Lanza schrieb:Ich glaube einfach, dass das ein Thema ist was man nicht pauschal packen kann.
Da gebe ich Dir Recht. Die Diskussion hat gezeigt, dass die Meinungen doch sehr unterschiedlich sind. Einige wenige schaffen es offenbar nicht, über den Tellerrand hinaus zu blicken. Nur weil bei ihnen im Betrieb etwas so und so geht kann es doch woanders durchaus auch anders laufen 🤷♀️
Lanza schrieb:Es wie bei der Rente. Jedem dürfte eigentlich klar sein, dass der Dachdecker nicht bis 67 durchhält.
Das kommt darauf an, wie die Aufgaben aussehen. Mit Mitte 60 auf dem Dach herumzukraxeln könnte schon schwierig sein, aber andere Tätigkeiten wird man bei entsprechender Erfahrung und Eignung vielleicht noch tun können, wie verwaltende (Bestellungen, Qualitätskontrolle, Beaufsichtigung von Arbeiten, Beratung von Kunden, Kostenvoranschläge), Umgang mit Menschen (Ausbildung von Berufsanfängern, Schulungen/Seminare/Messen etc.)
In den Jahren hat man ja oft Beziehungen aufgebaut und Kontakte geknüpft. Es gibt doch so einige, die als Rentner:in auf Geringverdienerbasis weiter beschäftigt sind, vielleicht einen Tag in der Woche oder stundenweise, und ihren früheren Betrieb oder einen anderen so noch unterstützen und nicht gleich von "100 auf 0" runterkommen, wenn sie sich noch fit fühlen.
Die Untersuchung zeigte, dass ein hoher Anteil sich wiederholender, manueller Tätigkeiten im Job mit einer größeren Wahrscheinlichkeit eines vorgezogenen Ruhestands einhergeht. Das heißt für das Handwerk: Wer seine Mitarbeiter lange halten möchte, sollte das Aufgabengebiet im Lauf des Arbeitslebens so verändern, dass zum Ende des Erwerbslebens der Routineanteil sinkt. Das kann beispielsweise erfolgen, indem
der Mitarbeiter die Gelegenheit bekommt, seine Erfahrung und sein Wissen an andere weiterzugeben - beispielsweise als Mentor für einen jüngeren Kollegen
Auch Weiterbildungsmaßnahmen können dabei helfen, dass die Mitarbeiter Qualifikationen und Fähikgeiten vermittelt bekommen, die nötig sind, um neue Aufgaben zu übernehmen.
In der Folge werden sie mit höherer Wahrscheinlichkeit ein Erwerbsleben bis zum gesetzlichen Rentenalter führen können – und wollen.
Quelle:
https://www.handwerk-magazin.de/studie-frueher-ruhestand-bei-manueller-taetigkeit-234300/Lanza schrieb:Genauso hier das Dilemma, dass viele in Präsenz aktiv sein müssen. Da ist eine Krankmeldung nochmal was anderes als HO
Es kommt darauf an, was man macht. Wenn jemand, der von zu Hause arbeitet, krank ist und die Arbeit nicht gemacht wird, ist das genauso ungünstig wie wenn die Person in Präsenz krank ist. Oder? Denn die Arbeit bleibt liegen. Hier ist der Arbeitgeber gefordert, für ausreichenden Ersatz zu sorgen und die Arbeit auf mehrere Schultern zu verteilen. Derzeit ist ein Arbeitnehmer ganz grob im Durchschnitt etwa 3 Wochen pro Jahr krank:
2023 waren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland durchschnittlich 15,1 Arbeitstage krank gemeldet. Der Anstieg gegenüber 2021 (+4,0 Krankheitstage) dürfte unter anderem auf das Aufkommen der Grippe- und Erkältungswellen zurückzuführen sein.
Ab dem Jahr 2008 bis 2016 war ein moderater Anstieg der Krankheitstage zu beobachten. Nach einem leichten Rückgang der Krankheitstage in den Jahren 2017 und 2018, sind diese seit 2019 wieder angestiegen.
2007 gab es die niedrigsten Fehlzeiten seit 1991. Damals lag die durchschnittliche Zahl der Krankentage noch bei 12,7 Tagen, bis zum Jahr 2007 sank sie auf 8,1. Dies ist ein Rückgang um 36 %. Mögliche Ursachen können eine allgemein verbesserte Gesundheitslage oder der Rückgang gesundheitsbeeinträchtigender Arbeiten (zum Beispiel im Produzierenden Gewerbe) sein. Aber auch die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes kann Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer veranlassen, sich seltener krank zu melden. Insbesondere in konjunkturellen Schwächephasen gehen die Krankmeldungen zurück, wie die Entwicklung seit 1991 zeigt.
Quelle:
https://www.destatis.de/DE/Themen/Arbeit/Arbeitsmarkt/Qualitaet-Arbeit/Dimension-2/krankenstand.html#:~:text=Arbeitnehmer%202023%2015%2C1%20Tage,Grippe%2D%20und%20Erk%C3%A4ltungswellen%20zur%C3%BCckzuf%C3%BChren%20sein.
Auch bei Kassenärzt:innen, die ja nun die Krankschreibungen, um die es in diesem Thread im wesentlichen geht, ausfertigen oder zumindest unterschriftlich absegnen, nachdem die Helferin das Interview am Telefon mit dem Patienten gemacht hat, gab es bis vor ca. 15 Jahren Reglementierungen, die auf Dauer nicht haltbar waren:
Früher galt eine starre Altersgrenze bei Ärzten, die eine Kassenzulassung besitzen (Vertragsärzt:innen). Sie lag bei 68 Jahren. Für Privatärzt:innen existierte dagegen keine Altersbeschränkung für ihre ärztliche Tätigkeit. Diese Regelung war im Jahr 1993 beschlossen worden und seit dem Jahr 1999 in Kraft.
Wer das 68. Lebensjahr vollendet hatte, musste seine Zulassung zurückgeben, manchmal auch unfreiwillig. Denn viele Ärzt:innen wollten weiter arbeiten und selbstbestimmt darüber entscheiden, wann sie aufhören. Manche wünschten sich auch bei der Planung ihrer Nachfolge mehr Zeit, Sicherheit und Freiheit. Eine weitere Regelung war, dass es nur bis zum 55. Lebensjahr möglich war, eine Arztpraxis zu eröffnen. Für die Niederlassung gab es früher eine Altersgrenze, die jedoch ebenfalls hinfällig wurde.
diese Altersgrenze für Ärzt:innen hat sich inzwischen geändert. Seit dem Jahr 2009 gibt es keine Altersbeschränkung mehr, die festlegt, wie lang Ärzt:innen praktizieren dürfen. Weil die Altersgrenze für niedergelassene Ärzt:innen gefallen ist, arbeiten heute auch immer mehr ältere Ärzt:innen in deutschen Praxen, was viele Vorteile für alle Beteiligten haben kann. Sie bringen viel Erfahrung mit ein und arbeiten oft mit jungen Ärzt:innen im Team. Umgekehrt können sie von jüngeren Kolleg:innen lernen, zum Beispiel bei der Digitalisierung der Arztpraxis (z.B. Videosprechstunde, eRezept, ePA).
Quelle:
https://info.doctolib.de/blog/wie-lange-darf-ein-arzt-praktizieren/#:~:text=01.-,Altersgrenze%20f%C3%BCr%20den%20Arzt%20fr%C3%BCher%20bei%2068%20Jahren,Altersbeschr%C3%A4nkung%20f%C3%BCr%20ihre%20%C3%A4rztliche%20T%C3%A4tigkeit.