shionoro schrieb:Damit meine ich eben auch die Schadensbeseitigung, zu denen für mich nicht nur die materielle Schadensbeseitigung zählt sondern auch psychologische Hilfe für Traumaisierte Menschen, die nicht mehr wissen, wie es jetzt weiter gehen soll.
"Traumata" definieren sich nicht durch die Stärke des Geschehens selbst, sondern dadurch, wie Handlungsfähig sich die betroffenen Menschen dabei erleben.
(Ich war gerade etwas irritiert, dass ihr alle die Seelsorger als "psychologische Betreuung" wahrnehmt, obwohl es doch um die Organisation der Arbeiten ging)
Es ist enorm traumatisierend, wenn nach einer Katastrophe das Aufräumen an der Orga scheitert.
Und soweit ich das mitbekomme, gibt es so was wie eine Gruppe von "Arbeitsanleitern" nicht,
die dann von THW, Feuerwehr oder einer anderen Organisation in die betroffenen Dörfchen geschickt werden können,
um die jeweiligen Massnahmen zu koordinieren - und ich denke, dass ist es, was
@shionoro meint.
(Oder was der Herr Wipperführt in seiner eindrücklichen Aussage darüber, dass er drei Tage alleine mit der Möglichkeit war, Leichen im Müll zu finden, gemeint hat.)
Es braucht, um die Strassen frei zu bekommen, ja nicht nur "Helfer", es braucht auch Werkzeug, nicht nur Schaufeln, auch Handschuhe. Oder besser Bagger - und Benzin (bzw. Diesel). Und - es braucht einen Platz, wo man den Schutt erst mal hinbringt - und wo er bleiben kann, bis die weitere Entsorgung geklärt ist.
Zum Schaufeln selbst braucht es keine Orga, die Häuser leer räumen werden selbst völlig desorientierte Bürger schaffen - aber für den ganzen Rest braucht man ne Art Infrastruktur - es geht ja auch darum, Wasser, Lebensmittel und Hygieneartikel zu verteilen.
Strom und Nachrichtenwege zu reparieren etc..
Das große Problem an der Ahr ist ja auch, dass sich die Gegend in einem Tal befindet und diese ganzen Dörfer normalerweise über eine einzige Strasse zu erreichen sind - die es nicht mehr gibt.
(Anekdote: ich bin von da, gebürtig. Und wohn jetzt bei Erftstadt. Als ich hierherzog, war ich ein Jahr lang verwundert, "ganze" (also halbe) Regenbögen zu sehen. Im Ahrtal gibt´s immer nur Viertelbögen, weil überall ´n Berg dazwischen ist.
Man kann sich auch nicht so "verfahren" wie auf dem platten Land - es gibt ja nur die eine Richtung am Fluss lang.)
Die Logistik ist da nochmal ne ganz andere - das Freiräumen der Strasse hat totale Priorität.
(Bei Walporzheim öffnet sich das Tal, bis zum Rhein ist es dann breiter; hinter Walporzheim ist es halt wie eine Schlucht, total eng.)
Diese Probleme, bzw. Gegebenheiten, gibt es in den anderen überfluteten Gebieten nicht so.
nairobi schrieb:Die örtliche Klinik aus dem entsprechenden Segment i
Hat tatsächlich (das ist aber ein Zufall) den Ruf, eine sehr gute Traumaklinik zu sein (auch wenn sie eher was für Privatpatienten ist, keine LNK wie Andernach).
Die allerbeste "Traumaprophylaxe" ist es aber dennoch, zu erleben, wie die eigene Tätigkeit das Elend verringern kann.
Und umgekehrt ist es so, dass das Warten auf Hilfe, bzw. Unterstützung dann "besser" mit Wut kompensiert wird als mit Ohnmacht, denn bei "Wut" erlebt man sich wenigstens noch "handelnd", während "Ohnmacht" so ist, als müsse man sich zum Sterben hinlegen.
(Als "Trauerreaktion", nicht vom normalen Menschenverstand aus gesehen, logo.)