@IamSherlocked Meine Schulzeit im Westen ist zwar schon gute fünfzig Jahre her, aber Leistungsdruck, Klassenschranken und Pädagogikterror gehörten damals schon zum guten Ton.
Zu meiner Schulzeit in den 1960ern waren in Westdeutschland die meisten älteren Lehrer ehemalige Offiziere der Wehrmacht oder der Waffen-SS. Da kann man sich in etwa vorstellen, wie der Schulbetrieb und der Unterricht liefen. Wie auf dem Kasernenhof - mit Drill, Gebrüll und gelegentlichen Körperstrafen. DAS waren schlechte Lehrer. Aber gelernt habe ich irgendwie trotzdem was. Und sei es nur, dass mich hinterher nichts mehr schrecken konnte.
Die Lehrer machten uns proletarischen und subproletarischen Kindern schnell klar, dass man "Gesindel wie Euch nur mit dem Knüppel regieren" kann. Für eine vergeigte Klassenarbeit wurde man vor versammelter Klasse als Versager niedergebrüllt und zu Hause gab es dann noch eine "anständige Tracht Prügel".
Ich kann mich an Rechenspiele in der Grundschule erinnern, bei denen die Kinder stehen mussten, und wer eine richtige Antwort wusste, durfte sich setzen. Wer zuletzt noch stand, wurde auf Anweisung des Lehrers von den Mitschülern als Klassentrottel ausgelacht.
Im Sportunterricht durfte, wer schwätzte, ein paar Runden im Entengang drehen. Wenn er Glück hatte, im Winter in der Halle, mit Pech im Sommer um den Fussballplatz.
Strafen gab es grundsätzlich als Kollektivstrafe, d.h. die ganze Klasse wurde für das Fehlverhalten eines einzelnen Kindes mit Nachsitzen oder dem Abschreiben von etlichen Buchseiten bestraft. Der Lehrer sagte dann für gewöhnlich, die Mitschüler könnten sich ja auf dem Nachhauseweg bei dem Verursacher "bedanken" - Stichwort "Klassenkeile".
Dass die Kinder irgendwie solidarischer gewesen sein sollten, weil es vielleicht noch mehr Lehrstellen und weniger Sozialhilfe gab, ist mir zumindest nicht in Erinnerung. Wer aus der Reihe tanzte, bekam Prügel oder durfte die Pissrinne auslecken.
Die Eltern scherte das herzlich wenig, eher im Gegenteil: "Der braucht 'ne strenge Hand!".
Ach ja, die gute alte Zeit...
Was man daraus lernt? Zähne zusammen und durch - und sich schwören, dass man später nicht so wird.