@Kimo:
Die Beobachtung von Kindern/Menschen und mir selbst. Nach meinemVerständnis kann es nur ein Bedürfnis des Egos sein, weil es das Ego ist, das die Weltegozentrisch wahrnimmt und sich mit der Umwelt misst. ...was aber nur dannmöglich ist, wenn Du solch ein Ego glaubst, denn ohne den Glauben an es, erschaffst Du esnicht.
Ein Bedürfnis nach Anerkennung wird z. B. dem Einsiedler völlig gleichgültigsein. Warum? Hat er kein Ego? Ich meine, sowas hat mit dem jeweiligen(Glaubens-)Weltbild, mit den jeweiligen Vorlieben bzw. der jeweiligen Aufmerksamkeit (wasist mir wichtig) zu tun, und eben mit dem jeweiligen Glauben zu tun. Wenn Du glaubst,Anerkennung anderer ist Ausdruck Deines Wertes, dann strebst Du natürlich danach. Ichhalte es für eine irreführende Sicht, solche Dinge pauschal einem Ego zuzuweisen, um dannschlussendlich auf den Trichter zu kommen "wenn ich dieses Ego los werde, bin ich freiund finde Erleuchtung".
Andererseits kann ich mir ein Ego vorstellen, das inseiner Kultur nicht dahin gehend geprägt wurde, sein Selbswertgefühl nur daraus zuziehen, indem es "besser" ist wie andere. Die Kultur prägt uns m. E. nicht -wir sind es, die Kultur prägen, und wie Du an Deinem Beispiel bereits aufzeigst, findestDu in einer Kultur Beispiele, die ihr nicht entsprechen. Warum? Hat hier 'die Kultur' inihrer 'Prägeleistung' versagt? Nein! Eben weil es nicht die Kultur ist, die uns prägt,sondern wir.
Aber ich kann mir duraus auch vorstellen, dass das Bedürfnis nachAnerkennung tiefer sitzt wie das Ego. Also was da für Vorstellungen dazuexistieren - erstaunlich! Du verwendest hier direkt schon eine technische Analyse desmenschlichen Bewusstseins: das sitzt so tief, jenes sitzt noch tiefer... fast schon eineBeschreibung, wie eine Maschine zusammengesetzt ist.
Dann stellt sich dieFrage, welches Ereignis dieses Bedürfnis befriedigt: Wohl eher Anerkennung in Form vonLiebe wie in Form von Erfolg. Das ist abhängig vom Individuum und seinemGlauben.
denke, dass sich nach diesem Erkennen eben die Egozentrik auflöstund das Selbstwertgefühl sich nicht mehr aus dem Bessersein ernähren muss.Ich sehe sowas nicht mit einer Auflösung von Ego sondern mit einerVeränderung der individuellen Vorlieben und Glaubensvorstellungen.
Wie Jafraelsagte, werden wir während unserer Entwicklung von unserer Umwelt geprägt. Undich meine: das ist eine
mögliche Wahrnehmung, eine mögliche Wahrheit. Abereben eine von vielen, und nicht 'die' Wahrheit. Diese Sicht entspricht unseremderzeitigen Verständnis, unserem derzeitigen Weltbild. Aber ist dieses Weltbild daseinzig richtige? Ich meine Nein! Im Gegenteil, ich würde sogar weiter gehen, und sagen,dass wir uns durch dieses Weltbild zu Opfern machen, und uns enorm in unseren Fähigkeitenund Möglichkeiten beschneiden.
Ich bin mir nicht sicher, ob der Charaktereines Kleinkindes eine seelische Gegebenheit ist oder auf Prägung im Mutterleib beruht.Jedenfalls ist es uns - in meiner Sicht - erst ab einem bestimmten Reifegrad möglich,selbst auf unsere Programmierung Einfluss zu nehmen.
...weil Du hier 'selbst'definierst als 'verstandesmäßig vorsätzlich'. Aber wir sind weitaus mehr, als das, wasuns verstandesmäßig klar ist. Was Du z. B. in der Nacht träumst, nimmst Du Dir nichtverstandesmäßig vorsätzlich vor, und doch bist DU es, der dies oder jenes zu träumenwählt. Ich sage: jede einzelne Begebenheit, jede einzelne Situation, die Dir im Lebenbegegnet, ist von Dir erzeugt. Und von vielen ist dir dein Zutun nicht bewusst, undebensowenig waren sie verstandesmäßig vorsätzlich erschaffen. Warum? Weil wir diesesZutun nicht wahrnehmen, eben gerade weil wir nach unserem Glauben eine Welt erschaffen,in der wir scheinbar vieles nicht beeinflussen können.
Hm, interessant. Wo istdenn Deiner Meinung nach die heutige Sozialisations- und Pädagogikforschungunvollständig? Resp. was für ein alternativer Denkansatz fehlt ihr?
Dergleiche Ansatz, der in den meisten Wissenschaften fehlt, nämlich der Aspekt'Bewusstsein'. Die Medizin klammert Bewusstsein aus, die Physik (mal von derQuantenphysik abgesehen)... ja, selbst die Psychologie tut dies. Damit stoßen m. E. dieseWissenschaften immer an die Grenzen ihres Rahmens, woraus eine Abstraktion ihres Gebietesfolgt. Ein Beispiel (von unzähligen): die Medizin kommt aus dieser fragmentalenBetrachtung zu solch einem glorreichen Schluss, dass es sowas wie Seele oder Bewusstseinoder gar einen freien Willen nicht gibt, und dies alles nur neurochemische Prozesseseien. Mit anderen Worten: wir sind eigentlich nur Organmechanismen, sonst nichts.
Was die Sozialisations- und Pädagogikforschung betrifft, so gilt das gleiche: siebetrachten ausschließlich in Kausalität: jene Ursach - jene Wirkung. Damit drehen siesich im Kreis, was automatisch dazu animiert, zu den 'gut' und 'schlecht' Schablonen zugreifen, und einmal mehr den Sinn jeglicher menschlicher Erfahrung anzuerkennen. Dass dieUrsache im Individuum selber liegt, dass sie Ausdruck des individuellen Bewusstseins seinkönnen, die ihre Ursachen, und somit auch ihre Auswirkungen projizieren bzw. erschaffen,und nicht umgekehrt, diese in einem vermeintlichen Außen zu suchen sind, ziehen sie(noch) nicht im Ansatz in Betracht.