w.s.o. schrieb:Ich habe eine ruhige Stelle in der Firma angenommen und habe eine Zwei-Zimmer-Wohnung abzahlt. Ich hätte mir auch ein Haus leisten können, doch wozu, wenn ich doch allein lebe? Meine Gesundheit geht auch in die Hunde, weswegen ich mehr und mehr über mein Leben nachdenke. Auch hatte ich in der Corona-Pandemie mehrere lange Gespräche mit meiner Kusine. Sie hat im Gegensatz zu mir mehrere Kinder und ist der engste Kontakt, den ich noch besitze. Sie weiß von allem und mehr was ich hier niedergeschrieben habe. Ihrer Meinung nach habe ich was Ernsthaftes in meinem Leben verpasst, da ich weder romantische Liebe noch Intimität kenne. Nach längerer Reflektion stimme ich ihr zu.
Meiner Meinung nach bist Du ein Mensch, der pragmatisch denkt und vermutlich auch einen eher bescheidenen Lebensstil hat? Ich lese jedenfalls mal nichts davon, dass Du Dein Geld ausgibst für sehr kostspielige Dinge.
Natürlich ist es aus der Sicht Deiner Cousine nachvollziehbar, dass sie denkt, Du habest in Deinem Leben wesentliche und z.T. auch nicht nachholbare Dinge verpasst. Die Aufgeregtheit, wenn man frisch verliebt ist, die schönen Gefühle, die bei gutem Sex entstehen, ein Kind zu haben, es aufwachsen zu sehen und ins Leben zu begleiten, das ist schon etwas Tolles.
Natürlich gibt es auch die Kehrseite: große Traurigkeit und seelische Belastung, die sich fast immer auch körperlich auswirkt, wenn eine Beziehung zu Ende geht, schlechter Sex, und nicht jedes Kind ist eine Quelle der Freude für die Eltern.
Deine Cousine hatte wohl Glück, wenn bei ihr alles soweit gut verlaufen ist. Nicht immer ist das so und dem bist Du entgangen, dadurch, dass Du das alles gar nicht erst hast an Dich herankommen lassen.
w.s.o. schrieb:Allerdings frage ich mich, ob es sich noch lohnt, was zu machen.
Ja, das tut es, egal, wie alt Du bist.
Man kann da keine Kosten-/Nutzenrechnung aufstellen wie das ein Bilanzbuchhalter in einer Firma macht.
Ich las gestern die Todesanzeigen in der Zeitung. Der Jüngste starb mit 70, der Älteste wurde 98 Jahre alt.
Du hast also im Idealfall noch einige Jährchen/Jahrzehnte vor Dir und, nach Renteneintritt, auch deutlich mehr Zeit zur Verfügung, die es dann natürlich auch auszufüllen gilt.
w.s.o. schrieb:Ich habe sicher so einige Probleme, doch ich hätte vermutlich mit 20 oder 30 in Therapie gehen müssen. Jetzt mit 60 habe ich das Gefühl jemanden den Platz wegzunehmen, der noch Hoffnung auf eine bessere Zukunft hat.
Vielleicht wäre das tatsächlich günstiger gewesen, aber ich denke, dass man auf dem Gebiet der Psychologie heute auch weiter ist als vor 35/40 Jahren. Es gibt neuere Erkenntnisse, neuere Verfahren usw.
Ich kann Dir nur dazu raten, Dich dahingehend zu erkundigen und auch dran zu bleiben, denn Du hast nun mal eine ungute Kindheit gehabt und das ist ja bekanntlich oft die Wurzel von Problemen und Störungen, die sich auch im Erwachsenenalter noch auswirken.
w.s.o. schrieb:Da weiß ich nicht, ob es sich wirklich lohnt. Sind Therapieplätze nicht sehr begrenzt?
Das sind sie möglicherweise, aber bei Dir ist das ja nichts, was ganz akut ist und sofort einer "Behandlung" bedarf.
D.h. Du kannst Dich ganz in Ruhe informieren und auch warten. Ich glaube, dass die Möglichkeit eines Erstgespräches schon sehr bald besteht. Das wurde vor einigen Jahren eingeführt, dass es relativ schnell einen Erstkontakt gibt.
Dabei wird dann erst mal geschaut, was da bei Dir los ist und wie es weitergehen könnte.
Du könntest Dich dahingehend bei Deiner Krankenkasse sicher relativ schnell darüber informieren.
Sicherlich gibt es auch die Möglichkeit, als Selbstzahler eventuell schneller dranzukommen. Aber das muss ja vielleicht gar nicht sein.
w.s.o. schrieb:Natürlich könnte ich auch eine Prostituierte buchen, doch wenn ich keine Erektion bekomme, wäre das rausgeschmissenes Geld.
Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass es besonders schön ist, Sex mit einer Prostituierten zu haben. Außerdem sind da auch Risiken mit verbunden. Infektionskrankheiten, beklaut zu werden, man nutzt vielleicht eine schlechte finanzielle Lage der Person aus, wer weiß, ob die Person sauber und gepflegt ist, bei Dir zusätzlich noch das Risiko, dass es wegen der erektilen Dysfunktion gar nicht klappt.
Für mich als Frau ist es jedenfalls unvorstellbar, mit einer fremden Person gegen Entgelt Sex zu haben. Das ist ein körperliches Abreagieren, nicht mehr, und das kann ich ja auch selbst gut und schnell erreichen.
w.s.o. schrieb:Auch plane ich eine kleine Autobiografie, von der dieser Text schonmal eine Kurzfassung ist. Kein Mensch wird die natürlich lesen jemals wollen, aber vielleicht hilft es mir mein vergangenes Leben besser zu ordnen. Ob ich das Projekt umsetzen soll?
Ja, wenn es Dir am Herzen liegt, setze es um. Sieh' es als Projekt, vielleicht macht Dir das Schreiben ja Spaß und wird zu einem Hobby. Sicher gibt es da auch Kurse und Seminare, die man besuchen kann, um seinen Stil o.ä. zu optimieren.
Das kann auch Spaß machen und man kann dabei auch Menschen mit ähnlichen Interessen kennen lernen.
w.s.o. schrieb:Falls angenommen wird, dass ich nicht echt bin, frage ich auch etwas weiter: Braucht für euch ein Leben unbedingt eine Beziehung und Intimität oder seht ihr es als verschwendet an, wenn man ohne Erfahrung mit beidem zu Grabe geht?
Tatsächlich liest sich Dein Eingangsposting für mich ein wenig fiktiv, das gebe ich zu. Ich habe auch schon ähnliche Bücher bzw. Kurzgeschichten gelesen, die aus der Ich-Perspektive geschrieben waren und einen Einzelgänger ohne nähere Bindungen beschrieben (in einem Fall war er ein Profikiller).
w.s.o. schrieb:Diskussionspunkt mit meiner Kusine rein, aber ich habe es ausgelassen, da es ein komplett anderes Thema ist. Sie hat mir auch vorgeworfen, dass ich nie versucht habe etwas zu erschaffen oder zu erreichen außerhalb meiner Arbeit.
Was heißt vorgeworfen. Du hast ja wohl eine gute Arbeitsstelle, das ist doch etwas Positives. Und offenbar hat Dir das ja ausgereicht und Dich auch ausgefüllt. Ich denke, gerade durch Deine Situation als Lediger war es für Dich einfacher, diese vielen Dienstreisen durchführen zu können. Du musstest Dich ja nur um Dich selber kümmern und keine Rücksicht auf andere Menschen nehmen.
Du konntest Dich selbst finanziell unterhalten und Dir auch etwas anschaffen. Gerade im Alter ist Wohnen im Eigentum etwas Hilfreiches.
w.s.o. schrieb:Meine Arbeit hat mir zwar selten Spaß gemacht, aber ich hatte immer das Gefühl etwas Sinnvolles zu tun. Deswegen fiebere ich meiner Rente nicht wirklich entgegen
Arbeit gibt dem Leben Struktur. Ist diese nicht mehr vorhanden, sollte man sich neue Strukturen geben.
Das sagen viele, die bereits in Rente/Pension sind.
Auch über dieses Thema gibt es Vorbereitungskurse. Dümmer wird man ja nicht, wenn man sich damit beschäftigt. Es ist ein neuer Lebensabschnitt...
w.s.o. schrieb:Wenn die Rente da ist, suche mir wahrscheinlich noch mehr Hobbies.
Ich würde tatsächlich nicht bis dahin warten, sondern auch schon vorher Dinge ausprobieren. Viele Menschen nehmen sich nämlich Dinge vor, die sie dann letztendlich doch nicht umsetzen oder nicht mehr können.
Ich sehe das auch an mir selber. Ich habe mir in jüngeren Jahren gesagt, dass ich gerne mal Wasserski fahren lernen möchte oder mal Skifahren.
Aber jetzt, mit ü50, denke ich, dass es für manche Dinge einfach Zeitfenster gibt, die sich irgendwann schließen. Hätte ich das wirklich gewollt, hätte ich früher einen Weg gefunden, das umzusetzen. Es hat auch ein bisschen mit den Menschen zu tun, mit denen man zusammen kommt. Wenn mein Partner z.B. begeisterter Skifahrer gewesen wäre, wäre das für mich sicherlich auch so gekommen, dass ich das ausprobiert hätte. Aber fest steht auch, dass man vieles in (sehr) jungen Jahren leichter und schneller erlernt.
Ich finde es aber auch nicht schlimm, dass ich diese ehemaligen Wunschvorstellungen verabschiedet habe.
Denn es gibt so viele Dinge, die man ausprobieren und machen kann. Und sortieren kann, ob das zu einem dauerhaften Hobby werden könnte.
Manche tun auch etwas Ehrenamtliches oder Karitatives. Da gibt es auch eine breite Palette von Möglichkeiten. Man bestimmt ja selbst, in welchem Umfang man dazu bereit ist.
w.s.o. schrieb:Wie gesagt gehe ich seit diesem Jahr sehr viel camping. Hat zwar zu Anfang sehr viel Überwindung gekostet, aber inzwischen ist wesentlich leider am Wochenende schnell das Zelt einzupacken und zu einem Platz zu fahren.
Ich selbst bin vor knapp 3 Jahren zum Camping gekommen und finde es echt toll, aber ganz ehrlich, in dem Alter würde ich nicht mehr zelten wollen. Das ist meiner Meinung nach eher etwas für jüngere Leute, wobei es natürlich mittlerweile diese Glampingzelte gibt, in denen Du quasi eine komplette Küche und so drin hast.
Aber natürlich gibt es auch jung Gebliebene, denen wenig Komfort, Ameisen im Zelt und Feuchtigkeit nicht viel ausmachen.
Schon mal Camping mit Wohnwagen gemacht? Das ist was anderes. Kann ich nur empfehlen. Natürlich muss man eine Anhängerkuppung und ein geeignetes Zugfahrzeug haben.
w.s.o. schrieb:Camping zu gehen, doch dies natürlich nur allein und ich baue mein Zelt so weit weg von anderen auf wie es nur geht
Was für ein Zelt hast Du? In Coronazeiten ist Camping eine sehr gute Alternative. Man hat Abstand und ist viel an der frischen Luft.