Gendern zur Pflicht machen?

paxito schrieb:Ich gestehe höchst reumütig mir diese Aussage frei ausgedacht zu haben, vollkommen fabuliert und ohne jeden Beleg. Sorry dafür, ist bloß meine Meinung, nix weiter.

:D

Tussinelda schrieb:ich habe da ein Beispiel gefunden und finde sicher noch mehr, falls nötig

Dito.

NightSpider schrieb:Wenn man plötzlich über Rot fahren erlauben will und das auch noch vorschreibt, indem Fall halt falsch Deutsch sprechen und schreiben, und das auch noch mit Druck durchpressen will, kann man dem nur mit einem Verbot entgegen. Und das ist gut so!

Wenn man sich nicht an Verkehrsregeln hält oder diese in sinnloser Weise so abändert, dass es zum Chaos kommt, gefährdet man Menschenleben.

Was genau gefährdet man mit einem Doppelpunkt in einem Wort? Misst Du Deinem ästhetischen Sprachempfinden einen so hohen Wert bei? Fürchtest Du Augenkrebs?
Ich kann Dich beruhigen. Wenn Jemand Dir einen Text mit einem in Deiner Wahrnehmung unnötigen Doppelpunkt vorsetzt, wirst Du davon nicht krank. Sehr wahrscheinlich verstehst Du trotz dieses Doppelpunktes den Text nicht schlechter als ohne diesen.
Wenn jemand einen Text so verändert, ist das nichts anderes, als wenn Dein Gegenüber Ohrringe trägt oder sich die Haare grün einfärbt. Das mag Dir missfallen - aber es ist definitiv nicht mal ansatzweise etwas, das "verboten gehört".

Wenn es mal soweit sein sollte, dass Dich nachts zwei Autor:innen des Spiegel aus dem Bett zerren, Dir mit Klebeband die Augen aufzwingen und Dich erst weiter schlafen lassen, wenn Du genügend oft die Worte "Polizist:innen, Ärzt:innen, Professor:innen" usw. lesen musstest - dann dürftest Du berechtigterweise von "mit Druck durchpressen" sprechen.

Aber bis dahin ist es normaler Wandel der Sprache, der sich mal durchsetzt und mal nicht. Wenn es Dich stört, lies es nicht und schreibe anders.

azazeel schrieb:Sehr wahrscheinlich verstehst Du trotz dieses Doppelpunktes den Text nicht schlechter als ohne diesen.

damit wäre der Doppelpunkt sinnlos, weil nicht von nöten und könnte weggelassen werden.
höherer schreibaufwand - es bleibt ja wohl nicht bei nur einem.

@azazeel


Bei manchen Menschen genügt offenbar ein Doppelpunkt, ein Sternchen oder ein Binnen-I für eine Infektion mit einer schweren TollwutbürgerInnen-Erkrankung aus. Kennzeichen: Schaum vorm Mund, unkontrollierte Wortwahl, Anfälligkeit für Verschwörungsideologien, Diktaturwahn.

azazeel schrieb:Sehr wahrscheinlich verstehst Du trotz dieses Doppelpunktes den Text nicht schlechter als ohne diesen.

Aber eben auch nicht besser. Und wenn eine Sache etwas nicht besser macht, dann kann man es sich doch auch sparen einfach.

Doors schrieb:Bei manchen Menschen genügt offenbar ein Doppelpunkt, ein Sternchen oder ein Binnen-I für eine Infektion mit einer schweren TollwutbürgerInnen-Erkrankung aus. Kennzeichen: Schaum vorm Mund, unkontrollierte Wortwahl, Anfälligkeit für Verschwörungsideologien, Diktaturwahn.

Ja, ich bin auch immer wieder erstaunt, welche emotionalen Reaktionen harmloses Gendern provoziert.
Da gibt es tief in einigen Menschen einen ziemlichen Hass auf alles was ihnen links oder progressiv erscheint.
So tief sitzt deren Angst vor Veränderung.

Groucho schrieb:Ja, ich bin auch immer wieder erstaunt, welche emotionalen Reaktionen harmloses Gendern provoziert.

Beziehst du dich hier auf den Thread, oder erlebst du das in deinem privaten Umfeld, wenn du fröhlich gendernd um die Häuser ziehst?

Groucho schrieb:Da gibt es tief in einigen Menschen einen ziemlichen Hass auf alles was ihnen links oder progressiv erscheint.
So tief sitzt deren Angst vor Veränderung.

da ist direkt was dran.
Andererseits gibts halt auch Menschen, die - warum auch immer - nicht mal was lassen können wie es ist und damit wieder Anderen auf den Keks gehen ;)

@Optimist


Würden wir immer alles so lassen, wie es ist, bzw. war, hockten wir noch auf dem Baum und würden uns die Läuse aus dem Pelz sammeln. Fortschritt heisst immer auch: Bestehendes in Frage stellen.

Aniara schrieb:Beziehst du dich hier auf den Thread, oder erlebst du das in deinem privaten Umfeld, wenn du fröhlich gendernd um die Häuser ziehst?

Privat gendert doch sowieso kaum einer, das passiert nur in Printmedien, im TV und Arbeitstechnisch um sich selbst abzusichern. ;)

@CosmicQueen


Zementmal, im allgemeinen Sprachgebrauch zu gendern, das kenne ich schon lange und praktiziere das auch. Bislang hat sich daran noch niemand gestört. Ich verlange das nicht von anderen, übersehe es zugegebenermaßen auch manchmal bei mir, aber bestimmte Sprechweisen sind mir eigentlich seit fast 50 Jahren in Fleisch und Blut übergegangen. Das ist nicht anders als bei der Vermeidung von „belasteten Begriffen“, die ich höchstens als Zitat oder im historischen Kontext verwende. Sprache wandelt sich mit den Sprechenden.

Doors schrieb:Würden wir immer alles so lassen, wie es ist, bzw. war, hockten wir noch auf dem Baum und würden uns die Läuse aus dem Pelz sammeln. Fortschritt heisst immer auch: Bestehendes in Frage stellen.

das ist schon richtig. Es gibt Dinge, wo es richtig und gut ist, wenn sich etwas ändert.
Das Gendern bzw. die gewünschte Abschaffung des gM gehört in meinen Augen jedoch nicht zu diesen Dingen ;)

Und Manche wollen halt gar nichts lassen wie es ist, sondern es muss sich ständig möglichst alles ändern, bzw manche ertragen es nicht, wenn auch mal etwas bleibt, finden es dann langweilig.
Kenne Einige, die z.B. brauchen, regelmäßig ihre Wohnungseinrichtung zu verändern.
Nur in solch einem Sinne hatte ich es weiter oben gemeint.

Doors schrieb:Bislang hat sich daran noch niemand gestört.

Doors schrieb:Schaum vorm Mund, unkontrollierte Wortwahl, Anfälligkeit für Verschwörungsideologien, Diktaturwahn.

Wie passen diese beiden Aussagen zusammen?

Doors schrieb:bestimmte Sprechweisen sind mir eigentlich seit fast 50 Jahren in Fleisch und Blut übergegangen

Da bist du aber wohl eher eine Ausnahme. :) Ich kenne niemanden, der privat gendert, selbst Kinder und Jugendliche gendern nicht. Sprache verändert sich eigentlich auch eher natürlich und nicht verkrampft von oben herab.

CosmicQueen schrieb:Privat gendert doch sowieso kaum einer, das passiert nur in Printmedien, im TV und Arbeitstechnisch um sich selbst abzusichern. ;)

Ich denke da muss man schon unterscheiden. Es sind sicher eher wenige, die zum Beispiel Fahrer:innen aussprechen.
Aber ich höre, und nutze selbst auch, schon häufiger so Formen wie "Fahrerinnen und Fahrer". Seit diese Debatte öffentlich an Fahrt aufgenommen hat.

@CosmicQueen


Nun, ich bin in den Jahren der neuen Frauenbewegung in den frühen 1970ern politisch sozialisiert. Dann gewöhnt man(n) sich das an. Zudem habe ich für Zeitungen, Zeitschriften und andere Publikationen geschrieben, in denen beispielsweise das „Binnen-I“ damals State of the Art war. Vielleicht war ich einfach nur der Zeit voraus. Damals wurde die Sache allerdings, anders als heute, ohne Aufstände einfach so zur Kenntnis genommen.

In öffentlichen Auftritten verwende ich, wenn die Zeit es erlaubt, beide Geschlechter gleichberechtigt. Im privaten Bereich bevorzuge ich, ähnlich wie manche Menschen im Radio, eine Sprechpause vor dem „innen“. Provokateur, der ich (gerne) bin, verwende ich manchmal auch ausschliesslich die weibliche Form, was dann oft Widerspruch hervor ruft: „Wieso sprcichst Du nur von Ärztinnen? Es gibt doch auch männliche Ärzte.“ Nur mal so als Beispiel. Dann muss ich mir immer ein Lachen verkneifen. In die Falle getappt. :D

@Optimist


Nun, zwischen dem Umräumen in einer Wohnung und politischen Veränderungen sehe ich schon einen Unterschied, auch wenn es heisst, dass alles „Private“ eben auch politisch ist. Sprache verändert sich mit der Gesellschaft, die sie spricht. Bestimmte Begriffe sind eben nicht mehr salonfähig. Niemand käme wohl noch auf die Idee, „Judenspeck“ im Süßwarengeschäft zu verlangen. Vor 50 Jahren durchaus üblich, diese Bezeichnung für aufgeschäumtes Zuckerzeug. Auch würde wohl niemand mehr öffentlich oder privat (?) einen Menschen mit Einschränkungen als „Krüppel“ bezeichnen.
Auch das Fräulein ist ausgestorben, wie der Lehrling oder der Ladenschwengel.

@Bone02943


Oder neutral „Fahrende“. Die Möglichkeiten sind da glücklicherweise unbeschränkt.

Bone02943 schrieb:Aber ich höre, und nutze selbst auch, schon häufiger so Formen wie "Fahrerinnen und Fahrer". Seit diese Debatte öffentlich an Fahrt aufgenommen hat.

Oder wie Olaf Scholz "Bürger und Bürger" :D

Doors schrieb:Nun, ich bin in den Jahren der neuen Frauenbewegung in den frühen 1970ern politisch sozialisiert.

Also ein sogenannter Frauenversteher :troll: :D

@Doors

Na ist doch schön für dich. Wenn in der taz mit Binnen-I gegendert wird, regen sich die Leute ja auch nicht auf.
Aber bei ARD und ZDF halt. Isso. Und im Osten noch mehr als im Westen. Sehr, sehr viele Leute.
Wenn im HR und BR jetzt weniger mit Doppelpunkt geschrieben und gesprochen wird, haben die Leut ein Aufreger-Thema weniger und können wieder mehr auf das Gesprochene achten und vielleicht sich auch aufregen über andere und wichtigere Aufreger-Themen.
Müsste doch in deinem Sinne sein, oder nicht?
Also alles Bingo :-)
Und wenn dann irgendwann, weil alles normaler Sprachwandel und so, dann könnte man ja noch mal reden.

Doors schrieb:Oder neutral „Fahrende“

Ja, aber wenn da steht, die Radfahrenden pinkelten auf der Straße, dann weiß ich doch nicht, ob sie am Fahren waren oder Pause machten :cry:

CosmicQueen schrieb:Oder wie Olaf Scholz "Bürger und Bürger" :D

Wie nennt man das? Das doppelte generische Maskulinum :D