militarynerd schrieb:Günstig bauen und "Klimaschutz" ist da schon der erste Zielkonflikt, man könnte anfangen weniger massiv zu bauen und einfach mit Klimaanlagen heizen (und kühlen) ähnlich wie in den USA, dazu sollte aber auch der Strom um die Hälfte billiger sein.
In anderen Worten, alles dem "Klimaschutz" opfern oder normal weiterleben, beides wird es unter dem jetzigen Paradigma nicht gleichzeitig geben, was wäre dir wichtiger?
Genau da liegt das aktuelle Problem.
In einer Sache sind wir uns - denke ich - einig, nämlich dass viel zu viele Gebäude, die mit wenig Aufwand bewohnbar gemacht werden könnten, derzeit leerstehen. Ob da Abriss und Neubau wirklich nachhaltiger, ökologischer und ökonomischer wäre ist etwas, das auch unter Fachleuten immer wieder heiß diskutiert wird.
Dass diese Altbauten schlechter zu beheizen sind - keine Frage. Dass sie nicht auf dem Niveau heutiger Neubauten sind - zweifelt auch niemand an. Aber verzweifelt gebraucht wird halt derzeit bezahlbarer Wohnraum, und zwar nicht nur für Flüchtlinge!
Wenn ich jetzt im Hinterkopf habe dass eine Fernreise pro Person und Flug mehr CO2 ausstößt als eine Mehrfamilienhaus-Heizung im Jahr stellt sich mir zwangsläufig die Frage was davon wir wohl subventionieren sollten. Die Fernreisen sind es meiner Meinung nach nicht, schon garnicht drei, vier Mal im Jahr. Auch keine Shopping-Wochenenden in Dubai. Wer das unbedingt machen möchte, soll auch den vollen Preis bezahlen und für entsprechend Ausgleich sorgen und nicht meine Steuergelder (für Kerosin) dafür beanspruchen.
Wenn man das, was zum reinen Vergnügen rausgehauen wird, statt dessen zumindest vorübergehend, bis die schlimmste Krise überstanden ist, dafür verwenden würde dass ein paar alte Häuser erstmal noch mit alten Heizungen weiterlaufen können damit die Leute wenigstens ein Dach überm Kopf haben (ja, ich meine diejenigen die man nicht zum Sonnenuntergang in Dubai im Roof-top-club trifft) wäre das erstmal eine sehr große Hilfe.
Und dann müssen wir für die Zukunft stark umdenken was Wohnbau angeht.
Der härteste Knochen an dem wir da zu knabbern haben werden ist, dass sich die Leute wieder mit weniger Wohnraum zufrieden geben werden müssen (also nicht mehr jede*r direkt nach der Schule eine 2-Zimmer-Wohnung für sich alleine beziehen kann).
Der nächste Knochen wird wohl die Optik der neuen Gebäude - denn es muß aus energetischen Gründen kompakt gebaut werden - und mehr in die Höhe, um weniger Boden zu versiegeln. Das trifft auch nicht meinen Geschmack, aber es geht halt irgendwann nicht mehr anders.
Vergiss "Tiny Houses", die sind relativ gesehen abnorme Energiefresser.
Solartechnik muß auf Dauer nicht nur auf jedes öffentliche Gebäude, jeden Supermarkt und jeden Bauernhof sondern auch auf jedes Privathaus - nicht nur auf die Dächer sondern auch an die Fassaden. Und das sollte ebenfalls subventioniert werden und nicht den Eigentümern überlassen werden die dafür evtl. gerade nicht das Geld haben. Oder - wahlweise - eine entsprechende Solarfirma mietet die Flächen und stattet sie aus gegen eine entsprechende Miete.
Wir müssen zwingend Regenwasser auffangen und nutzen, Trinkwasser für Toilettenspülungen ist eine unglaubliche Verschwendung für die wir uns jedes Mal schämen sollten wenn wir auf die Spülung drücken.
Es gibt da endlos viele Dinge an denen wir schrauben könnten und sollten...
Ich bin überzeugt dass das ganze Heizungstheater das da gerade abläuft die totale Verarsche ist - nicht weil's nicht stimmen würde dass sich da möglichst zügig was ändern muß aus Klimaschutzgründen sondern weil es da ganz andere Punkte gibt an denen zuerst gearbeitet werden müßte und bei denen es die Leute trifft, die tatsächlich auch das Kapital und die Möglichkeiten hätten. Wer drei, vier Mal im Jahr zum puren Vergnügen ein Vielfaches an CO2 in die Umwelt knallt als eine Mehrfamilienheizung sollte darin nicht unterstützt werden in dem man das subventioniert.
Lieber Heizungsabgase (weil es da um existentielle Bedürfnisse ALLER Bürger geht) als Flugzeugabgase (die ein kleiner, wohlhabender Teil der Bevölkerung zum reinen Luxus raushaut).
Vater Staat zwingt den Eigentümern (auch den kleinen Privatvermietern) da tiefgreifende Sanierungen auf, die sich grad bei Altbauten in deren Lebenszeit nicht mehr rechnen werden. Ergo gibt es entsprechende Stilllegungen und Verkäufe mit Abriss und Neubau der wiederum auch exorbitant die Umwelt verschmutzt und immens Energie kostet (ich sag nur: Beton).
Haut einfach mal ein bisschen die Bremse rein.
Ja OK "einfach" ist leicht gesagt.
Aber ich sehe gerade kopflosen Aktivismus auf Kosten vor allem der Armen und Ärmsten.