MrOchmoneck schrieb:Wünschen sich eigentlich die Leute die keine Kinder haben wollen insgeheim selbst gar nicht geboren worden zu sein? Ist das nicht die logische Schlussfolgerung? Gerade bei dem Argument der sogenannten "schlechten Welt". Aber diese Person überleben ja auch irgendwie oder? Die springen ja auch nicht alle von der Brücke. Oder habe ich da eine Lücke im Gedankengang?
Für ein paar Leute, die ihre eigene miese Kindheit in Erinnerung haben, gilt das sicher, vor allem wenn ihnen klar ist, daß sich das Fehlverhalten der eigenen Eltern oft genug bei den Kindern in deren eigene Kindererziehung einschleicht - Gewalt und Lieblosigkeit in der Familie ist etwas, was oft genug über die folgenden Generationen hinweg "weitervererbt" wird wie eine Erbkrankheit, wenn nicht gezielt gegengesteuert wird.
Oder sie wollen ihren untauglichen Eltern per "Enkel-Verweigerung" ihr Versagen unter die Nase reiben, sie damit bewußt oder unbewußt für ihr Versagen bestrafen.
Aber die meisten Menschen können auch ohne eigene Kinder glücklich leben. Zumal wenn man materiell nicht auf Kinder als Kraftverstärkung (z. B. in der Landwirtschaft oder in Konkurrenz mit anderen Familienklans) oder einzige Altersversorgung angewiesen sind, sondern die Entscheidung dafür oder dagegen in echter Freiwilligkeit, ohne äußere Zwänge, erfolgen kann.
Für verheiratete Frauen war ja auch in unserem Land lange Zeit das Kinderkriegen quasi ein "Muß", absichtliche Kinderlosigkeit sogar ein triftiger Grund, eine kirchliche Eheschließung zu verweigern, oder eine bestehende Ehe für ungültig zu erklären. Mindestens ein Sohn (damit der Ehemann einen "Stammhalter" und Erben bekam, die männliche Linie "mußte" ja weitergeführt werden als die angeblich wertvollere) sollte auf jeden Fall drin sein.
So waren jedenfalls die priesterlichen Vorstellungen bei kirchlichen Ehe-Vorbereitungsgesprächen noch in den 50er und 60er Jahren, ist nicht meine Erfindung!
Aber ohne ein "Muß" hängt das für und wider eines Kindes wohl an einer simplen Kosten/Nutzen-Rechnung. Wer Freude an Kindern hat, sie für unverzichtbar hält und gern selber eines hätte, es aufwachsen sehen könnte, es in mancher Hinsicht "formen" könnte - der wird die Belastung, die jedes Kind ebenso bedeutet, gern in Kauf nehmen.
Wer dagegen seine Freude aus anderen Quellen bezieht, wird eher die Belastungen durch ein Kind sehen, geschätzte 20 Jahre lang und unter Umständen sogar länger, bei heutiger Lebenserwartung also ungefähr ein Viertel des ganzen eigenen Lebens, und gerade die besten Jahre, wenn man selber im Arbeitsleben steht oder stehen könnte und das Leben in vollem Umfang genießen könnte, nicht mehr als Kind, das ständig auf anderer Leute Wohlwollen angewiesen ist (und ggf. nicht bekommen hat), aber auch noch nicht zu alt, daß man schon wieder durch eigenen körperlichen Abbau auf alles mögliche verzichten müßte.
Eine durchaus schwere und Verantwortung erfordernde Lebensentscheidung also.
Interessant: laut einer Untersuchung vor vielen Jahren sind bei Kindern, die selber mit vielen Geschwistern aufwuchsen, die ältesten Geschwister meist diejenigen, die sich später selber für die wenigsten bis gar keine Kinder entscheiden. Der Grund ist ganz simpel, sie haben die Belastung des Kindergroßziehens schon mal mitgetragen und miterlebt und brauchen keine Wiederholung, und dann auch noch auf eigene Kosten.
Stimmt übrigens, ich bin auch so ein ältestes Kind und hatte nie ein Bedürfnis nach eigenem Nachwuchs. Drei kleine Halbgeschwister wirkten ausreichend abschreckend.
;)