Gendern zur Pflicht machen?

martenot schrieb:ich weiß nur immer noch nicht so genau, welches die beste Art der Umsetzung sein könnte, wie weit das Gendern gehen sollte, und ob es wirklich unter allen Umständen sinnvoll ist.

deshalb ja der gesellschaftliche Diskurs, das Ausprobieren usw. Wird nur eben durch die erschwert, die immer gleich das Gendern komplett ablehnen

Tussinelda schrieb:Und wenn es Dich, wie Du ja gerade wieder eingeräumt hast, grundsätzlich stört, dann geht es wohl kaum um die Zeichen, sondern ums Prinzip.

meine Güte, jetzt gebe ich es dir ein letztes Mal schriftlich:
Mir geht es um Beides - um das Gendern an sich, aber auch um diese verhunzende Zeichensetzung.
Oder verlangst du, dass ich mich zwischen diesen beiden Optionen entscheide?
Es gibt für mich ein sowohl als auch.

Und als Sahnehäubchen füge ich jetzt noch an:
Das Gendern mit Sternchen und Co stört mich noch viel mehr als das normale Gendern.

Nun alles klar?
(das war jetzt mein letztes Statement zur Aufklärung dieses Punktes)

peekaboo schrieb:Sie werden ja nicht komplett "verhunzt", denn man kann diese Wörter immer noch so schreiben, wie man es gewohnt ist.

Allerdings fphrt die Gendersprachr schon dadurch zur Verarmung der Sprache, weil damit die Funktion des Partizips aufgegeben wird, nämlich der Ausdruck der Gleichzeitigkeit.

Ein Student ist an einer Universität eingeschrieben.

Ein Studierender sitzt gerade jetzt vor seinem Buch oder Podcast o.ä.

Bisher dient der Ausdruck dazu, zeitliche Nähe sprachlich sichtbar zu machen.

In Zukunft drückt das Partizip Studierende dann nicht mehr Gleichzeitigkeit aus, sondern die Zugehörigkeit des Sprechers zur woke community.

sacredheart schrieb:In Zukunft drückt das Partizip Studierende dann nicht mehr Gleichzeitigkeit aus, sondern die Zugehörigkeit des Sprechers zur woke community.

Nicht unbedingt. Der Ausdruck "Studierende" wird oft bzw. fast immer in offiziellen Publikationen der Universitäten verwendet (ähnlich auch "Forschende"). Daraus lässt sich nicht unbedingt eine persönliche Zugehörigkeit des Sprechers oder Textautors zu einer Community ableiten.

martenot schrieb:Nicht unbedingt. Der Ausdruck "Studierende" wird oft bzw. fast immer in offiziellen Publikationen der Universitäten verwendet (ähnlich auch "Forschende").

aber nur neuerdings.
Bis vor einigen wenigen Monaten (oder Jahren?) war mir das in Texten noch nicht unter gekommen.

sacredheart schrieb:In Zukunft drückt das Partizip Studierende dann nicht mehr Gleichzeitigkeit aus, sondern die Zugehörigkeit des Sprechers zur woke community.

und die Verwendung des gm dann die Zugehörigkeit zur Anti-woke-community......

martenot schrieb:ich weiß nur immer noch nicht so genau, welches die beste Art der Umsetzung sein könnte, wie weit das Gendern gehen sollte, und ob es wirklich unter allen Umständen sinnvoll ist.

Dass weiß ich auch nicht so genau. Ich kann da eigentlich nur für mich sprechen, dass ich absolut kein Problem mit der jetzigen Form des Gendern habe, denn mich stört das Gendern weder beim Lesen noch beim Hören und ich finde es gut, wenn die marginalisierte Gruppe in unsere Sprache inkludiert wird, wenn auch nicht perfekt, aber offenbar scheint es keine bessere Lösung zu geben, als ein Sonderzeichen einzusetzen.

sacredheart schrieb:Allerdings fphrt die Gendersprachr schon dadurch zur Verarmung der Sprache, weil damit die Funktion des Partizips aufgegeben wird, nämlich der Ausdruck der Gleichzeitigkeit.

Mag sein, das stört mich aber genauso wenig wie die nicht gegenderte Form, denn ich weiß ja was damit gemeint ist.

peekaboo schrieb:dass ich absolut kein Problem mit der jetzigen Form des Gendern habe,

Welches ist denn die jetzige Form? Mir scheint, derzeit gibt es einige Formen parallel, die gemischt verwendet werden.

martenot schrieb:Welches ist denn die jetzige Form? Mir scheint, derzeit gibt es einige Formen parallel, die gemischt verwendet werden.

Es gibt so viele Formen weil sich Deutschland eine unglaublich hohe Anzahl von "Gender" Kehrstühlen leistet und jeder muss wohl sich mit einer eigener Form "unsterblich" machen.

Aber: Es ist egal welche Form Du verwendest, wichtig ist dass Du über Stöckchen springst. Die die drauf bestehen werden zufrieden nicken weil sie Dir was aufzwingen wollten.

Optimist schrieb:Das Gendern mit Sternchen und Co stört mich noch viel mehr als das normale Gendern.

Dass dies jemanden stört und wie derjenige mit der Störung umgeht, interessiert mich jetzt aber.
Die erste Frage, die mir da durch den Kopf schießt, ist, was genau geht in einem Menschen vor, wenn derjenige ein gegendertes Wort mit "Sonderzeichen" liest?

Wird er dann so richtig wütend und streckt seine geballte Faust gen Himmel und schreit: ,,Dieser verdammte Genderwahn"!, oder zuckt jedesmal wie wild sein rechtes Auge, wenn er ein Gendersternchen zu lesen bekommt?

Kann er überhaupt noch seinen Alltag erledigen? Ist er für die nächsten Stunden unkonzentriert?

Was geht in solchen Leuten vor, die sich von völlig unwichtigen Dingen wie das Gendern gestört fühlen?

martenot schrieb:Welches ist denn die jetzige Form?

Na die Form die so im allgemeinen verwendet wird. Damit meine ich auch die Verwendung von anderen Sonderzeichen und natürlich auch die geschlechtsneutrale Bezeichnungen.

peekaboo schrieb:Na die Form die so im allgemeinen verwendet wird. Damit meine ich auch die Verwendung von anderen Sonderzeichen und natürlich auch die geschlechtsneutrale Bezeichnungen.

Naja, wobei die Liste der Gendervarianten, die ich vorhin gepostet habe, ja immerhin eine Handvoll unterschiedlicher Formen nennt. Deswegen habe ich den Eindruck, dass es bislang gar keine allgemein verwendete Standardform gibt.

martenot schrieb:Deswegen habe ich den Eindruck, dass es bislang gar keine allgemein verwendete Standardform gibt.

Eine Form wird sich schon mit der Zeit herauskristallisieren.

stereotyp schrieb:Eine Form wird sich schon mit der Zeit herauskristallisieren.

Wenn es soweit ist, und wenn diese zukünftige "Normalform" nicht allzu sperrig daher kommen wird, dann werden sich wahrscheinlich im Lauf der Zeit auch viele Leute daran gewöhnen.

martenot schrieb:Deswegen habe ich den Eindruck, dass es bislang gar keine allgemein verwendete Standardform gibt.

Eine Standardform gibt es auch nicht. Muss es meines Erachtens nach aber auch nicht, denn mir kommt es eher auf Inhalte an, da interessiert mich die verwendete Genderform irgendwie gar nicht.

peekaboo schrieb:Muss es meines Erachtens nach aber auch nicht,

Es ging mir halt darum, dass eine einheitliche Standardform die Gewöhnung erleichtert. Sprachgebrauch hat auch was mit Gewöhnung zu tun, und wenn es mehrere verschiedene Varianten gibt, wirkt es meiner Ansicht nach weiterhin gewöhnungsbedürftig und sperrig.

Klar kann sich jeder seine eigene Sprachform ausdenken, aber die Akzeptanz wird wahrscheinlich dann eher nicht steigen.

@peekaboo

peekaboo schrieb:Was geht in solchen Leuten vor, die sich von völlig unwichtigen Dingen wie das Gendern gestört fühlen?

In dem Zusammenhang ist es plötzlich dann unwichtig? OK, einverstanden, denn dann können wir den ganzen Aufriss bleiben lassen.

peekaboo schrieb:Mag sein, das stört mich aber genauso wenig wie die nicht gegenderte Form, denn ich weiß ja was damit gemeint ist.

Es kann ja sein, dass Dir persönlich das Partizip als Ausdrucksform nicht wichtig ist. Und natürlich werden in der Alltagssprache viele Feinheiten kaum verwendet. Dadurch sind die aber nicht allesamt überflüssig. Es gibt auch noch Literatur. Und da halte ich es für falsch, auf wesentliche Merkmale einer gewachsenen Sprache zu verzichten.

Ich zB ärgere mich auch immer, wenn ich irgendwo ein Idioten Apostroph lese.

Abahatschi schrieb:Aber: Es ist egal welche Form Du verwendest, wichtig ist dass Du über Stöckchen springst. Die die drauf bestehen werden zufrieden nicken weil sie Dir was aufzwingen wollten.

@Abahatschi
Darum geht es meines Erachtens. Und die Unis gehen voran. Wenn der Student ein Stöckchen sieht und ihm gesagt wird: Spring, dann soll er nicht fragen Warum? sondern Wie hoch?

Unter den Talaren ist zwar nicht mehr der Muff von 1000 Jahren, stattdessen der, der sich da seit 1968 ansammelt.

martenot schrieb:wirkt es meiner Ansicht nach weiterhin gewöhnungsbedürftig und sperrig.

Ja, dass die verschiedenen Formen bei manchen Leuten diese Wirkung hat, kann gut sein. Auf mich trifft dies aber nicht mehr zu. Okay, am Anfang empfand ich das Gendern auch etwas gewöhnungsbedürftig, aber mit der Zeit habe ich mich dann doch dran gewöhnt, der Mensch ist ja ohnehin ein Gewöhnungstier, und ich denke, die meisten Leute werden sich früher oder später auch an's Gendern gewöhnen.

martenot schrieb:Klar kann sich jeder seine eigene Sprachform ausdenken, aber die Akzeptanz wird wahrscheinlich dann eher nicht steigen.

Kann gut sein, dass aufgrund dessen die Akzeptanz bei den Leuten nicht steigt. Es kann aber auch sein, und davon gehe ich mal aus, dass die Leute sich daran gewöhnen.

sacredheart schrieb:OK, einverstanden, denn dann können wir den ganzen Aufriss bleiben lassen.

Kann man machen. Jeder so wie er will. Wer gerne gendert, und das mache ich manchmal auch gerne, zum Beispiel wenn man damit die Anti-Gender-Fraktion auf die Palme bringen kann, dann gendere ich.

sacredheart schrieb:Ich zB ärgere mich auch immer, wenn ich irgendwo ein Idioten Apostroph lese.

Kannst du deinen Ärger den Du dann verspürst mal genauer beschreiben? Wie lange hält der Ärger bei dir an und lässt du deinen Ärger dann an andere aus?

sacredheart schrieb:da halte ich es für falsch

Das kannst du gerne für falsch halten. Mir hingegen ist es egal, denn wie gesagt geht es mir mehr um Inhalte.

peekaboo schrieb:Was geht in solchen Leuten vor, die sich von völlig unwichtigen Dingen wie das Gendern gestört fühlen?

sacredheart schrieb:In dem Zusammenhang ist es plötzlich dann unwichtig? OK, einverstanden, denn dann können wir den ganzen Aufriss bleiben lassen.

das hast du gut geschlussfolgert.
Ist doch wirklich witzig, erst wird behauptet, Gendern sei so wichtig für die Ungenannten und Ungesehenen.
Aber wenn es ins Konzept und die Argumentation passt, dann wirds auf einmal zu einem völlig unwichtigem Ding :D

sacredheart schrieb:Ich zB ärgere mich auch immer, wenn ich irgendwo ein Idioten Apostroph lese.

wie macht sich dein ärgern bemerkbar? ;) In Anlehnung an diese Frage :D :

peekaboo schrieb:Dass dies jemanden stört und wie derjenige mit der Störung umgeht, interessiert mich jetzt aber.

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Abahatschi schrieb:Aber: Es ist egal welche Form Du verwendest, wichtig ist dass Du über Stöckchen springst. Die die drauf bestehen werden zufrieden nicken weil sie Dir was aufzwingen wollten.

das Gefühl bekomme ich auch immer mehr.

sacredheart schrieb:Darum geht es meines Erachtens. Und die Unis gehen voran. Wenn der Student ein Stöckchen sieht und ihm gesagt wird: Spring, dann soll er nicht fragen Warum? sondern Wie hoch?

nicht nur die Unis, auch im Fernsehen sehe ich es sich immer mehr verbreitend.
Nur der gemeine Bürger von der Straße will dummerweise nicht so mitziehen.
Aber auch den kriegen wir bald soweit - dauert nicht mehr lange :D

peekaboo schrieb:Kannst du deinen Ärger den Du dann verspürst mal genauer beschreiben? Wie lange hält der Ärger bei dir an und lässt du deinen Ärger dann an andere aus?

ich habs fast geahnt, dass sowas kommt :D
Hatte das noch gar nicht gelesen, als ich das sacredheart weiter oben ironisch auch fragte bzw. meinen Text da schon fertig hatte :D

Optimist schrieb:Aber auch den kriegen wir bald soweit - dauert nicht mehr lange :D

Bisher erlebe ich die verschiedenen Gender-Varianten hauptsächlich im eher offiziellen und formellen Sprachgebrauch. Im mundartlich-alltäglichen Gespräch habe ich bisher eigentlich niemanden gendern hören.

Optimist schrieb:ich habs fast geahnt, dass sowas kommt :D
Hatte das noch gar nicht gelesen, als ich das sacredheart weiter oben ironisch auch fragte bzw. meinen Text da schon fertig hatte

Cool 👍

Optimist schrieb:Ist doch wirklich witzig, erst wird behauptet, Gendern sei so wichtig für die Ungenannten und Ungesehenen.

Ist es ja auch. Aber angesichts anderer Probleme sehe ich die Genderei eher als unwichtig an. Zumal ich auch gesagt habe, dass mir Inhalte wichtiger sind als wenn ein Wort gegendert ist oder nicht.