Flutkatastrophe 2021 in Deutschland

bgeoweh schrieb:Über die Ahr wurde im Laufe des 5. Tages dann von der Bundeswehr eine Behelfsbrücke geschlagen, damit Fahrzeuge > PKW die zuverlässig queren können, vorher ging das nur durch furten/waten weil die Brücken alle kaputt oder einsturzgefährdet sind, auf Dutzende Kilometer.

Ja, das hab ich mitbekommen. Und eben leider auch, weil soviel so massiv kaputt gegangen ist.

shionoro schrieb:Es kann in einem erste Welt Land nicht sein, dass Tagelang die Kommunikation zusammenbricht

Da ist nicht der Staat zuständig, sondern wohl eher Telekom und co. Für Schiene ist übrigens die DB zuständig.
Die Kläranlage wurde/ wird wohl zumindest in Erftstadt vom THW notdürftig instand gesetzt.

@shionoro
Deine Einstellung erinnert mich so ein bisschen - und damit möchte ich auf keinen Fall die Katastrophe herunterspielen! - an folgendenes:

Kommandant fassungslos - Beschwerde, weil Feuerwehr "nur" Keller auspumpt

Terrasse säubern, Parkplätze putzen, die letzten Wassertropfen wegwischen: Die Ansprüche an die freiwillige Feuerwehr sind hoch. Teilweise unverschämt hoch.

Quelle: https://www.google.de/amp/s/amp.infranken.de/ueberregional/bayern/neukirchen-kommandant-fassungslos-beschwerde-weil-feuerwehr-nur-keller-auspumpt-art-5234047

Wie gesagt, da ist soviel kaputt gegangen in einem riesengroßen Gebiet, was seit langer Zeit noch nie in Deutschland passiert ist.

MrsK schrieb:Wie gesagt, da ist soviel kaputt gegangen in einem riesengroßen Gebiet, was seit langer Zeit noch nie in Deutschland passiert ist.

Ich greife auch nicht die Feuerwehr oder irgendwelche Helfer an. Aber DASS da so viel kaputtging, dass man jetzt schlecht organisiert ist, dass man schlecht gewarnt hat usw., das hat gründe und die muss man ansprechen.

Wenn du dir sowas durchliest, siehst du darin wirklich einen verantwortungsvollen staat?

https://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/cell-broadcast-deutschlands-buerokratische-verhoehnung-des-21-jahrhunderts-kolumne-a-6fd98f51-201e-4d43-897a-feed75b18f65

Die erste ist die vielleicht bitterste und unverschämteste für ein so reiches Land wie Deutschland. Es handele sich bei Cell Broadcast, Zitat vom Chef des zuständigen Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, um eine »extrem teure Technik«. Nämlich, bitte festhalten: 20 bis 40 Millionen Euro. Angesichts der Menschenleben, aber auch angesichts der Tatsache, dass frühere Information meist geringeren Schaden bedeutet, ist dieses »extrem teuer« eine Bizarro-Farce. Wieder einmal wäre also eine digitale Infrastruktur daran gescheitert, dass sich Deutschland unter Merkel kollektiv einbildete, die Zukunft herbeisparen zu können.

Die zweite Antwort entspricht der digital-politischen Zumutung, die man schon während der Pandemie aus der ersten Reihe beobachten konnte. Tatsächlich ist es in Deutschland verboten, Menschen ohne ihre vorherige Zustimmung Botschaften zu senden. Daher hätte es eine Verordnung geben müssen. Dafür aber fehlte laut Bundesknallminister Andreas Scheuer bisher »der politische Wille an mancher Stelle«. Die kryptische Formulierung soll natürlich Unionskollegen schützen, aber lässt sich leicht auflösen. Die Zuständigkeit für die notwendigen, an die Telekommunikationsunternehmen gerichteten Gesetzesgrundlagen liegt beim Wirtschaftsministerium. So etwas aber vorzuschreiben, sagte ein Insider schon im März 2020 zum Thema Cell Broadcast in der Coronapandemie, entspreche nicht der »Philosophie des Wirtschaftsministeriums«.

Die dritte Antwort gehört bei den meisten Problemen des Landes in die erste Reihe der Begründungen. Es handelt sich um die deutsche Amtshybris, alles besser zu wissen als alle anderen. Im Zweifel übrigens auch besser als die eigene Bevölkerung. Als durch die Flut in Nordrhein-Westfalen viele Menschen zu Tode kamen, behauptete Innenminister Reul, nicht etwa der Staat mit seiner am Warntag 2020 bewiesenen mangelhaften Informationstechnik trage die Verantwortung. Nein, die stumpfen Leute dort draußen hätten es zwar alle gewusst mit dem Starkregen – aber die Warnungen nicht ernst genommen. Selbst schuld also, laut Reul.

Die EU hatte ein verbindliches Warnsystem per Cell Broadcast bis 2022 einführen wollen. Deutschland aber drängte auf eine Ausnahme und bekam sie. EU-Staaten können festlegen, dass ihre eigenen Warnsysteme so gut seien wie Cell Broadcasts. Konkret erklärte die Bundesregierung offenbar ernsthaft, mit Apps, Durchsagen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk und Sirenen ähnlich effektiv zu sein wie Cell Broadcasts. Ist diese Behauptung noch Hybris oder schon grob fahrlässige Inkaufnahme von Toten?

Man hat richtig Scheiße gebaut (und nicht nur da) und will sich jetzt rausreden. Die schlechte Vorbereitung des Staates kann man nciht damit wegerklären, dass es noch nie so schlimm wurde. Man hatte genug vorläufe, wo es ein bisschen schlimm war. Und das immer häufiger. Dass man sich nicht vorbereitet ist nicht vernünftig vermittelbar.

shionoro schrieb:Man hat richtig Scheiße gebaut (und nicht nur da) und will sich jetzt rausreden. Die schlechte Vorbereitung des Staates kann man nciht damit wegerklären, dass es noch nie so schlimm wurde. Man hatte genug vorläufe, wo es ein bisschen schlimm war. Und das immer häufiger. Dass man sich nicht vorbereitet ist nicht vernünftig vermittelbar.

Automatisierte SMS hätten hochbetagten Senioren bestimmt geholfen, ganz sicher. Cell Broadcast hört sich gut an, erreicht aber trotzdem nicht jeden, es hat nicht jeder jederzeit das Handy in der Tasche, vor allem nicht zuhause.
Du hast Recht: Man hatte Vorläufe. Auch die Anwohner. Das bedeutet natürlich nicht, dass sie selber schuld sind, aber... you know?

Ich glaube, du unterschätzt die Dimensionen einer solchen Katastrophe. Bei sowas lassen sich Tote auch nicht durch die besten Frühwarnsysteme verhindern.

@chriseba

Ja, hätten sie. Die meisten Senioren haben Mobiltelefone. JEdenfalls mehr als eine App, die nur 7 mio Leute haben, die zu spät kam und die nur für smart phone nutzer funktioniert.
Natürlich funktioniert Cell besser. Natürlich hätte es weniger tote gegeben, wenn man schneller und besser gewarnt hätte und natürlich hätte das eine bessere krisenkommunikation ermöglicht (auch das verteilung von hilfsgütern betrifft und organisatorische dinge, während der strom noch aus war).

@shionoro

Aha.

Du hast immer noch keine Vorstellung davon, wie kurz die Vorlaufzeit bei derartigen Naturkatastrophen ist.

@chriseba

Aber ich habe eine Vorstellugn davon, dass das schon ganz gut ist, informationen an die BEvölkerung verteilen zu können, wenn kein Strom da ist und und eine weitere Flutwelle herankommt, die (weil es nicht mehr regnet) die meisten Menschen nicht erahnen.

@shionoro

Dir fehlt an dieser Stelle ja schon die Vorstellung davon, warum man eben aufgrund fehlenden Stroms die Bevölkerung dort gar nicht informieren kann.
Der Zusammenbruch des Mobilfunknetzes lag sicher nicht daran, dass die Masten weggeschwemmt wurden. Denk mal drüber nach. Die Lösung ist eigentlich ganz einfach.

shionoro schrieb:Wenn du dir sowas durchliest, siehst du darin wirklich einen verantwortungsvollen staat?

Nun, wenn man kein Handy hat oder dies ausgeschaltet bzw. Akku leer ist, hilft das auch nicht.

MrsK schrieb:Nun, wenn man kein Handy hat oder dies ausgeschaltet bzw. Akku leer ist, hilft das auch nicht.

Ich persönlich bin gespannt, wer den 80jährigen Omis und Opis erklärt, was diese SMS, die sie bekommen haben, überhaupt bedeutet. Alte Leute können mit dem Ton einer Sirene mehr anfangen als mit einer SMS. Und das Traurige: Wir reden hier teilweise von Anwohnern, die trotz Warnung zuhause geblieben sind.

MrsK schrieb:Nun, wenn man kein Handy hat oder dies ausgeschaltet bzw. Akku leer ist, hilft das auch nicht.

Hat aber kaum einer, die meisten Menschen haben das Handy an, gerade in Krisensituationen.

chriseba schrieb:Ich persönlich bin gespannt, wer den 80jährigen Omis und Opis erklärt, was diese SMS, die sie bekommen haben, überhaupt bedeutet. Alte Leute können mit dem Ton einer Sirene mehr anfangen als mit einer SMS. Und das Traurige: Wir reden hier teilweise von Anwohnern, die trotz Warnung zuhause geblieben sind.

Den meisten 80 jährigen muss das heutzutage keiner mehr erklären. Für die, die nicht allein leben können, sorgt ja einer mit handy.

chriseba schrieb:Ich persönlich bin gespannt, wer den 80jährigen Omis und Opis erklärt, was diese SMS, die sie bekommen haben, überhaupt bedeutet. Alte Leute können mit dem Ton einer Sirene mehr anfangen als mit einer SMS. Und das Traurige: Wir reden hier teilweise von Anwohnern, die trotz Warnung zuhause geblieben sind.

Selbst ich kann mit Sirenen mehr anfangen, als eine Warnmeldung aufs Smartphone zu bekommen, da ich nicht dauernd vor diesem sitze bzw. in meiner Nähe ist und der Ton ist grundsätzlich aus, weil ich nicht rund um die Uhr erreichbar sein will.

shionoro schrieb:Hat aber kaum einer, die meisten Menschen haben das Handy an, gerade in Krisensituationen.

Da liegt schon dein Verständnisproblem: Die Krisensituation war da, bevor überhaupt einer damit gerechnet hat.
Da war es schon zu spät.

shionoro schrieb:Den meisten 80 jährigen muss das heutzutage keiner mehr erklären. Für die, die nicht allein leben können, sorgt ja einer mit handy.

Sorry, aber ich muss das jetzt wirklich fragen: Bist du wirklich so naiv?

MrsK schrieb:Selbst ich kann mit Sirenen mehr anfangen, als eine Warnmeldung aufs Smartphone zu bekommen, da ich nicht dauernd vor diesem sitze bzw. in meiner Nähe ist und der Ton ist grundsätzlich aus, weil ich nicht rund um die Uhr erreichbar sein will.

Cell Meldungen bedeuten, dass der Ton des Handies automatisch angeht, es aufleuchtet und das Handy penetrate Töne von sich gibt als Warnung. So lange das Handy an ist und irgendwie in deiner Nähe, bekommst du das mit. Das schließt auch keine Sirenenwarnung aus.

chriseba schrieb:Da liegt schon dein Verständnisproblem: Die Krisensituation war da, bevor überhaupt einer damit gerechnet hat.
Da war es schon zu spät.

Das ist schlicht nicht wahr.

chriseba schrieb:Sorry, aber ich muss das jetzt wirklich fragen: Bist du wirklich so naiv?

Das frag ich dich.

shionoro schrieb:Hat aber kaum einer, die meisten Menschen haben das Handy an, gerade in Krisensituationen.

Also ich kenne einige die ihr Smartphone nicht mit ins Schlafzimmer nehmen oder stumm schalten.

MrsK schrieb:Also ich kenne einige die ihr Smartphone nicht mit ins Schlafzimmer nehmen oder stumm schalten.

Aber du wirst mir recht geben, dass wohl die meisten Menschen, gerade, wenn sie wissen, dass da starkregen fällt und hochwasser schon da ist, wohl ihr handy bei sich haben werden, oder?
Überhaupt haben die meisten Menschen ihr handy heute ständig dabei. Es mag das einige wenige geben, wo das nicht so ist, aber die werden dann wohl auch nicht von der Nina app gewarnt.

Der punkt ist: Die aller, aller, aller meisten Menschen gucken auf ihr handy. BEsonders wenn sie merken, dass da eine möglicherweise gefährliche situation ist. Da kann man durch cell sehr gut kommunizieren "gehen sie in die zweite etage" oder auch "Pumpen um ihre Keller zu leeren werden dort und dort ausgegebn" oder meinetwegen "warten sie auf die anweisungen der feuerwehr vor ort".
Das kann man mit sirenen so einfach nicht und mit apps auch nicht, wenn kein netz da ist.

shionoro schrieb:dass der Ton des Handies automatisch angeht, es aufleuchtet und das Handy penetrate Töne von sich gibt als Warnung

Ich würde das niemals als Warnung sondern als Fehlfunktion interpretieren.

shionoro schrieb:Cell Meldungen bedeuten, dass der Ton des Handies automatisch angeht, es aufleuchtet und das Handy penetrate Töne von sich gibt als Warnung. So lange das Handy an ist und irgendwie in deiner Nähe, bekommst du das mit.

Ich denke nicht, dass sowas technisch möglich ist? Cell Meldung verstehe ich als SMS Warnung, was auch sinnvoll ist, weil es gibt Leute die haben einfach einen Bock sich eine App zu installieren, und mit Cell kannst du halt alle die in der Funkzelle sind eine SMS zukommen lassen.

shionoro schrieb:Aber du wirst mir recht geben, dass wohl die meisten Menschen, gerade, wenn sie wissen, dass da starkregen fällt und hochwasser schon da ist, wohl ihr handy bei sich haben werden, oder?

Ich wurde ja vor NRW/ RLP von einem Hochwasser konfrontiert.
Hatte bei einer befreundeten Familie übernachtet (da war schon an einem anderen Landkreis in der Nähe Hochwasser). Am nächsten Morgen gingen Sirenen und das Tatü-Tata von den Feuerwehrautos, ein Blick aus dem Fenster und das Wasser war ungefähr 200-300m weg und die Bundesstraße war überflutet. Auf den Gedanken auf das Handy zu schauen, kam ich erst nachmittags als ich heimfahren wollte.
Das Kommunikationsmittel Nr.1 waren das stinknormale Haustelefon und später der persönliche Austausch mit den Nachbarn. Dadurch haben wir erst erfahren, dass eine Stadt (durch die ich fahren muss) wohl nur noch über eine Straße am anderen Ende der Stadt erreichbar ist. Die Smartphones lagen verstreut in irgendwelchen Zimmern herum und erst später, als ich nachmittags heimfahren wollte zu rate gezogen um einen sicheren Weg raus aus dem Gebiet zu suchen und raus zufinden, welche Straßen gesperrt waren.
Nicht jeder ist Smartphone-fixiert.

Aniara schrieb:Ich würde das niemals als Warnung sondern als Fehlfunktion interpretieren.

Und du würdest dein Handy auch gar nicht angucken, wenn es so ein Geräusch von sich gibt und dann sehen, dass du eine SMS bekommen hast mit einer warnmeldung? UNd es wäre ein Ding der unmöglichkeit, der Bevölkerung im Vorfeld mitzuteilen, dass es übrigens solche Pushnachrichten abs ofort in Katastrophenfällen gibt?

trella schrieb:Ich denke nicht, dass sowas technisch möglich ist? Cell Meldung verstehe ich als SMS Warnung, was auch sinnvoll ist, weil es gibt Leute die haben einfach einen Bock sich eine App zu installieren, und mit Cell kannst du halt alle die in der Funkzelle sind eine SMS zukommen lassen.

Doch, gibt es in anderen ländern.

MrsK schrieb:Ich wurde ja vor NRW/ RLP von einem Hochwasser konfrontiert.
Hatte bei einer befreundeten Familie übernachtet (da war schon an einem anderen Landkreis in der Nähe Hochwasser). Am nächsten Morgen gingen Sirenen und das Tatü-Tata von den Feuerwehrautos, ein Blick aus dem Fenster und das Wasser war ungefähr 200-300m weg und die Bundesstraße war überflutet. Auf den Gedanken auf das Handy zu schauen, kam ich erst nachmittags als ich heimfahren wollte.
Das Kommunikationsmittel Nr.1 waren das stinknormale Haustelefon und später der persönliche Austausch mit den Nachbarn. Dadurch haben wir erst erfahren, dass eine Stadt (durch die ich fahren muss) wohl nur noch über eine Straße am anderen Ende der Stadt erreichbar ist. Die Smartphones lagen verstreut in irgendwelchen Zimmern herum und erst später, als ich nachmittags heimfahren wollte zu rate gezogen um einen sicheren Weg raus aus dem Gebiet zu suchen und raus zufinden, welche Straßen gesperrt waren.
Nicht jeder ist Smartphone-fixiert.

Aber sehr, sehr viele Leute sind das. Dass weder ihr, noch eure Nachbarn je auf euer Handy gucken würdet im Falle eines Stromausfalls oder wenn ihr in Not seid (wenn das wasser nicht nur in der Nähe ist sondern auf dem Vorschmarsch), halte ich für unwarscheinlich. Mag passieren, ist aber schlicht unwarscheinlich.

Es gibt studien aus anderne ländern wie holland, wo man das system benutzt, und die reichweite ist sehr hoch. Das wäre sie bei uns auch. JEdenfalls viel höher als bei der Nina app und auch viel sicherer.

shionoro schrieb:Doch, gibt es in anderen ländern.

Da hätte ich mal gerne eine Quelle dazu. Nicht das ne SMS kommt sondern das diese SMS oder was auch immer die Einstellungen vom Handy/Smartphone überschreibt.