nasenstüber schrieb:wobei das noch genauer erforscht werden müsste
Klar, ich bin auch ein Freund faktenbasierter Entscheidungen. Aber das schiebt die Sache eben auch weiter in die Zukunft.
Wir haben zwei Möglichkeiten: Wir finden in 20 Jahren heraus: "Hätte geholfen, Mist, 20 Jahre vergeudet". Oder: "Hätte nicht oder nur wenig geholfen, gut, dass wir es gelassen haben". Da muss man eben für sich entscheiden, was das kleinere Übel ist.
nasenstüber schrieb:wobei man damit wiederum auch noch Wasser auf die Mühlen der Hardcoregegner gießt
Mit so etwas muss eine Gesellschaft leben. Sonst würden in jeder Situation die "Hardcoregegner" das Schicksal der Vielen bestimmen.
nasenstüber schrieb:und es ist denke ich unbestreitbar, dass schon viel in diese Richtung passiert ist
Absolut. Die letzten wenigen Jahrzehnte haben das dramatisch verbessert. Objektiv gesehen.
Aber zum Teil geht es auch um Wahrnehmung.
Beispiel Sklaverei: Du beendest die Sklaverei. Ein gewaltiger Schritt für die Sklaven. Ihr Leben verändert sich massiv zum besseren.
Eine kleine Einschränkung: Das Wahlrecht haben sie noch nicht.
Wie wäre dann das Argument, dass erst mal nach hinten zu schieben, weil sie ja quasi 90% des überhaupt Möglichen schon haben und gemessen an dem, was sie bisher erdulden mussten, geht es ihnen ja prima.
Ist natürlich kein gutes Argument. Wenn man eine Ungerechtigkeit als solche erkennt und beseitigt, dann auch möglichst so gut und so schnell wie möglich.
nasenstüber schrieb:Die wenigsten werden zB heute Frauen absichtlich Knüppel zwischen die Beine werfen
Auch das sehe ich so. Aber die Motivation, warum jemand Dich ungerecht behandelt, ist ja nur ein Teil des Problems. Ungerecht bleibt es.
nasenstüber schrieb:Aber gibt es wirklich noch diese nennenswerte Chancenungleichheit, und auch hier die Frage, was braucht es da wirklich, um das aus der Welt zu schaffen .. falls es tatsächlich so dringlich sein sollte.
Nun, die Herstellung gleicher Chancen ist dringend. Wir können dezidiert besprechen, wo es nun ungerechte Unterschied gibt, die sachlich unbegründet sind, aber das wäre vielleicht etwas für eigenen eigenen Beitrag. Ich würde gerne die Ausgangsposition definieren: Es ist ungerecht genug, um es nicht einfach hinzunehmen.
Dann kommen wir zum zweiten Punkt: WAs kann man machen?
Viel. Man könnte es schlicht erzwingen. Durch eine Vielzahl einschneidender Maßnahmen.
Oder man pendelt ein wenig in die Gegenrichtung, damit am Schluss die Situation insgesamt fairer ist. Vorrübergehende Quoten sind so ein Mittel.
Oder man schafft, z.B. durch Sprache, eine Normalisierung einer etwas anderen, gerechteren Lage.
Es gibt viele Werkzeuge. Die meisten sind sehr einschneidend. Die sprachliche Lösung ist es kaum. Sie ist sicherlich auch eine der schwächsten Möglichkeiten - aber wir sind ja auch schon recht weit, wie Du richtig sagst.
nasenstüber schrieb:Was es tatsächlich nur noch braucht ist Zeit, und frische Generationen, die das einfach mit der Muttermilch aufsaugen, dass Frauen druchaus heute "alles" dürfen, wenn sie nur wollen.
Absolut. Für "übermorgen" ist das völlig richtig.
Bleibt die Frage, ob die Frauen von heute und morgen das dann halt hinzunehmen haben. Sozusagen ihr Opfer für eine dann bessere Zukunft. Oder ob wir nicht alle ein bisschen mithelfen.
Ich bin einfach ein großer Freund von Fairness. Und mir schmerzt es, wenn ich Ungerechtigkeiten sehe, die nicht zwingend so sein müssten.
Ich bin auch ein Freund der Sprache. Ich finde Änderungen in der mir vertrauten Sprache in aller Regel nicht gut.
Ein Dilemma. Für mich schmerzt der erste Punkt mehr.
Und mal ehrlich. Am Anfang tut es meinetwegen weh. Und wenn man sich hineinsteigert, bleibt es dauerhaft schmerzhaft.
Aber ein bisschen Gewöhnung lässt diese sprachliche Sache recht schnell sehr winzig erscheinen. Also ich kann da nur für mich sprechen.