Nemon schrieb:Ich kürze jetzt mal ab, hätte noch weitaus mehr zu sagen. Nur mache ich mir ohnehin keine Hoffnung, dass du offene Ohren hast. Es ist ja auch schon längst alles gesagt, was soll man jedes Mal aufs Neue alles breit treten.
Aus meiner Sicht ist das alles nicht so einfach, wie es Deinen Aussagen nach zu sein scheint.
Es gibt eine Theorie und eine Praxis. Ein Demeter Betrieb - das ist Praxis. Der Ertrag ist das Ergebnis. Leider gibt es selbst bei der Nahrung gravierende Unterschiede in der Weltanschauung eines Materialisten im Vergleich zu der eines Okkultisten, Spirituellen etc... Für mich ist es sonnenklar, dass Nahrung mehr ist als die Summe seiner messbaren, erfassbaren Bestandteile. Ich unterscheide zwischen "lebendiger" und "toter" Nahrung. Bereits da können wir nicht weiter reden, weil Du so einen "lebendigen" aber nicht "bewiesenen" Bestandteil leugnest, abstreitest etc. oder mich sogar noch als Spinner, Aluhutträger etc. bezeichnest, weil ich sowas glaube.
Das ist klar, dass da keine Basis ist für ein respektvolles Gespräch. Liegt aber nicht an mir. Ich kann Deine Ansichten sehr wohl respektieren. Denn Deine Welt ist auch Teil meiner Welt. Was für Dich real ist, ist auch für mich real. Ich wurde wie Du erzogen und ausgebildet in einem modernen, wissenschaftlich fundierten Bildungssystem. Aber ich habe auch andere Perspektiven, die nicht in der Schule gelehrt werden, die Du ablehnst auf eine etwas herabwürdigende, verächtliche, verurteilende Art und Weise. Und das finde ich traurig.
Jedenfalls, es gibt diese praktischen Aspekte der Anthroposophie, sie gehören auch zum Bild dazu und sie müssen bei einer Bewertung, Beurteilung der Wertigkeit, des Nutzens miteinbezogen werden. Die Anthroposophie zu verdammen macht keinen Sinn, denn sie hat etwas sichtbares hervorgebracht, was offenbar erfolgreich und wertvoll ist. Das beweist nicht, dass Steiners Theorien irgendwie wahr sind, aber es beweist, dass nicht alles daran so schlecht ist, wie es manche scheinbar gerne hätten. Und es deutet darauf hin, dass vielleicht doch ein wenig Wahrheit in all dem enthalten sein könnte.
Auf jeden Fall gibt man sich bei den Anthroposophen auch Mühe, gewissen wissenschaftlichen Standards zu entsprechen, soweit es Sinn macht. Das einfachste Beispiel findest Du im Mondkalender. Man hat zwei Gruppen Setzlinge die in unterschiedlichen Mondzeichen gesät und unter gleichen Bedingungen gezogen wurden. Schließlich werden die getrennt verpflanzt und am Ende eine Dokumentation erstellt, mit Fotos, Angaben zum Ertrag, zum Wachstum etc... Erstaunlicherweise stimmen die Ergebnisse immer mit dem überein, was nach der Theorie auch zu erwarten ist. Das ist nicht übersehbar.
Dann kommt jemand wie Du und sagt sowas wie: Alles Blödsinn. Das beweist nichts. Und die Theorie dahinter ist Geschwurbel. Ja, da gibt es Grenzen. Es beweist nichts in dem Sinne, dass da die Theorie dahinter durch Messgeräte bestätigt werden könnte. Trotzdem ist es auffällig, dass die Ergebnisse besser sind, als es zu erwarten wäre. Vielleicht steckt eben doch was dahinter, was sich den Messmethoden noch entzieht, wovon die Wissenschaft noch nichts weiß. Wieso muss man das so abfällig abwerten? Wieso kann man es nicht einfach so stehen lassen und sagen: Ok, vielleicht ist ja doch was dran. Ich glaube es zwar nicht, Nachweise gibt es nicht, aber ausschließen kann ich es nicht, wer weiß. Was ist so schwer daran, dem ein klein wenig Respekt entgegenzubringen?
Dann missfällt mir auch diese Fixiertheit auf alles, was negativ ist, so, als ob es nicht auch ziemlich positive Dinge daran gäbe, was jeder nachvollziehen und verstehen kann und was auch keiner Studie etc. bedarf. Da geht es um menschliche Dinge, wie man miteinander umgeht, aufeinander eingeht....
Davon abgesehen, vieles von dem, was Steiner lehrte, ist fester Bestandteil spiritueller, esoterischer, religiöser Lehren, also von daher nichts, was Steiner sich selbst ausgedacht hat.
Im "Geistigen" gelten ein wenig andere Regeln als im Materiellen. Das ist vielleicht verständlicher, wenn Du mal an Deine Träume denkst. Ergeben die immer einen Sinn? Nein, oft sind sie völlig unverständlich, sie scheinen einfach nur zusammenhangloses Zeug zu sein, was keinen Sinn macht. Aber ich denke: Nein, so ist es nicht. Nur wir verstehen es nicht, weil wir ein anderes Denken haben, was durch unser materielles Leben geprägt ist. Wir bekommen keinen Zugang, es erscheint uns einfach nur blödsinnig. Ich denke aber, dass wir uns beim Träumen bereits mit einem Fuß in der geistigen Welt befinden. Die Frage ist nur, was das zu bedeuten hat und die Dinge dort sind normalerweise überhaupt nicht klar und eindeutig. Deshalb aber auch nicht einfach nur Blödsinn.
Es gibt Dinge, die Steiner sagt, wo ich null mitgehen kann, was mich auch befremdet. Aber es gibt auch viele Dinge, die mich ansprechen. Begibt man sich auf so einen geistigen Erkenntnisweg, ist das oft verwirrend. Es gibt auch ein "geistiges Auge" das erstmal geöffnet, geschult, trainiert werden muss und bis dahin immer wieder nicht richtig funktioniert. Steiner war auch kein "Klarseher" oder "Allwissend". Auch er war auf einem Schulungs- und Entwicklungsweg. Das sieht man auch, wenn man sich mit ihm befasst. In so einem Bereich darf man das alles nicht so eng sehen und so penibel. Da gelten andere Maßstäbe. Man bewegt sich im Dunkeln, man entdeckt etwas neues, fremdes und begibt sich in eine Welt voller Täuschungen und Rätsel.