Problematische männliche Rollenbilder
18.05.2022 um 20:50paxito schrieb:Das gab es doch so nie, bis in die Moderne hinein nicht. Sagst du selbst:Ich kann es dir gerne verlinken, wenn du meinen Worten keinen Glauben schenken möchtest:
Die Geschichte des Mittelalters liest sich vor allem als Geschichte der Männer. Die Frauen treten in der Regel in ihrer Rolle als Ehefrau und Mutter, nicht als selbstständige Individuen auf. Allerdings spielten sie, obwohl sie rechtlich weitestgehend handlungsunfähig waren, im privaten sowie im politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben eine wichtige Rolle. Beispielsweise verwalteten adelige Frauen den Familienbesitz und übten großen politischen Einfluss auf ihre Männer aus, wodurch sie z. T. einen „Ruf als politisch handlungsfähige Frau“ (Ketsch 1982, S. 41) erlangten. Auch die Äbtissinnen übten ein Amt mit beachtlicher Macht aus und hatten kirchlichen, politischen und sozialen Einfluss.Quelle: https://www.friedrich-verlag.de/geschichte/mittelalter-fruehe-neuzeit/frauen-im-mittelalter-2525 (Archiv-Version vom 21.09.2020)
Im ländlichen Bereich, der vom System der Grundherrschaft geprägt war, waren Mann und Frau für den gemeinsamen Haushalt zuständig und in ihrer Arbeit voneinander abhängig. Während der Mann in der Regel die Aufgaben außerhalb des Hauses übernahm, kümmerte sich die Frau um Haus und Hof sowie die Kindererziehung (Dehne 2007, S. 195). Das Frauenbild im Mittelalter wurde von Priestern geprägt, wodurch die Frau trotz der Arbeitsteilung auf dem Land dem Mann untergeordnet wurde. Während zu Beginn des Mittelalters Ehen noch von den Familien beschlossen wurden, setzte sich seit dem 13. Jahrhundert ein christliches Ehemodell durch, das eine auf dem Konsens der Eheleute basierende monogame und untrennbare Verbindung beschreibt. Dennoch dienten die Ehen vor allem dazu, Macht und Besitz zu erhalten (Dehne 2007, S. 31f.). Mit diesem bürgerlichen Ehemodell, das das Ehepaar weniger als Arbeitspaar betrachtet und eher eine zurückhaltende und zarte Frau als Ehefrau bevorzugt, wurden die Frauen stärker vom Arbeitsleben ausgeschlossen.
Ich sehe dort noch viele Überschneidungen, gerade wenn es um die Arbeitswelt geht, in der es leider immernoch befremdlich wirkt, dass Frau keine Kinder haben möchte, um stattdessen kA als betunnelte Mechatronikerin loszulegen, die einen unter den Tisch säuft. Die mangelnde Gleichberechtigung beginnt ja schon alleine in dem Moment, wenn man sich denkt: äh, ok, also ich hab hier einen richtigen Detlef in dreckiger Latzhose erwartet und keine Frau, die mir mehr von Motoren erzählen kann als ich selbst. Die muss ja lesbisch sein...
paxito schrieb:Natürlich braucht er oder sie das. Sonst sind es keine Männer oder Frauen mehr (höchstens in einem biologischen Sinn). Man mag die Abhängigkeit des Menschen von sozialen Rollen beklagen, aber man kann sie doch schlecht leugnen.Nur wofür benötigt er/sie dieses Rollenbild, außer um sich in letzter Konsequenz davon ein- oder ausgeschlossen zu sehen?
Kann der Mensch nicht einfach Mensch sein und sich seine Rolle darin selbst suchen? Sie ausloten, statt hineingepresst zu werden?
Vielleicht kann damit auch die beschriebene Toxizität unterbunden/minimiert werden, dass sich zB Mann nicht von Frau/Mann angegriffen fühlt, wenn dieser hört, er sei zu wenig von selbigem? Denn wie du schon richtig schreibst, baut diese Erwartungshaltung an die eigene Rolle erst diesen Druck von Wertigkeitsgefühlen auf, sich vorweggreifend männlich-dominant benehmen zu müssen, weil es zB von Männern nach Cis-Deutung (im Rollenbild) erwartet wird, dass die Führung von ihnen übernommen wird. Ohne dieses Rollenbild könnte es ihm Lachs sein. Mit Rollenbild Cis-Mann MUSS er dominant, nicht ängstlich, arbeitswütig, allwissend sein, weil "richtige" Männer das so machen. Nur brauchen wir das als Männer? Machen wir es uns damit nicht schwerer, statt leichter?
paxito schrieb:Nun sind Transmänner die letzen bei denen ich toxische Männlichkeit vermuten würdeMhm.
Die Frage ist wo wir die Grenze ziehen, um festzustellen, ob dieses toxische Verhalten aus einem vermeintlichen Angriff gegen seine Männlichkeit rührt oder ob es andere Ursachen hat, die ihn dazu veranlassen Dominanzverhalten zu zeigen.