bgeoweh schrieb:Was meinst du, wie viele Amtsmitarbeiter von "vor Ort" die eben auch vor Ort eigentlich die besten Erkenntnisse haben und sich auskennen möglicherweise selbst tot sind, Tote oder Verletzte im eigenen Familienkreis haben, eventuell komplett ruinierte Verwandte usw., oder wem alles sein Büro wortwörtlich weggeschwommen ist? Wie soll jemand vom Kreis oder gar von der Ortsgemeinde noch helfen, wenn es das Rathaus möglicherweise gar nicht mehr gibt, oder der Gemeindefuhrpark abgesoffen ist? Was meinst du, wie effektiv die höheren Behörden noch arbeiten können, wenn sie vor Ort überhaupt niemanden erreichen bis man notdürftig Feldtelefone, Funk etc. gelegt und die Leute physisch vor Ort gesucht hat? Mit wem soll man da kommunizieren, wenn man im Trümmerfeld erstmal analog einen finden muss, der sich auskennt?
Also bei mir in der Stadt lief das so:
Facebook Gruppe der Stadt (privat) hat diverse threads und koordiniert helfer, die dann auch wirklich am selben tag auftauchen und unkompliziert helfen bzw. notwendige gegenstände bringen. Läuft gut, selbst in den ersten Tagen. Ne Woche später meldet sich die Stadt, sagt, ne, wir helfen jetzt, wir koordinieren das. Private Gruppe sagt: Ok, lass es die Profis machen, hier erstmal nix mehr.
Kriegt es nicht hin. Ist damit vollkommen überfordert. Private Gruppe wird wieder aufgemacht weil sich da dutzende Leute beschweren und sogut wie alles läuft wieder über die.
Soll ich da davon reden, dass es von staatlicher Seite aus ein gutes Krisenmanagement gibt? Gerade wenn bei getroffenen Kommunen die kommunale Struktur erstmal vor Problemen steht, müsste hier eigentlich das Land einspringen und organisieren. Das läuft aber so nicht, also...läuft das so, dass außer Privatleute dann gar keiner wirklich organisiert, zumindest nicht die unmittelbare Hilfe für die Bürger (THW und Feuerwehr stehen da auf einem anderen Blatt).
Das aber wiederum darf eigentlich nicht sein, natürlich muss der Staat in der Lage sein, im KAtastorphenfall schnell wieder Hilfe zu organisieren undzwar sowohl die Warnung, Rettung und unmittelbare Schadensbeseitigung und dann die Nachsorge.
Wenn er das nicht kann, privatleute aber schon, dann läuft da etwas gewaltig schief.
MrsK schrieb:Wo ist dann das Problem? Die sind doch dafür da, dass man im ersten Moment sich alles von der Seele reden kann.
Die psychologische Aufarbeitung danach, braucht Zeit und geht nicht von heute auf morgen.
Mein Problem habe ich ja vorher beschrieben: Die Organisation ist einfach schlecht. Das heißt nicht, dass nicht Hilfe geleistet wird, dass das THW und die Feuerwehr und Bundeswehr usw. keine gute Arbeit machen oder sonstwas.
Das heißt, dass organisatorisch an einigen Stellen es richtig, richtig scheiße läuft und das eigentlich nicht sein kann.
chriseba schrieb:Doch, tun sie. Sie machen wenigstens etwas. Die Firma, die hier vor Ort die Spendensammlung spontan übernommen hat, musste den herkömmlichen Betrieb für 2 Tage einstellen, der Hof war überlagert mit Sachspenden, an normales Arbeiten war nicht zu denken. Das war dem Chef aber auch egal, der hat alle Mitarbeiter zusammengetrommelt, um die Spenden zu sortieren, zu verladen, um dann höchstpersönlich die LKW-Kolonne anzuführen.
Die Firma war tagelang in den Lokalmedien präsent. Und womit? Mit Recht! Von den Mitarbeitern hat in den 2 Tagen jeder mehr getan um zu helfen, als jeder Hornochse der bei Katastrophen sein Profilbild bei Facebook ändert, und alles ganz, ganz schlimm findet. Profisportler geben gar ihren Namen für wohltätige Zwecke her weil sie genau wissen: Wenn deren Name dahinter steht, ist mit mehr Spenden zu rechnen.
Lokale mittelständische Firmen sind da etwas anderes als der FC Bayern.