J.W.v.Kroethe schrieb:Ich halte es eigentlich für ein grundlegendes Menschenrecht, den Zeitpunkt seines Todes selbst zu bestimmen und dabei auch ein Anrecht auf professionelle Hilfe zu haben. Ein Team aus Ärzten und Psychologen sollte den jeweiligen Antrag begutachten und könnte damit schon im Vorfeld krisenbedingt suizidalen Jugendlichen helfen, wieder Fuß zu fassen. Während Alte und Kranke endlich von dem Alptraum befreit würden, im Pflegeheim noch über viele Jahre unter menschenunwürdigen Bedingungen zwangsweise am Leben gehalten zu werden, anstatt dann auszusteigen, wenn das Leben endgültig nicht mehr lebenswert ist.
Das ist eine gefährliche Entwicklung, ein Dammbruch. Denn wenn man das konsequent zu Ende denkt, dann könnte es im Jahr 2050 öffentliche Selbsttötungsautomaten geben, wo jeder Volljährige reindarf und selbst bestimmt aus dem Leben scheidet. Es könnte ja auch noch dafür politisch geworben werden, dass man die Erde retten soll durch Selbstmord. Das ist ein absolut inhumanes Menschenbild, das dadurch zum Vorschein kommt. Das ist auch wieder mal der einfachste Weg des geringsten Widerstandes, den Menschen als Problem anzusehen, als eine überschüssige Ware. Oder gar Ausschussware, die entsorgt werden müsste.
Da macht es keinen Unterschied, ob ein Mensch sich selbst so sieht oder so gesehen wird. Wenn man die Selbsttötung dann auch noch professionalisiert, ist im Grunde genommen die Menschheit ein ganz großen Stück gestorben. Denn da wird ein Tor geöffnet, wo sich das Menschliche aus der Welt verflüchtigen kann und nur noch eine biologische Zellmasse zurückbleibt, die auch zur puren Natur verfällt. Das wäre der Anfang vom Ende der Menschheit. Und solche resignierten Beiträge wie Deine fördern diesen Prozess bzw. das dieses Ende für alle nahen soll.
J.W.v.Kroethe schrieb:Ich denke da beispielsweise an den Film Soylent Green, natürlich ohne den makabren Plot. Eine solche Lösung wäre jedenfalls eine Win-Win-Situaution für alle Beteiligten, bis auf die Kirchen natürlich, deren profitorientierte Großunternehmen Diakonie und Caritas heute noch Milliardenumsätze mit dem Verwahren Alter und Kranker machen und deren Pflegeversicherungen bis zum letzten Cent auspressen. Dieselben Kirchen übrigens, die den Sterbehilfevereinen eine angeblich verwerfliche Profitorientierung unterstellen und sofort mit Nazi- und Euthanasievergleichen zur Stelle sind, wenn sie durch solche Diskussionen ihr eigenes menschenverachtendes Geschäftsmodell gefährdet sehen.
Die Kirchen und die Caritas sind einige der Wenigen, die hier noch die Stellung halten und das zarte Pflänzchen Menschlichkeit bewahren wollen, bis andere Zeiten anbrechen könnten, in der die Zustände der Menschheit sich verbessern könnten, die Menschheit zur Vernunft kommt und erwachsen wird. Sie tuen die Arbeit, die Auswüchse und Härten abzumildern und der treibenden Kraft der Entmenschlichung Widerstand entgegenzusetzen, damit es überhaupt noch eine Möglichkeit gibt, dass sich die Menschheit positiv entwickelt bzw. damit dieses Potential nicht endgültig vernichtet wird.
Du hingegen diskreditierst es. Und das ist einfach egoistisch, meines Erachtens.
Denn auch zukünftige Generationen haben eine lebenswerte Welt verdient, die noch Ideale, Visionen und positive Utopien bereithält.