Homeoffice und die Machbarkeit
29.04.2023 um 12:02MissMary schrieb:Eine ehemalige Kollegin ist aus dem Schuldienst ausgestiegen und arbeitet nun als Autorin für einen großen Schulbuchverlag - sie leidet mitunter, dass sie halt morgens aufsteht und prinzipiell Arbeitsblätter erfindet, die an den Redakteur schickt, etc. etc. Da gibt es wenig Austausch. Daher überlegt sie schon, ob sie nicht doch wieder stundenweise unterrichtet, auch wenn sie den Job eigentlich verlassen hat, weil sie das so sehr gestresst hat.Lass mich raten, dass der Stress in der unterrichtenden Tätigkeit begründet ist? Auch wenn es nicht ganz zum Thema gehört, ich kenne das ein wenig. In meinem Job hatte ich auch schon Gelegenheit Gruppenunterricht für die Auszubildenden zu erteilen. Dies ist für die in Frage kommenden Kollegen nicht besonders begehrt, weil man es nebenher mal für einen Tag oder mehr machen muss. Nebenamtlich und zusätzlich zur eigentlichen Arbeit. Man muss sich gut drauf vorbereiten. Normalerweise sucht man sich Arbeiten aus der Praxis heraus, die als Musterbeispiel taugen. Die braucht man nicht nur für sich selbst, sondern auch für die Auszubildenden, die sie später eigenständig oder zu zweit bearbeiten.
Man ist es natürlich auch nicht gewohnt vor einer Gruppe Leute zu stehen und zu reden. Viele Kollegen haben genau davor ziemliche Angst. Ging und geht mir nicht anders. Aber man muss sich halt drauf einlassen, dass nicht alles mit einer perfekten und pannenfreien Souveränität laufen muss. Am Ende klappt es dann meist doch ganz gut. Viel hängt auch von den Azubis ab, die vor einem sitzen. Es ist wirklich wie in der Schule. Die Hinteren verschwinden irgendwann hinter ihren Monitoren und man bekommt die Sorge, dass man sie nicht erreicht. Die Vorderen schauen einen interessiert an und stellen viele Fragen, was mir besonders gut gefällt. Am ende so eines Tages ist man schon ausgepowert. Aber es löst auch ein schönes Gefühl in einem aus.
Um zum Thema HO etwas zurückzukommen, möchte ich sagen, dass ich mir überhaupt nicht vorstellen kann, einen Unterricht virtuell zu veranstalten. Selbst wenn wir hier von der Technik her dazu in der Lage wären. Mir würde das Feedback fehlen. Die Mimik der Schüler sagt halt doch mehr aus, als ein Daumen hoch im Chat. Ich denke so geht es auch den Leuten, die routinemäßig im Rahmen virtueller Teambesprechungen Neuerungen vermitteln oder Strategien diskutieren. Man kann vor dem Monitor die Stimmung unter den Teilnehmern kaum spüren, was grade bei Debatten absolut wesentlich ist.