Vodafone/Telekom - Heutige Drückerkolonne?

Ich mach mal kurz.
Vor ca. 15 Jahren, da habe ich eine "Stelle" in Wiesbaden für ganze zwei Tage gehabt.
Da wurde, so wortwörtlich bezeichnet, in "sozial schwache" Gebiete (so der der damalige Wortlaut) gefahren, in Gruppen.
Unter dem Vorwand man sein von der Telekom n Türen in Wohnblöcken geklingelt.
Unter Überredung an der Tür, bevorzugt mittags, wenn die Hausherren zur Arbeit waren, und Mütter mit ihren Kindern allein zu hause.
Es gäbe ein Problem mit der Abrechnung, ob man doch die letzte Rechnung des Anbieter vorlegen kann.
Dann wurden in Sekundenschnelle alle Daten abgeschrieben, in ein Formular übertragen.
Abschließend eine Unterschrift darauf gebeten, und schwuppes, einen neuen Vertrag am Hals.
Bei Rückkehr am Abend, in der "Firma" durfte die Person mit mindestens drei "Abschlüssen" eine Glocke läuten, und sich praktisch als Besten am Abend präsentieren.
So ne Sauerei war das damals, ich bin nach zweit Tagen weg davon gewesen.

raptor83 schrieb:Was ich allerdings ca. eine Woche danach erlebt habe, hat mich dann aus den Socken gehauen. Da war ich abends in einem Imbiss und habe mitbekommen, wie zwei jüngere Männer auf einen älteren Herrn (ich schätze mal Mitte 70 bis Mitte 80) eingeredet haben. Ich hatte erstmal nichts gemacht. Komisch fand ich dann aber, dass die es plötzlich eilig hatten, als er den Vertrag unterschrieben hatte. Das hatten auch andere Gäste mitbekommen. Einer ist dann mit seinem Auto ein Stück vorgefahren, sodass die nicht mehr vom Parkplatz kamen. Die beiden kamen dann wieder rein und der Vertrag wanderte in die Tonne. Die hatten ihm erzählt, er müsse einen neuen Vertrag abschließen, da er ansonsten ab einem bestimmten Datum, wegen der Umstellung auf IP-Anschlüsse, nicht mehr telefonieren könne. Schön und gut. Sie haben ihm nur einen 1000 Mbit Glasfaseranschluss mit TV-Paket und Leihrouter für zusammen über 100€ verkauft, mir dem er nichts anfangen konnte. Bei sowas könnte ich..

Ganz genau ist das Besipiel wie bei meinem (psychisch kranken, also zu dem Zeitpunkt auch sehr beeinflussbaren) Kumpel.
Der Typ kam (angeblich) von Vodafone, und hat ihm gleich drei Verträge angedreht.
Und wie gesagt, der Typ (angeblich von der Telekom) der bei mir war, wusste auch gar nicht dass ich bereits bei der Telekom bin, das sagt schon einiges aus mMn, aber das nur by the way.

raptor83 schrieb:Ich hatte dann nur gefragt, welchen Anbieter und Tarif ich denn hätte. Als er dann sagte, dass er das nicht wisse, meinte ich nur, dass er dann ja wohl kaum sagen könnte, wieviel ich einsparen könne und damit war es dann auch erledigt.

😄 Lol, siehste, dümmer kann man doch nicht "verkaufen", als so ertappt.

raptor83 schrieb:Die hier schon angesprochenen Stände kenn ich auch. Vor zwei Monaten war so einer im Eingangsbereich des Supermarktes, in dem ich immer einkaufe. Der war so wundervoll aufgestellt, dass du dich daran fast vorbeiquetschen musstest. Es kam dann, wie es kommen musste: Einer sprach mich an, und fragte, ob ich einen Diesel oder Benziner fahre (es ging letztlich darum, Mitgliedschaften vom Automobilclub an die Frau und den Mann zu bringen); mit der Antwort LPG hat er wohl nicht gerechnet. Das Thema hatte ich dann relativ schnell abgefrühstückt, da ich nicht einsehen wollte, warum ich, gegenüber dem Schutzbrief meiner Versicherung, so viel mehr bezahlen sollte, wenn ich doch nur Pannenhilfe benötige. Was ich dann jedoch nervig fand, dass ich jedes Mal angesprochen wurde, wenn ich da reinkam, einmal auch beim Rausgehen. Mir geht diese Penetranz auf den Keks.

Ich verstehe das echt nicht, solche Leute wimmele ich schon seit eh und je mit einem "Nein, Danke" und Weitergehen ab. Zur Not lüge ich sogar einfach vor, ich wäre schon Mitglied/Spender/dabei/or-what-ever, also lassen sie schnell ab von mir.

raptor83 schrieb:Ab dem zweiten staffelt es sich dann. Da habe ich schon Leute gehört, die meinten, die müssten doch keine unterschiedlichen Geschwindigkeiten anbieten, koste doch eh das gleiche. Beim Hinweis auf das zweite Jahr hörte ich nur: OH...

Auch ein gutes Beispiel, wie man die ganz schnell in Erklärungsnot bringen kann.


Auch mal ein kleines Beispiel was Seriosität angeht. Ich war damals bei meiner Ex-Freundin und nahm zufällig einen Anruf von der Telekom an.
Die wollten sie nur informieren dass sie grad entscheiden könne, ob sie die aktuelle Geschwindigkeit ihrer Leitung auf eine nächt höhere Geschwindigkeit erhöhen könne wenn sie wollte. ich frug dann ob sich irgendwas ändere an den Kosten udgl.. Das wurde denn verneint und ich frug warum denn nicht und sagte (leicht gescherzt) das dies ja denn wohl keine schwere Entscheidung wäre. War denn wohl auch eine rein formelle Angelegenheit.

Swiffer25 schrieb:Ich mach mal kurz.
Vor ca. 15 Jahren, da habe ich eine "Stelle" in Wiesbaden für ganze zwei Tage gehabt.
Da wurde, so wortwörtlich bezeichnet, in "sozial schwache" Gebiete (so der der damalige Wortlaut) gefahren, in Gruppen.
Unter dem Vorwand man sein von der Telekom n Türen in Wohnblöcken geklingelt.
Unter Überredung an der Tür, bevorzugt mittags, wenn die Hausherren zur Arbeit waren, und Mütter mit ihren Kindern allein zu hause.
Es gäbe ein Problem mit der Abrechnung, ob man doch die letzte Rechnung des Anbieter vorlegen kann.
Dann wurden in Sekundenschnelle alle Daten abgeschrieben, in ein Formular übertragen.
Abschließend eine Unterschrift darauf gebeten, und schwuppes, einen neuen Vertrag am Hals.
Bei Rückkehr am Abend, in der "Firma" durfte die Person mit mindestens drei "Abschlüssen" eine Glocke läuten, und sich praktisch als Besten am Abend präsentieren.
So ne Sauerei war das damals, ich bin nach zweit Tagen weg davon gewesen.

Danke für das gute Beispiel und Danke für Deine Offenheit, das ist genau die Masche die ich dahinter vermute, Drückerkolonnen-Manier halt.

Hi zusammen,

Ich arbeite bei der Telekom - also tatsächlich der Telekom selbst - in der Deutschland-Zentrale und befasse mich beruflich mit dem Glasfaser-Ausbau.

In der Tat nutzen wir insbesondere beim Glasfaser-Ausbau ziemlich intensiv den Tür-zu-Tür Vertrieb. Es liegt ein bisschen in der Natur der Sache, der Glasfaser-Ausbau ist hochregionalisiert, so dass Vor-Ort Vertriebe optimale Bedingungen haben, gleichzeitig geht es ja bei Glasfaser nicht nur um eine andere Geschwindigkeit und andere Geräte, sondern eben auch um das Verlegen von physischer Infrastruktur. Also flapsig gesagt, darum, dass in ein paar Monaten Bauarbeiter zu Dir kommen, Löcher in Dein Haus bohren/deinen Garten umgraben und Du anschließend besseres Internet hast. Sowas zu erklären ist ungleich leichter, wenn Du dem Interessenten vor Ort an seinem Haus/seiner Wohnung erklären kannst, was da gemacht wird.

Daneben gibt es noch ein Problem, dass ich immer das Problem des stehenden Heeres nenne. Wenn Du ein Fürst im Mittelalter oder der frühen Neuzeit warst, hattest Du was Söldnerheere angeht zwei Möglichkeiten: Du heuerst die Söldner an oder wenn Du es nicht tust, dann heuert Dein Nachbar sie an. Für unseren Fall heißt das, wenn wir als Telekom mit dem Haustür-Vertrieb (externer Partner) nicht mehr zusammenarbeiten würden, dann würde die Praxis nicht aufhören. Die würden an den gleichen Türen klingeln, aber eben die Produkte des Wettbewerbs verkaufen an Stelle unserer.

Was den Haustür-Vertrieb selbst angeht: Ich habe leider absolut keinen Grund die hier geschilderten Beispiele nicht zu glauben.
Zwar wurde das in den vergangenen Jahren zunehmend professionalisiert und stark an der Seriosität gearbeitet - dass die von Dir @Swiffer25 geschilderten Praktiken noch üblich sind, kann ich ausschließen, Leute die so arbeiten sollten schon lange rausgeflogen sein - aber bei vielen Hundert Menschen, die allesamt Vertriebler sind, sind immer auch schwarze Schafe dabei. Was sich geändert hat, beispielsweise, dass der Haustürvertriebler selbst die Verträge gar nicht mehr selbst in unsere Systeme eingibt, sondern im Anschluss erst noch ein anderer Kollege unseres Vertriebspartners anruft, alles noch mal durchgeht und erst dann den Auftrag bei uns einstellt. Ebenso bekommt der Kunde nach dem Gespräch vor Ort eine schriftliche Zusammenfassung des besprochenen Auftrags und kann sich das noch mal in Ruhe durchlesen.

Auch das gezielt schwache, ältere oder beinflussbarere Personen kontaktiert werden, sehe ich bei dem was wir rund um den Glasfaserausbau machen nicht. Wenn wir kleinere Orte ausbauen, dann wird mehr oder minder an jeder Tür geklingelt, bei urbanen Gebieten kann aus Effizienzgründen natürlich eine Konzentration auf Gebiete mit dichter Bebauung erfolgen.

Wir sehen bei den Aufträgen für Glasfaser, die von den Haustür-Vertrieben kommen auch in Befragungen der Kunden (durch uns, nicht durch den Haustür-Vertrieb) in Summe eine gute Qualität und bekommen auch öfter gespiegelt, dass Kunden froh waren, dass ihnen das jemand vor Ort erklärt hat. Natürlich bekommen wir ebenso aber auch immer mal wieder ähnliche Geschichten zu hören, wie die, die Ihr hier geschildert habt. Wenn das der Fall ist und wir es eingrenzen können (Tag, Uhrzeit, idealerweise der Name des Vertrieblers oder zumindest die besuchte Adresse) klären wir das auch mit dem Partner und sorgen dafür, dass entsprechende Methoden abgestellt werden.

Wenn Ihr solche gruseligen Erfahrungen macht, schreibt bitte der Telekom oder dem Vertriebspartner und beschwert Euch zusammen mit den Angaben, die wir brauchen um das einzugrenzen. Wir wollen ganz sicher nicht, dass Kunden in unserem Namen über den Tisch gezogen werden und auch unser Partner hat Interesse daran, dass gültige und faire Verträge zustande kommen, die nicht im Nachgang storniert werden.

Viele Grüße
der Telekomiker

Hallo @Telekomiker
Danke für diese Erläuterung.
Zugegeben, klingt plausibel das mit dem Tür-zu-Tür Vertrieb, und ist im seriösen Fall völlig okay.
Denn sind es wohl die von Vodafone mit den schwarzen Scharfen.
Der Fall mit meinem Kumpel, als ihm drei Verträge aufgeschwatzt wurden, ist vielleicht grad mal ein Jahr her.

@Telekomiker
Das kann ich bei dem, der bei uns war, so bestätigen.

Es war nicht die Telekom, sondern ein regionaler Anbieter (obwohl ich mich frage, ob regional so das richtige Wort ist, da sie deutschlandweit ausbauen) aber bei dem hatte ich nicht den Eindruck, das er mir was aufschwatzen wollte. Außerdem war ging mir der bestehende Anschluss spätestens seit dem Lockdown und Fernunterricht auf den Geist, da Videokonferenzen, zum Teil, zum Telefonat wurden. Er hat mir, wie gesagt, seine Mappe dagelassen und dann war es gut. Wir haben uns dann auch für einen Glasfaseranschluss entschieden, was auch reibungslos gelaufen ist.

Deshalb würde ich auch nicht alle über einen Kamm scheren.

Bei uns ist es so gewesen, dass erst keiner ausbauen wollte, dann auf einmal zwei. Es ist so, dass beide ausgebaut haben, aufgeteilt auf die verschiedenen Ortsteile. Ich bin froh, dass bei uns im Ort dieser Anbieter ausgebaut hat. Ein Freund hat ein Haus in einem anderen Dorf gebaut und bei denen ist der andere aktiv. Wie ich mitbekommen habe, haben die nicht wie bei uns FTTH verlegt, sondern nur FTTC und sind auch noch teurer, sodass einige auch sauer sind.

skagerak schrieb:Auch ein gutes Beispiel, wie man die ganz schnell in Erklärungsnot bringen kann.

Wenn man sich das mal durchlesen würde schon. Das ist mir in der Glasfaser-Facebook-Gruppe aus unserem Ort aufgefallen. Da musste ich schon schmunzeln. Das es so ist, steht eindeutig da, nur dass der Preis ab dem 2. Jahr etwas kleiner da steht aber er steht direkt unter dem "Lockangebot".

skagerak schrieb:Ich verstehe das echt nicht, solche Leute wimmele ich schon seit eh und je mit einem "Nein, Danke" und Weitergehen ab. Zur Not lüge ich sogar einfach vor, ich wäre schon Mitglied/Spender/dabei/or-what-ever, also lassen sie schnell ab von mir.

Als ich noch im Ruhrgebiet gewohnt hab, war da mal ein Stand von Sky in "meinem" Supermarkt. Da hatte ich mir mal nen Spaß draus gemach und bin im Trikot einkaufen gegangen. Damals hatte Sky die Exclusivrechte für die Champions-League erworben. Da kam dann die Frage ob ich Champions-League schauen würde, was ich bejaht habe. Da meinte er dann, dass ich bestimmt mitbekommen hätte, dass das in der neuen Saison nur noch bei Sky zu sehen wäre. Ich meinte dann nur: Dann ist das so. Ich werde kein Abo abschließen, nur weil einige den Hals nicht vollbekommen. Mit der Antwort hat er, so sah es zumindest aus, überhaupt nicht gerechnet. Ich konnte mir das lachen nicht verkneifen.

Telekomiker schrieb:Es liegt ein bisschen in der Natur der Sache, der Glasfaser-Ausbau ist hochregionalisiert, so dass Vor-Ort Vertriebe optimale Bedingungen haben,

Das stimmt. Da, wo wir bauen, kann die Telekom uns nicht versorgen. Das macht ein anderer Versorger. Also werden wir nach Jahren von der Telekom weg gehen.