Laura_Maelle schrieb:deshalb ist der Widerstand die logische Konsequenz und wird nicht weniger werden
Es geht darum, alle Teile der Bevölkerung mitzunehmen, und dafür ist Sprache schon ein wichtiges Instrument.
Die Mehrheit der Deutschen will Gendern in der Sprache nicht. Verschiedene Medien haben dazu Umfragen durchführen lassen. Demnach halten teilweise fast 70 Prozent das Gendern „nicht für eine sinnvolle Maßnahme zur Gleichstellung der Geschlechter“ – auch Frauen sind unter den Befragten.....
In einer repräsentativen Umfrage des ZDF, wie wir – also die Medien – sich verhalten sollen, sind 71 Prozent gegen das Einfügen von Trennungszeichen, also zum Beispiel dem Gender-Sternchen. Nur gut ein Viertel findet es sinnvoll. Rund 73 Prozent finden Gendern in den Medien nicht oder überhaupt nicht wichtig.
Warum ist Gendern dann so ein großes Thema? Wenn die Mehrheit der Deutschen es allgemein und auch in den Medien nervig oder überflüssig findet, warum sollte es dann umgesetzt werden? Es geht dabei unter anderem auch um die Personen, die sich damit angesprochen fühlen oder eben nicht – egal, ob sie zum Beispiel nur eine kleinere Gruppe in der Gesellschaft sind. Wenn die Mehrheit der Deutschen sagen würde, dass ihnen Rollstuhlrampen egal sind oder sie die nicht gut finden, sollten die Rampen dann nicht gebaut werden? Würde das dann aber nicht diskriminierend gegenüber Personen sein, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind und die genauso in Gebäude oder in Züge wollen?
Ist das Thema Gendern wichtig?
Gendern heißt, alle Geschlechter anzusprechen und die Sprache diverser zu gestalten. Also nicht nur Männer und Frauen, sondern auch das Geschlecht divers. Anfang 2021 wurde dieses dritte Geschlecht offiziell im Geburtenregister hinzugefügt. Für Menschen, die sich weder explizit dem männlichen oder weiblichen Geschlecht zuordnen können oder wollen.
Die Diskussion beim Thema Gendern, so wie auch die um das dritte Geschlecht, zeigt einen Aspekt ganz gut: Es geht auch um gesehen, wahrgenommen und vor allem ernst genommen werden.
Gendern und Gender-Zeichen benutzen, ist also alles andere als verpflichtend. Trotzdem ist es erlaubt. Damit sind nicht alle einverstanden: Ein entsprechender Verbotsantrag der AfD im Bundestag wurde zum Beispiel in diesen Sommer abgelehnt.
Das wichtigste Argument von Menschen, die das Gendern befürworten, ist der Aspekt der (sprachlichen) Gleichberechtigung. Die Form, die aktuell meistens verwendet wird, ist das generische Maskulinum – eine Form, bei der alle Geschlechter mit gemeint sein sollen. Also zum Beispiel: „Piloten sind in der Gesellschaft hoch angesehen.“ Frauen sind in diesem Satz mit gemeint. Aber denken das auch alle? Oder ist das in diesem Fall egal? Und genau an diesem Punkt sind wir mitten in der Debatte und bei der “Pro-Seite”. Eines der Hauptargumente hier: die Wahrnehmung.
Eine weitere Studie aus dem Jahr 2015 hat sogar herausgefunden, dass Frauen als weniger qualifiziert eingestuft werden, wenn in Jobanzeigen nur die männliche Form angegeben ist. Für die Studie wurde unterteilt in „Geschäftsführer“, „Geschäftsführer (m/w)“ und „Geschäftsführerin/Geschäftsführer“. Das Ergebnis: Frauen und Männer wurden von den Teilnehmenden nur als gleich qualifiziert und fähig für die Stelle angesehen, wenn in der Jobanzeige von „Geschäftsführer und Geschäftsführerin“ die Rede war. Wenn nur von „Geschäftsführer“ oder „Geschäftsführer (m/w)“ gesprochen wurde, wurden Frauen als weniger passend empfunden – obwohl beide gleich gut qualifiziert waren. Die Studie zeigt damit nicht nur, dass die Wahrnehmung von Frauen geringer ist, sondern auch, dass auf Grund des Geschlechts ein Urteil über die Qualifikation getroffen wird.
Menschen, die das Gendern befürworten, sprechen aber nicht nur von einer besseren Wahrnehmung für Frauen oder anderen Geschlechtern oder einer inklusiveren Sprache – es geht auch um Rollenbilder. Zum Beispiel den Einfluss auf Kinder und Jobvorstellungen bei Kindern: Einer Gruppe von Grundschulkindern wurde in einer Untersuchung die Begriffe „Ingenieure“ und „Ingenieurinnen und Ingenieure“ vorgelegt mit dem Ergebnis, dass sich Kinder in Verbindung mit beiden Begriffen mehr zugetraut haben und den Beruf nicht mehr nur als reinen Männerberuf gesehen haben.
Quelle:
https://www.swr3.de/aktuell/fake-news-check/gendern-bedeutung-umfrage-100.html (Archiv-Version vom 06.12.2022)Derzeit scheint es so zu sein, dass ca. 30 % der Bürger Gendern gut und richtig finden.
In 5 Jahren könnten das schon bedeutend mehr sein.
Das sind alles Prozesse.
"Gut Ding will Weile haben".
Ich selbst bemühe mich schon seit einigen Jahren um neutrale Formulierungen, wo das möglich ist.
Ich erlebte es schon, dass man sich über den Ausdruck "füttern" aufregte. Heute heißt das ja "Essen eingeben".
War mir damals auch neu, aber ich akzeptiere Änderungen, die mir plausibel erscheinen
User
@Gucky87 erwähnte den "Ne***kuss".Jo, ist doch richtig, den heutzutage als "Schaumkuss" zu bezeichnen, da "Neger" nun mal ein sehr veralteter und von vielen als rassistisch empfundener und beleidigender Ausdruck gilt, oder das "Zigeuner:innenschnitzel" z.B. als "Paprikaschnitzel", was ja auch viel treffender ist, da die Auflage aus Streifen von Gemüsepaprika besteht.
Altenheim ist z.B. auch nicht der treffende Ausdruck, da in einem Pflegeheim nicht nur "alte" Menschen leben.
Manches muss man halt erklärt bekommen, wenn man etwas nicht weiß oder von selbst darauf kommt. Es geht vor allem auch darum, andere nicht unnötig durch unbedachte Wortwahl zu konsternieren oder gar zu verletzen. Um sie nicht auszugrenzen.
Wenn das nachvollziehbar ist ist es einem dann auch plötzlich ganz logisch. Es muss halt im Kopf Klick machen. Userin
@MarinaG. schrieb Ähnliches.
Man macht es sich selbst unnötig schwer, wenn man sich dem Wandel verschließt, denn der lässt sich nicht aufhalten.