Pusemuckel schrieb:Meinetwegen gern.
Zum Thema:
Prima! Und das gibt mir auch die Gelegenheit, hier noch mal ein Standard-Statement zu etablieren:
Es gibt, die Hardcore-Vertreter der rein carnivoren Ernährung (Lion's diet) keine zwei Meinungen darüber, dass deine Art der Ernährung in jedem Fall der Standard Diet (SD/SAD) vorzuziehen ist. Also: Natürliche Nahrungsmittel. Auch diese Leute würden sogar unterschreiben, dass man vegan kurzfristig enorme gesundheitliche Verbesserungen erzielen kann.
Es steht aber auch die Erkenntnis (die nicht neu ist, aber jetzt wieder nach vorne drängt) im Raum, dass, wie oben erwähnt, die Nährwert-Profile in den tierischen Nahrungsmitteln optimal sind. Von daher ist es auf Dauer defizitär, diese pflanzlich ersetzen zu wollen. Und man hat den Begleiteffekt, dass man Mengen in sich hineinstopfen muss um auf Standard-Werte zu kommen. Man steigert damit die Menge an Anti-Nährstoffen sowie alle Arten Pflanzengiften und Pestiziden. Flatulenzen können das eine Thema sein (Carnivoren haben keine Darmwinde), mögliche Unverträglichkeiten kommen hinzu. Wer jeden Tag mehrere hundert Gramm Linsen verträgt ... okay, wieder so ein Anekdoten-Thema, ob man die Begleiterscheinungen zugeben mag.
Es gibt viele Gründe, warum Experten wir der von mir kürzlich vorgestellte Dr. Eric Westman in der klinischen Praxis der Keto-Diäten erst mal alles Verdächtige ausschließen. Bis auf eine Tasse green leafy vegatables etc. (Die vertrage ich übrigens auch am besten, aber sobald es zu viel wird, ist zwei Tage lang Schluss mit der gemächlichen Fleischverdauung..). Dann sieht man nach und nach, ob und wie man, ganz nach persönlichen Verträglichkeiten, wieder über 20-30g/Tag geht. Nichts anderes würde ich auch hier jemandem empfehlen.
Bei dir kommen wir anscheinend gar nicht in eine Veganer-Debatte. Nur das große Aaaber nach der Aussage im ersten Absatz lautet, dass sich oft zeigt, dass nach ca. 5 Jahren die defizitäre Ernährung offenkundig wird. Die letzte riesige Umfrage ist m. W. von 2012. Dort gaben 85% der Veganer an, aufgehört zu haben, weil die gesundheitlichen Probleme zu groß wurden.
Die Studien, die versuchen, das Gegenteil zu zeigen, sind i. D. R. schlecht. Ja, isso. Ein Beispiel: Die Harvard Twin Study in Verbindung mit der Netflix-Serie. Schon bei Allmy besprochen. Das hatte so viele Flaws, dass es keinen wissenschaftlichen Kriterien standhielt. Gardbner wurde freilich seinem Auftrag gerecht. Und im Body Scanner zeigte sich, was man schon nach kurzer Zeit feststellt: Gewichtsabnahme bei beiden, aber der vegane Zwilling verliert an Muskelmasse, sprich an Substanz. Nicht ohne Grund sind diese Studien oft viel zu kurz. Und das Design beinhaltet kaum mal echte Keto-Diet als Vergleich, sondern immer nur mehr oder weniger normale Ernährung.
Ich will das gar nicht in alle Details ausführen. Aber erwähnt werden muss noch der bekannte Effekt des Healthy User Bias: Wer sich vegetarisch oder vegan ernährt, gehört sehr wahrscheinlich einer gesellschaftlichen Elite an. Kann sich beste Nahrung genehmigen und isst keinen Junk Food. Der Bias besteht darin, dass man damit schon zu viel besseren Werten kommt als auf SAD. Es ist aber nur der relative Vorteil gegenüber totalem Junk. Während das Fleisch, das andere Bevölkerungsschichten vertilgen, nicht das Problem in deren Ernährung ist. Sondern die Kombination mit der Coke, den Pommes und den Donuts. Vereinfacht: Im Burger-Restaurant ist eine Sache okay: Das Burger Patty. Alles andere ist Gift.
Experimentelle Studien von wissenschaftlicher Qualität und Aussagekraft unter Einbezug von echtem Keto und/oder Carnivore haben bislang kaum stattgefunden. Aber auch die klassische Datenlage aus großen, alten Studien belegt, dass gesättigte Fettsäuren und Fleisch vorteilhaft sind. Diese Ergebnisse wurden entweder falsch verkauft oder nicht veröffentlicht. Keine VT, sondern belegter Fakt (hatte ich im Forum auch schon belegt).
Damit kommen wir zurück zu den Basics: Es gibt derzeit keine wissenschaftliche Erkenntnis, die gegen den Verzehr tierischer Fette und überhaupt Proteine spricht. Im Gegenteil wird immer klarer, dass sie für uns besser sind. Gleichzeitig steigen die Vorbehalte gegenüber den Kohlenhydraten und jeglichen Zuckern, v. a. D. Fructose. (Allulose könnte ein Sonderfall sein, sie Beitrag hierzu).
Pusemuckel schrieb:Was ich am eindrücklichsten finde, ist, wie sich das Sättigungsgefühl zum Positiven ändert.
Ich habe jetzt schon keinerlei Appetit auf Süßes, konnte gestern sogar auf leeren Magen einkaufen gehen und bin völlig unbeeindruckt am Süßigkeiten-Regal vorbeigegangen.
Und das ist eben so eine Sache ... wie oft muss man den Leuten sagen, dass sie ihre Cravings loswerden können, wenn sie es nur wollen. Du hast es erfahren. Wobei auch ich einräumen muss, dass es innere Kämpfe und Rückschläge geben kann. Aber was soll's, man steht ja doch schon so viel besser da als zuvor. Da kann man wohl mit ein paar Ausreißern leben. Man muss auch im Kopf klarkommen und zufrieden sein. Das ist es ja, was ich bei Radikal-Diäten kritisiere: Macht man sich nicht viel zu viel Stress, wenn man ein besseres Ergebnis doch ohne Zwang zum Verzicht erzielen kann?
Pusemuckel schrieb:Auch hält das Sättigungsgefühl - wohl durch die vielen Proteine - extrem lange an.
Ich sehe das eher als Effekt davon, dass du allmählich auf Fettstoffwechsel umstellst und der Körper lernt, seine Depots zu nutzen und in Homöostase zu bleiben. Das mit dem ausbleibenden Hunger ist dann auch eine hormonelle Angelegenheit (steht hier irgendwo... unter dem Aufhänger, dass "Kalorien" nicht gleich "Kalorien" sind, sondern es auf die Stoffwechsel-Prozesse ankommt). Die Proteine machen sich schon im Blutzuckerspiegel bemerkbar, aber ohne die Spikes der Zucker. Das ist auch ein Grund: Wir bekommen kein Schnitzel-Koma und anschließend gleich den nächsten Hunger.
Pusemuckel schrieb:Ich habe richtig Schwierigkeiten, mich nicht ständig unterkalorisch zu ernähren, weil ich dauernd satt bin.
Und das nach erst so kurzer Zeit.
Vergiss das mit den Kalorien einfach mal. Kalorien kannst du nicht essen, das ist keine Materie in Form von Molekülen. Worum es geht, ist der Verzehr von gewissen Massen an Nahrungsmitteln und deren Metabolisierung. Kalorien sind nur eine Hilfskonstruktion, um den Energiegehalt zu bestimmen. Wer auf die Kalorien schaut, hat a) keine verlässlichen Werte und b) wird ziemlich sicher in Defizite hineinmanövrieren, weil zwar Fett und Wasser, vor allem aber Muskeln, abgebaut werden.
Alles, was kalorienarme Nahrung als wertvoll anpreist, ist komplett neben der Spur. Wir brauchen diese Energie. Deswegen essen wir. Davon leben wir. Wer richtig isst, wird nie Kalorien zählen müssen und wird sich - normalerweise - bei richtigem Gewicht und Körperzusammensetzung einpendeln. Du hast es erfahren, ich auch. Wer es nicht gemacht hat, könnte ja mal für sich persönlich ganz individuell prüfen, on es einen Versuch wert wäre.
Pusemuckel schrieb:Ich möchte wetten, dass ich so die drei-vier Kilo Gewichtsabnahme bis zum Urlaub Ende September locker schaffe.
Du kannst das machen mit der Waage; du kannst aber auch einfach auf dein Körpergefühl vertrauen (und auf das Spiegelbild, falls dies Richtung Strand wichtig sein sollte
;)Ich gehe ab und zu mal auf die Waage, einfach nur um zu sehen, ob es sich ausgewirkt hat, wenn ich meinem Gefühl nach etwas über die Stränge geschlagen habe. Außer Schwankungen im Bereich von 0,5 kg innerhalb von Wochen ist da aber nichts festzustellen.
SpoilerPardon, es ist schon wieder ein Vortrag geworden. Da dozieren steckt tief in mir. Aber ich hoffe, man gesteht mir Eigenheiten zu :klugmaul: ;)