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Selbstmord

669 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Suizid ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Selbstmord

03.08.2017 um 20:54
Scherzkeks... ; )
Ich glaube ich verstehe was du meinst.


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Selbstmord

03.08.2017 um 21:12
Also ich sehe das wie Louie CK.
Das Leben ist überbewertet.
Die Welt ist voller Menschen, die sich nicht umgebracht haben.
Fast alle Leben sind auf die eine oder andere Art beschissen...
Du hasst Deinen Job, Deine Frau, deine Kinder, die dämlichen Kollegen, deine Figur, deine übermäßige Behaarung, deine vergangenen Entscheidungen oder was auch sonst immer. Wer kann schon von sich behaupten ein perfektes Leben zu führen? Nur Heuchler. Shit happens. Und das gilt für jeden. Und wenn nicht?
Wenn immer alles glatt gelaufen ist? Wenn Dir tatsächlich ein perfektes Leben und ein perfektes Aussehen geschenkt worden sind? Dann bist du wahrscheinlich der langweiligste Trottel, der mir je untergekommen ist.
Leid, Enttäuschung, Schmerz, eine Rostlaube fahren... Alles nichts weiter als ein Teil des Lebens. Wer da keinen Bock drauf hat - verständlich. Aber die gute Nachricht ist, du kannst dich umbringen. Zwar nur einmal, aber jeder besitzt diese Freiheit.
Ich für meinen Teil liebe das Leben. Gerade weil es so beschissen ist. Was sollte ich auf Partys sonst für Storys erzählen? Vom Sonntagsbraten und der neuen Wäschespinne?


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Selbstmord

04.08.2017 um 00:41
Ja mei da muss man halt durch :-)
Ein Kumpel von mir hat sich vor Jahren aufgehängt. War n super Kerl, ich war sogar noch bei ihm udn habe mit ihm n Bier getrunken und geredet. Hab nichts gemerkt. Eine Stunde nachdem ich weg war hat er sich umgebracht. Kann ich bis heute nicht verstehen. Und sein kleiner Bruder mit 8 Jahren hat ihn dann gefunden.
Der Vater meiner Ex hat sich im Ehebett erschossen, sie hat ihn gefunden. Super, ganz klasse. Warum gehen sie dann nicht wenigstens in den Wald und rufen die Bullen wo sie die Leiche finden können. Das wäre nur fair gegenüber den Angehörigen und Freunden.....


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Selbstmord

04.08.2017 um 00:56
Ich war in meiner gesamten Kindheit bis zu meiner späten Jugend suizidaffin bis suizidal. Meine Gedanken um das eigene Sterben drehten sich von einer leichten Fixierung bis zu sehr konkreten, datierten Plänen des Ablebens. Für mich war der Suizid allerdings zu keinem Zeitpunkt, zu dem ich ihn konkret geplant hatte und mich nicht, wie in einigen Momenten meiner Kindheit angedacht und einmalig auch versucht, affektiv umzubringen versuchte, eine Affekthandlung.
Ich sehe den Suizid für mich als logische Konsequenz eines selbstbestimmten Lebens, für mich ist der Gedanke daran, mein Leben jederzeit beenden zu können, deutlich angenehmer als der, eines Tages einfach einzuschlafen oder aufgrund einer Krankheit oder eines Unfalls zu sterben, deshalb ziehe ich den Suizid für mich jeder anderen Sterbeform vor.
Als ich konkrete Selbsttötungspläne hatte, war ich in einer Phase, in der es mir psychisch tatsächlich sehr gut ging, in der ich allerdings keinen weiteren Sinn darin sah, vor mich herzuleben, ich war des Lebens mit all seinen Facetten überdrüssig.
Ich hatte eine Freundschaften, ich hatte eine Liebschaft, es gab nichts zu bedauern, außer die Langweiligkeit des Lebens - die Erfahrung, dass sich alles, was man im Leben erlebt, wiederholt. Jede Liebe ist gleich, es sind dieselben biochemischen Mechanismen, das gleiche Vorgehen bei einem Orgasmus, der gleiche Geschmack des Essens, eine immer ähnlich tickende innere Uhr. Jeder existente Mensch denkt Ideen, die schon einmal gedacht wurden, er denkt sie zweimal, dreimal, manche ihr ganzes Leben lang. Der Geruch der Luft, das fliegende Herbstlaub, der Klang von Musik, alles war gleich bedeutungslos und bedeutungsvoll, persönlich erheblich, universell völlig ephemer.
Dieses Gefühl des Bereits-Erlebt-Habens war für mich der Grund, mich ernsthaft dafür zu interessieren, mir das Leben zu nehmen.

Suizid war für mich immer mit einem Moment wie jedem anderen verbunden, einem normalen Tag. So nachvollziehbar ich es finde, dass man sich aus seiner Trauer oder empfundener Ausweglosigkeit heraus umbringt, so wenig käme das für mich infrage - ich würde nicht sterben wollen, weil ich unter meinem Leben leide, weil ich keine andere Wahl sehe, sondern, weil ich mit dem Leben, das ich hatte, soweit zufrieden war, dass mir ein Ende erstrebenswert erscheint. An einem ganz normalen Tag, ohne Trauer und ohne Glück, als normalen Bestandteil des Lebens.
Für mich ist der Suizid etwas Rationales, nichts Emotionales. Ich würde mich nicht umbringen, um zu sterben, sondern, weil ich ausreichend gelebt habe.

Der "Sinn des Lebens" ist meines Erachtens recht einfach zu beantworten: Leben ist ein Selbstzweck, man lebt, um zu leben, jeden Tag. Solange die Vitalfunktionen nicht aussetzen und man kognitiv dazu befähigt ist, zu erfassen, dass man lebendig ist, ist der Sinn des Lebens erfüllt. Eine individuelle Selbsterfüllung ist zwar für die meisten Menschen sehr wichtig, was ich absolut nachvollziehen kann, schließlich möchte jeder sein Leben auf bestimmte Weise und nicht irgendwie leben - das ist, woran wir die Sinnhaftigkeit unseres Lebens meist bemessen - allerdings kann sich das, was wir als Sinn ansehen, verschieben; wenn es zuvor die Familie oder die Arbeit war, kann es irgendwann, sollte diese Selbstverwirklichung wegbrechen, auch ein Hobby sein, eine kreative Tätigkeit, ein neuer Job, neue Freunde.
Sofern man seinem Leben einen anderen Sinn als den, schlichtweg lebendig zu sein, geben möchte, steht es einem meines Erachtens offen, sich etwas zu suchen, was einem selbst sinnvoll genug erscheint - sicherlich auch die Gedanken an den Tod.

Suizid als feige zu bezeichnen finde ich ziemlich undurchdacht - für die meisten Menschen ist der Tod etwas sehr Bedrohliches, die Ungewissheit, die Gedanken daran, eventuell doch weiterzuleben, der Schmerz bei der Vorstellung des Leides der Hinterbliebenen, die Angst vor der Tötung selbst - all das belastet nahezu jeden, der sich aus Verzweiflung umbringen möchte, deshalb finde ich es genauso stark, sich selbst dazu zu überwinden wie ich es anerkennungswürdig finde, weiterzuleben oder sich Hilfe zu suchen. Jeder sollte ein Recht auf seinen Tod haben.


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Selbstmord

04.08.2017 um 01:15
Ich habe mich ja nun nicht umgebracht - das ist allerdings weniger einer fehlenden Ernsthaftigkeit geschuldet, sondern lag eher daran, dass ich zu keinem Zeitpunkt eine Notwendigkeit gespürt habe, mich sofort zu töten. Ich hatte keinen Zeitdruck, ich hatte keinen Drang, zu sterben, ich habe lediglich für mich zu dieser Zeit beschlossen, zeitnah selbst zu sterben und auf eine passende, sichere und machbare Gelegenheit gewartet.
Überraschend und ungeplant trat dann eine intellekuelle Herausforderung in mein Leben, die ich erst mal interessant als die Option, mich umzubringen, fand und immer noch finde - außerdem gab es für mich keinen Leidensdruck, die Absicht, mich zeitnah zu suizidieren lag eher daran, dass ich es unnötig fand, für "nichts" als das Leben zu leben, nicht daran, dass ich unter meinem Leben gelitten hätte.

Für mich würde ich ausschließen, jemals in ein Alter mit altergemäßger Gebrechlichkeit zu kommen oder einen natürlichen Tod vorzuziehen, ebenso halte ich es allerdings auch für unwahrscheinlich, mich im Affekt einer akuten psychischen Belastung zu töten. Der Suizid ist für mich so etwas wie die Euthanasie eines Lebensüberdrüssigen - human und milder als die meisten natürlichen Tode.


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04.08.2017 um 08:20
@Agrypnie
Wenn Du die Gedanken seid der Kindheit hast, und die Gedanken konkret wurden, ist meine Meinung, warst Du psychisch nicht gesund.

Ich schreibe nur meine Meinung! Ich möchte nicht urteilen, kläre mich auf wenn der Eindruck bei mir falsch rüber kam.

Du selbst weißt es am besten, aber ich kann es mir nicht vorstellen.
Für mich ist es schwer nachzuvollziehen Du schreibst, Du sagst keinen Sinn mehr zu haben, Du warst des Lebens überdrüssig geworden. Ist das nicht, nicht gesund!?
Klingt für mich sehr, des Lebens müde!
Und irgendwie leidet man doch, wenn man keinen Sinn mehr erkennt und konkrete Absichten bekommt.


Und Du schreibst, Du würdest Dich nicht umbringen um zu sterben, sondern weil Du ausreichend gelebt hast!
Das ist für mich wieder ein ganz anderer Gedanke, wie das was Du oben schreibst. Kein Sinn mehr sehen, des Lebens überdrüssig werden.
Das Du jetzt eine intellektuelle Herausforderung in Deinem Leben gefunden hast, freut mich wirklich sehr ❤️


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Selbstmord

04.08.2017 um 08:27
Zitat von azzairaazzaira schrieb:Auch du wirst noch dazulernen Fedaykin.
Deine provokante Art bringt mich jedenfalls zum Lächeln und zum Schmunzeln...

Und wenn dir mein Text zu kryptisch ist, dann lies ihn in 15 Jahren nochmal, wenn du mehr Lebenserfahrung hast ; )
Denn die fehlt dir ganz offensichtlich, sonst würdest du es verstehen - so wie anouk.
Och kommt doch nicht so. Man kann auch klar Ausdrücken das man mit 12 einen Selbstmordversuch hinter sich gebracht hat.

Und wie schön, das du dein Psyche momentan Stabil hast. Vielleicht kannst du dir Profesionelle Hilfe dabei holen.


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Selbstmord

04.08.2017 um 08:50
@Fedaykin

Vernüftige Antworten verdienen eine vernüftige Antwort.

Es ist nicht leicht Dinge auszusprechen, die man nicht unbedingt wahrhaben will. Wurde ich missbraucht? Ja, auch wenn ich mir immer noch einrede es sei nur eine Einbildung gewesen. Wollte ich mich deswegen umbringen? Ja.

Du hast es doch noch geschafft mich ein Stück erwachsener zu machen, es war gerade das erste mal, dass ich es "aussprechen" konnte. Auch wenn es nur annonym ist. Ich habe dir zu danken.

liebe grüße azzaira


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04.08.2017 um 10:03
@Laika.62


genauso ist es :)


also mich wundert ja auch immer noch dass dieses Thema quasi tabuisiert wird, insbesondere mit diesem Ehrenkodex der Presse / Medien über Suizide nicht zu berichten. Ich meine WARUM?
Angeblich weil es dann Nachahmer gibt...aber das ist doch Unsinn.
Gibt nicht eine Studie die das belegt.
Warum sollte ich mich wenn ich in den Medien davon höre auch sagen "och das kannste ja auch machen" :ask: :ask: :ask:

Viel eher hätte es doch evt. einen Abschreckungs- bzw. Aufklärungseffekt oder nicht?


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04.08.2017 um 10:40
Ich habe das Buch wie auch die Serie "tote Mädchen lügen nicht" gelesenen und gesehen.
Darüber würde auch heiß diskutiert, ob die Serie zu sehen sein sollte, weil,...Nachahmer!

Doch, ich persönlich war natürlich betroffen und ein wenig getriggert, fand ich es richtig gut das mal darüber "berichtet" wurde und es nicht immer nur ein Tabu Thema bleibt.


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04.08.2017 um 10:42
@azzaira

vielleicht hilft es.


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04.08.2017 um 10:42
@knopper
Zitat von knopperknopper schrieb:Viel eher hätte es doch evt. einen Abschreckungs- bzw. Aufklärungseffekt oder nicht?
wohl war, da gebe ich dir vollkommen recht!
Je mehr dieses Thema tabuisiert wird, desto höher ist die Hemmschwelle für Betroffene (die es aus Verzeiflung tun) sich Hilfe zu suchen.
Und vor allem Kommentare wie "feigling" oder "asozial" helfen auch nicht gerade sich jemanden anzuvertrauen...


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04.08.2017 um 11:15
@Agrypnie
Der durchdachteste und aufgeklärteste Gedankengang zu diesem Thema, die ich je im Internet lesen durfte. Vielen Dank!


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04.08.2017 um 11:40
@knopper
Da hast Du Recht. Tabuusierung ist nicht nur sinnlos sondern wirkt auf mich fast absurd.
Was @Agrypnie geschrieben hat, beschreibt meiner Meinung nach sehr schön, dass Suizid lediglich ein optionaler Schritt ist, den man als Freiheit betrachten sollte.
In einem Autounfall liegt doch viel mehr Tragik. Eine ganze Familie aus ihrem glücklichen Leben gerissen. Ein freiwilliger Abschied ist da doch wohl vorzuziehen.
Ich würde trotzdem eher davon abraten. Gerade wenn man noch jung ist. Es gibt so vieles, dass man noch nicht weiß, nicht geschmeckt, gesehen, gehört, gerochen oder gefühlt hat. So viele Menschen, die man noch nicht kennen gelernt hat. Und einige dieser Erlebnisse werden es sicher Wert sein darauf zu warten.


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04.08.2017 um 11:58
Zitat von Laika.62Laika.62 schrieb:Ich würde trotzdem eher davon abraten. Gerade wenn man noch jung ist. Es gibt so vieles, dass man noch nicht weiß, nicht geschmeckt, gesehen, gehört, gerochen oder gefühlt hat. So viele Menschen, die man noch nicht kennen gelernt hat. Und einige dieser Erlebnisse werden es sicher Wert sein darauf zu warten.
Das ist wirklich verdammt gut geschrieben!
Es ist nicht leicht sich immer die schönen Seiten des Lebens rauszupicken, aber wenn ich daran denke, was ich schon alles versäumt hätte und was ich noch gern alles tun würde. So alt werden Menschen gar nicht, dass dafür die Zeit reichen würde.


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04.08.2017 um 17:01
Zitat von AgrypnieAgrypnie schrieb: es gab nichts zu bedauern, außer die Langweiligkeit des Lebens - die Erfahrung, dass sich alles, was man im Leben erlebt, wiederholt. Jede Liebe ist gleich, es sind dieselben biochemischen Mechanismen, das gleiche Vorgehen bei einem Orgasmus, der gleiche Geschmack des Essens, eine immer ähnlich tickende innere Uhr. Jeder existente Mensch denkt Ideen, die schon einmal gedacht wurden, er denkt sie zweimal, dreimal, manche ihr ganzes Leben lang. Der Geruch der Luft, das fliegende Herbstlaub, der Klang von Musik, alles war gleich bedeutungslos und bedeutungsvoll, persönlich erheblich, universell völlig ephemer.
Das liest sich echt traurig und klingt volle Kanne nach Symptomen von Depression. Mit Bilanz hat das eher weniger zu tun, das ist doch eine krankhaft veränderte Wahrnehmung.

Erinnert mich an die Szene aus Interview mit einem Vampir, in der er seine Wahrnehmung des Lebens beschreibt. Alles zu wenig und so satt von allem...


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Selbstmord

04.08.2017 um 19:40
Zitat von LeenieLeenie schrieb:Wenn Du die Gedanken seid der Kindheit hast, und die Gedanken konkret wurden, ist meine Meinung, warst Du psychisch nicht gesund.

Du selbst weißt es am besten, aber ich kann es mir nicht vorstellen.
Für mich ist es schwer nachzuvollziehen Du schreibst, Du sagst keinen Sinn mehr zu haben, Du warst des Lebens überdrüssig geworden. Ist das nicht, nicht gesund!?
Klingt für mich sehr, des Lebens müde!
Und irgendwie leidet man doch, wenn man keinen Sinn mehr erkennt und konkrete Absichten bekommt.
In meiner Kindheit, in der ich mich auch unvorbereitet und aus einer Unzufriedenheit heraus umgebracht hätte, gebe ich dir absolut recht - da war ich nicht gesund und deshalb habe ich mir Hilfe gesucht. Ich fand es weder erstrebenswert noch verantwortungsvoll, mir das Leben zu nehmen, weil es mir schlecht ging. Ich fand meine Situation nicht "ausweglos", aber ich hatte keine Kraft, um sie selbst zu ändern, deshalb nahm ich Hilfsangebote an.

Als Jugendlicher, der dem Suizid immer noch zugetan war und auch konkrete Absichten, aber ohne Leidensdruck und ohne Trauer hatte, bestand nie das Bedürfnis, mich therapieren zu lassen - ich war nicht unzufrieden, ich habe aus meiner damaligen und auch jetzigen Sicht keine Änderung gebraucht. Ich wollte mich umbringen, weil ich das Gefühl hatte, fertig zu sein, mich an einem Punkt zu sehen, der sich gut anfühlt, aber der keiner Ausweitung bedurfte. Nicht am Höhenpunkt meines Lebens, sondern schlicht an einem angenehmen Abschnitt, an einem, der sich anfühlte wie ein "Alles-was-wichtig-ist-erlebt-zu-haben". Das ist vermutlich schwierig nachvollziehbar, weil junge Menschen häufig noch in der Selbstfindungsphase sind, weil sie so unerfahren, voller Selbstüberschätzung, voller Ideen, Frust, unerfüllter Wünsche sind. Ich war das nicht (mehr), mein Leben war sehr bewegt, sehr ereignisreich, ich war sehr frühreif - früh reif, Erfahrungen zu machen und früh durch die gemachten Erfahrungen reif.
Ich wollte mich nicht suizidieren, weil mein Leben so schrecklich war oder ich dachte, es ginge nur noch bergab, sondern einfach, weil ich seit längerer Zeit das Gefühl hatte, es würde reichen. Ich habe meine Partnerschaft noch immer genießen können, meine Freunde geschätzt, Spaß gehabt, mit Genuss Eis oder Ratatouille gegessen. Ich mochte die Natur, meine Hobbies, hatte Spaß auf Konzerten, an Literatur, daran, selbst zu schreiben, Spaß an meiner Arbeit - aber ich hatte auch das Gefühl, jeder Tag sei auf eine Weise gleich. Ich würde jeden Tag dasselbe tun, mit demselben Gefühl. Das gab mir die Sicherheit, sterben zu können.
Dieses Gefühl habe ich immer noch. Ich denke, es kommen keine großen Überraschungen auf mich zu. Ich empfinde den Tag noch immer gleich, jeden Tag. Ich lebe genießend und zufrieden (meist, man wird hier sicher noch Beschwerden über die schlechten Seiten meines Lebens lesen :P ) in dem Wissen, dass ich mich umbringen kann, wenn ich will, aber ist kein Muss.


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04.08.2017 um 19:46
Zitat von HäresieHäresie schrieb:Das liest sich echt traurig und klingt volle Kanne nach Symptomen von Depression. Mit Bilanz hat das eher weniger zu tun, das ist doch eine krankhaft veränderte Wahrnehmung.
Mir wurde im Lauf meines Lebens noch nie eine Depression diagnostiziert, weil ich keinerlei depressive Symptome aufwies und aufweise - keine Antriebslosigkeit, undefinierte Trauer, kein abgeflachter oder übersteigerter Affekt, keine Gefühlsleere, keine eingedämmte Freude. Ich war nicht unglücklich, ganz im Gegenteil - ich fand lediglich, dass mein Leben so völlig ausreichend war und sah keinen Mehrwert darin, länger zu leben - aber auch keinerlei Not, mich sofort umzubringen, denn es gab keinen Leidensdruck und keinen Zeitdruck.
Ich würde mich auch jetzt als suizidaffin, aber nicht als suizidal bezeichnen. Der Suizid ist feste Option, eigentlich - soweit planbar - fester Plan meines Lebens, aber kein akutes Thema.


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04.08.2017 um 20:40
Zitat von AgrypnieAgrypnie schrieb:Mir wurde im Lauf meines Lebens noch nie eine Depression diagnostiziert, weil ich keinerlei depressive Symptome aufwies und aufweise
Ist das deine Feststellung oder hat dir das jemand kompetentes gesagt?

Ich kann das nicht so richtig glauben, das was du hier schreibst klingt auch nicht gerade gesund.
Zitat von AgrypnieAgrypnie schrieb:ich fand lediglich, dass mein Leben so völlig ausreichend war und sah keinen Mehrwert darin, länger zu leben - aber auch keinerlei Not, mich sofort umzubringen, denn es gab keinen Leidensdruck und keinen Zeitdruck.
Wie alt bist du denn und in welchem Alter bist du auf den Trichter gekommen dass es nun auch ausreicht was du so gelangweilt vor dich hingelebt hast? Also sry, aber das klingt so nach: ja herrgott, ob ich jetzt lebe oder tot bin ist eigentlich egal, ich mach einfach weiter. :D

Fast als wärst du selbst zu gelangweilt und zu faul dich umzubringen, hat ja keine Eile... :D

Hab ich noch nie gehört so eine Lebensauffassung. Interessant.


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Selbstmord

04.08.2017 um 20:52
Zitat von HäresieHäresie schrieb:Ist das deine Feststellung oder hat dir das jemand kompetentes gesagt?

Ich kann das nicht so richtig glauben, das was du hier schreibst klingt auch nicht gerade gesund.
Das hat mir schon jemand gesagt. :D Ich diagnostiziere mich nicht selbst und spreche mir auch selbst keine Diagnosen ab. Ich war von meinem achten bis zu meinem zehnten Lebensjahr in psychologischer Behandlung, dort wurde zunächst v.A. Depression gestellt, im Laufe der Therapie wurde das allerdings revidiert, weil die Symptomatik nicht passte.
Ab meinen sechzehnten und vor meinem zwanzigsten Lebensjahr war ich bei unterschiedlichen Psychologen und Psychiatern, aber weder eine Depression noch eine Persönlichkeitsstörung gehört zu meinen Diagnosen.
Ich bin jetzt 29 und war seit 9 Jahren nicht mehr in Behandlung.


Ich denke, du hast mich nicht so ganz verstanden: Ich war gar nicht so gelangweilt, sondern einfach zufriedengestellt. Es hat gereicht. Ebenso, wie man nicht vom Essen gelangweilt ist, wenn man satt ist, war ich nicht vom Leben gelangweilt, sondern einfach bedient, meine Bedürfnisse waren befriedigt, ich hätte vom Tisch aufstehen können und meine Rechnung zahlen wollen. Nun kam jedoch auf einmal ein zufälliges Enigma auf meinen Tisch geweht und ich fand es wichtiger, jenes erst mal zu lösen und noch etwas im Café zu verweilen - es gab keinen Bus zu verpassen, keinen Termin zu erfüllen und ich musste auch nicht vor der Polizei wegen Zechenprellerei fliehen. :D

Das Thema Suizid ist so vielschichtig und komplex, dass es meines Erachtens viel zu kurz gedacht ist, es auf das Unglück des Selbsttöters zu reduzieren. Nicht jeder, der sich umbringt, ist krank oder unglücklich. Nicht jeder, der lächelt und Freude zeigt, ist tatsächlich gesund oder glücklich, manchmal sind Dinge sehr vielschichtig, aber manchmal ist Suizid auch tatsächlich so einfach: unglücklicher Mensch + Gelegenheit = Suizid.
Ich finde es ebenso generell sehr schwierig, beim Thema Suizid zu verurteilen oder zu tabuisieren - der Tod sollte kein Tabu sein, er ist nun einmal für jeden von uns bevorstehend, ob nun verfrüht und selbstgewählt, durch einen Unfall oder ein Verbrechen oder auf natürliche Weise. Für mich ist jeder Grund, sich selbst zu töten, legitim. Ich habe generell große Schwierigkeiten damit, die Beweggründe von Menschen zu illegitimieren - ein handlungsausführender Mensch handelt immer begründet und damit - für sich - legitim.
Sowohl ein Selbstmord aus Verzweiflung als auch einer aus Flucht vor Konsequenzen, einer aufgrund einer Ausweglosigkeit durch Krankheit, einer aus Lebensüberdruss, aus Gelegenheit, aus dem Gefühl, ausreichend gelebt zu haben - niemandem steht zu, das zu verurteilen. Wir können es hinterfragen, wir können es für uns ablehnen, aber ich finde es unangemessen, die Gedanken und Entscheidungen eines anderen über sein eigenes Leben be- und verurteilen zu wollen.


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