderen Zeit
spielt.‘ Ihr komme es übertrieben vor, wenn da an einzelnen Wörtern gefeilt werde. ‘Wörter, über
die Kinder stolpern, sind ein guter Anlass, um darüber zu sprechen.‘ Schließlich würden gerade die
Klassiker meist vorgelesen. Fußnoten könnten eine Hilfe für Eltern sein, man müsse nicht gleich den
Text ändern. ‘Wir haben in Deutschland die Tendenz, sehr auf politische Korrektheit zu achten.‘ Die
Sensibilität sei deutlich größer als etwa in Frankreich. ‘Aber wir haben natürlich auch eine andere
Geschichte und eine besondere Verantwortung auf politische Korrektheit zu achten.‘“
51
Eltern sind im Erziehungsprozess für Orientierung dankbar. So wie sie Empfehlungen für gute
Kinderbücher suchen, werden sie auch Hinweise zum Sprachwandel im Zusammenspiel mit gesell
-
schaftlichem Wandel dankbar aufnehmen. Es eröffnet eine weitere Option im Lese-/Vorlesekontext.
Eltern wünschen sich Unterstützung und keine Bevormundung. Mit einem Anhang können sie selbst
entscheiden, ob und wie und wann sie über diese gesellschaftliche und sprachliche Veränderung
reden wollen.
Von Otfried Preußler stammt der Satz: „Ich habe die Überzeugung gewonnen, dass Kinder das
beste und klügste Publikum sind, das man sich als Geschichtenerzähler nur wünschen kann. Kinder
sind strenge, unbestechliche Kritiker.“
52
Man sollte das Gespür der Kinder nicht unterschätzen, sie
entwickeln von klein auf ein feines Gespür, was erlaubt und was verboten ist. Das gilt für indizierte
Medien wie für rassistischen oder beleidigenden Sprachgebrauch. Märchen brechen seit Jahrhun
-
derten alle Regeln, Pippi läuft rückwärts und sagt, „dass es im Kongo keinen einzigen Menschen
gibt, der die Wahrheit sagt. Sie lügen den ganzen Tag.“ Ulrich Greiner kommt zu dem Schluss: „Die
Annahme einer harmlosen Kinderseele, die vor schlimmen Wörtern zu bewahren sei, führt in die
Irre. Vermutlich ist die gegenteilige Annahme richtig: dass die kindliche Seele keineswegs rein und
unschuldig ist, sondern von früh an gesättigt mit Aggressivität.“
53
In Märchen herrscht Mord und
Totschlag, Großmütter werden verbrannt, Töchter und Söhne umgebracht. Das Gute siegt über das
Böse. „und wenn nicht“, so Greiner weiter, „würde es nicht helfen, die Märchen umzuschreiben. Wie
überhaupt das Fälschen noch nie geholfen hat.“
54
Die aktuelle aufgeregte Diskussion um Politische Korrektheit in Kinderbüchern hat die perma
-
nenten Korrekturen der vergangenen Jahrzehnte ebenso wenig beachtet wie der scheinbar politisch
korrekte „Südseekönig“ eine Phantasiefigur ist: Es gab ihn wirklich. In einer Zeit, in der Deutschland
bestrebt war, seine Kolonialmachtstellung auszubauen, erhielt der hamburgische Kaufmann Johan
Cesar VI. Godeffroy, gest. 1885, für den Erfolg seiner Geschäfte auf der Insel Samoa, später Deutsch-
Samoa, den anerkennenden Beinamen „Südseekönig“. Das Handelshaus Godeffroy unterhielt auf
Samoa u.a. Kokosplantagen. „Godeffroy organisierte Expeditionen ins Landesinnere, bei denen
Ureinwohner verschleppt wurden, um diese auf den Plantagen als Zwangsarbeiter einzusetzen.“
55
Später wurde die Südsee-Organisation des Handelshauses Godeffroy weitgehend von der Deutschen
Handels- und Plantagengesellschaft der Südseeinseln (DHPG) übernommen. Diese Handelsgesell
-schaft verfolgte nicht nur kommerzielle, sondern auch koloniale Gedanken und kontrollierte um
1877 fast die Hälfte der landwirtschaftlichen Anbaufläche des Inselstaates.
56
Gesellschaftlicher Wandel drückt sich immer auch in der Sprache aus. Die Bedeutung eines
Wortes ergibt sich durch seinen Gebrauch in der Sprache. Spannend ist dann der Moment, der offensichtlich jetzt erreicht ist, wenn der Wandel die Mehrheit einer Gesellschaft erfasst hat. Darin gründet der jetzige Zeitpunkt der Debatte. Nach dieser gesellschaftlichen Diskussion, d.h. nachdem sich der Wertewandel so weit verbreitet hat, dass er sich massenweise öffentlich ausdrückt, können die
Veränderungen nicht mehr stillschweigend in den Neuauflagen vorgenommen werden, sondern sie
sind je nach Inhalt zu kennzeichnen.
Kinder müssen lernen, dass die Sprache einem ständigen Wandel unterworfen ist, wie die Ge
-
sellschaft, in der sie leben. Kinder und Jugendliche selbst sind heute eines der Kreativzentren des
Sprachwandels. Aber genau dieses Spielen mit der Sprache lebt von einem Vorher und Nachher. Es
liegt nahe, wenn Kinderbücher umgetextet werden, dies zumindest in Fußnoten oder in einem An
-
hang zu dokumentieren. Um dem Autor, dem Werk, dem historisch-gesellschaftlichen Kontext und
dem Wertewandel gleichermaßen gerecht zu werden, erscheint eine Kennzeichnung angemessen.
Jenseits aller Polarisierung kristallisiert sich dieser dritte Weg der Information und Kommunikation
aller Beteiligten als Königsweg heraus.
http://www.bundespruefstelle.de/bpjm/redaktion/PDF-Anlagen/bpjm-aktuell-negerkoenig-zum-suedseekoenig-aus-02-13,property=pdf,bereich=bpjm,sprache=de,rwb=true.pdf (Archiv-Version vom 29.08.2013)


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