ickebindavid schrieb:Wenn man auf etwas aufmerksam macht was vielen immer noch vollkommen unbekannt ist(der okkulte Hintergrund von Waldorf, demeter und Co) leistet man einfach nur aufklärungsarbeit.
Wer sich auf Anthroposophie einlässt, weiß ziemlich bald, dass das einen esoterischen Hintergrund hat, weil das auch von anthroposophischer Seite auch ganz offen so kommuniziert wird (dein „okkult“ ist hier wohl eher als Kampfbegriff zu verstehen). Aufklärungsarbeit ist v. a. dann von Nöten, wenn der tatsächliche Ansatz/Hintergrund nicht kommuniziert wird, im Verborgenen bleibt, gewissermaßen „okkult“ ist.
Das ist z. B. häufig so, wenn uns Unternehmen via Werbung darstellen, wie supertoll ihre Produkte sind, wie gesund, ökologisch, nachhaltig etc. Die erzählen dir ja nicht, dass sie indische Kinder ausbeuten, Flüsse und Meere mit hochgiftigen Substanzen befüllen und man dünnflüssigen Auswurf bekommt, wenn man das isst. Da benötigt es dann engagierte Aufklärer, die uns darüber informieren, denn der Hintergrund der Werbung ist ja lediglich, uns zum Kaufen zu bewegen, keine ganzheitliche Produktinformation.
Möglicherweise gescheiterte Existenzen, die ihr Scheitern der Anthroposophie zuschreiben, helfen aber nicht wirklich bei der Aufklärung. Das grenzt dann in der Tat eher an Fanatismus. Und Esoterik muss man ja nicht mögen, aber es ist auch kein Weltuntergang, dass es welche gibt, die eben Ansätze mögen, die über das empirisch nachweisbare hinausgehen und die sind bei Esoterischem doch ganz gut aufgehoben. Solange der Esoterik-Anbieter den esoterischen Hintergrund offen als solchen darlegt und bei den Anthroposophen ist das der Fall, ist es doch kein Problem. Es muss ja nicht jeder das gleiche glauben.
Problematisch ist es immer dann, wenn irgendwelche Leute einem ihre Weltsicht als die einzig Richtige aufdrängen wollen, da muss man sich dann schon fragen, mit welchem Recht und aufgrund welchen Ansatzes ist das so. Was hast z. B. du denn eigentlich für einen Hintergrund, um andere darüber aufzuklären bzw. ihnen einzureden, dass Esoterik per se etwas schlechtes ist?
Persönlich sehe ich es so, dass eben die materiell-empirische und die übersinnliche Welt zwei unterschiedliche Ebenen sind, die ich für mich auch weitestgehend getrennt halte, außer es ergeben sich tatsächlich Überschneidungen. Es sind eben Aspekte.
Beispiel: Ich kann das Leben und Wirken etwa von Jesus oder Karl Marx in einen historischen, also materiellen Kontext betrachten einerseits, dann interessieren mich Lebensdaten, Aufenthaltsorte etc., ist im Falle von Jesus zugegebenermaßen schwierig, aber dann kann ich eben auch sagen, historisch ist der Typ zumindest nicht zweifelsfrei nachzuweisen.
Betrachte ich das gesondert von einem spirituellen Standpunkt kann ich dann was von Fische-Zeitalter, Kamaloka usw. usf. konstituieren, empirisch nicht belegbar, ganz klar, aber dennoch ein Ansatz, der interessant sein kann. Wenn ich mich nun damit beschäftigte, wie Marx zu seinen Schlussfolgerungen im „Kapital“ kam, interessiere ich mich aber zunächst für die realen Umstände seiner Zeit, da möchte ich auch nicht, dass mir irgendwer was von
Kamaloka erzählt. Wasn dasn?
Bin ich aber an spirituellen Hintergründen und Zusammenhängen interessiert, kann mir auch keiner kommen mit „Is doch allet Quatsch, weil nicht beweisbar.“ Nur weil es nicht empirisch beweisbar ist, heißt das ja nicht, dass es da nichts gibt. Ist in der Kriminalistik nicht anders, nur weil ich jemandem eine Tat nicht nachweisen kann, heißt das ja noch lange nicht, dass er auch wirklich nichts getan hat. Heißt, vor Irrtümern ist man nie gefeit. Dies sollte man sich doch stets vor Augen halten.
off-peak schrieb:Rationales Denken ist weder extrem, noch fanatisch, sondern vernünftig. Es ist einfach das Werkzeug des Denkens.
An sich ja. Nur hat im Prinzip jeder Mensch einen Werkzeugkasten von rationalen, emotionalen und sonstigen Ansätzen zur Verfügung. So gesehen gibt es halt keine ausgemachten 'Rationalisten'. Das mag höchstens individuell unterschiedlich stark ausgeprägt sein, aber i. d. R. wohl eher in homöopathischen Dosen, wenn wir schonmal beim Thema sind. Jemand, der allerdings der Meinung ist, er habe die einzige Wahrheit über die Welt und müsse dringend andere darüber aufklären, hm, ich weiß nicht, ob ich dem zwangsläufig einen starken Hang zur Ratio unterstellen würde. Da schenken sich selbsternannte 'Skeptiker' und Esos eigentlich relativ wenig. Vernünftig ist nur derjenige, der vernünftig handelt, nicht unbedingt der, der ständig von Vernunft redet.