Syringa schrieb:schaut mit Freude und Liebe
Ich kenne lebende Beispiele, was es mit einem machen kann, wenn man durch die Eltern zu wenig Liebe bekommt.
Früher wohnte eine Familie schräg gegenüber von uns und die mittlere Tochter war in meinem Alter und wir wurden Freundinnen.
Der Vater Hauptfeldwebel bei der Bundeswehr, die Mutter Hausfrau. Eigenes Haus mit großem, gut gepflegten Grundstück.
Ich beneidete meine Freundin manchmal ein wenig, weil sie oft neue Klamotten trug (die Mutter bestellte viel per Katalog) und immer viel Kirmesgeld und so bekam. Nach außen hin alles super.
Aber innen drin sah es anders aus. Die Suche nach Liebe und Anerkennung, Verlustangst, das Gefühl, etwas nicht zu schaffen, das steckte in jedem der Kinder drin und letztlich hat jedes Kind quasi Schiffbruch erlitten. Gesundheitlich, familiär, beruflich.
Meine Freundin hat mit ihrer Mutter später mal darüber gesprochen und ihr gesagt, sie habe sich von ihr nie geliebt gefühlt. Die Mutter sagte, das wäre ihr auch so gegangen und sie hätte das nicht geben können, weil sie es selbst niemals erfahren habe. Für sie war die Sache damit erledigt.
Syringa schrieb:weil "man" es damals so machte und es dazu gehörte eine Familie zu gründen
In den 60er und 70er Jahren hat man das jedenfalls noch so gesehen. Es war auch sehr wichtig, was die Nachbarn über einen dachten. Meine Freundin ist so früh wie möglich von dort weggegangen, bereits mit 17, und in eine Großstadt gezogen. Letztlich hat sie ihre Probleme aus dem Elternhaus jedoch mitgenommen. Kinder hat nicht, da sie immer zu viel mit sich selbst beschäftigt war, auch der Bruder hat keine. Sie ging mit Anfang 50 in Frührente. Die jüngste Schwester hat äußerst früh 2 Kinder bekommen. Eine wirklich gute Mutter ist sie wohl nicht gewesen, was ich von ihrer Schwester erfahren habe: früh geschieden, wechselnde Männerbekanntschaften, Umzüge, prekäre Arbeitsverhältnisse, 2 Ausbildungen begonnen und abgebrochen. Die eine Tochter hat ihrerseits sehr früh ein Kind bekommen. Kümmern um dieses Kind tun sich immer schon die Eltern des Kindesvaters, wo es auch lebt...
So muss das natürlich nicht zwangsläufig gehen, aber es kann.
Es ist ganz sicher auch schwer, etwas zu geben, das man selbst nicht ausreichend erhalten hat.
Und wenn man das einem Kind ersparen will finde ich das besser als wenn man vielleicht ein psychisches Wrack groß zieht.
Photographer73 schrieb:Auch bin ich meinen Eltern nicht "dankbar" dafür, dass sie mich gezeugt haben. Sie taten es, fertig. Dankbar bin ich ihnen eher dafür, dass sie mich aufgezogen haben, mir etwas mitgaben, ich auf nichts verzichten musste etc.
Ich bin Ihnen auch dankbar, auch wenn sicher nicht alles perfekt war. Wahrscheinlich ist es das ja nirgendwo.
Wir hatten eine gute Kindheit und dafür bin ich dankbar.
Photographer73 schrieb:Alles andere würde auch jedem Elternpaar, dass zB adoptiert hat, absprechen, dass sie ihr Kind zu 100% lieben.
Eben!