EDGARallanPOE schrieb:Die Tochter meines Nachbarn ist am "Boden zerstört".
Genau das finde ich genauso schlimm, wie vieles andere was aktuell passiert.
Ein Einzelfall wird das nämlich sicherlich nicht sein, sieht in meinem Umfeld ähnlich aus. Die meisten sitzen zuhause, machen mehr oder weniger viele Schulaufgaben und langweilen sich. Spielekonsolen und PCs samt Discord und Co. sind da aktuell sehr beliebt. Es ist einfach ein mieses Gefühl, plötzlich alles verloren zu haben was einem Stabilität und Sicherheit gegeben hat, auch wenn es nur temporär ist.
Auch ich verzichte im Moment auf sehr vieles, was meine Interessen und Hobbies anbelangt, habe den gesamten Urlaub letzte Woche eigentlich nur allein in der Wohnung verbracht, abgesehen von einzelnen Radtouren mit kurzen Bahnfahrten in de facto leeren Zügen und einmal einkaufen in einem genauso leeren Laden mal abgesehen.
Ich merke selber, wie ich wegen dem fehlenden Sozialkontakt (nein, Telefon und Skype sind für mich nicht dasselbe) und der fehlenden Nähe zu anderen Menschen zusehends gereizt werde, genervt ob der aktuellen Berichterstattung bin (scheinbar gibt es KEIN anderes Thema als diese Krankheit), auch grundlegende Dinge infrage stelle und Maßnahmen hinterfrage, Antworten auf Fragen suche (insbesondere was die Folgen für die Gesellschaft und das Sozialverhalten angeht), sie aber von den zig Experten irgendwie nicht bekomme - und wenn, sagt jeder was anderes...
Warum sollte es der Jugend nicht anders ergehen?
Es gibt keine Kontinuität, keine verlässlichen Aussagen, es ist am Ende wie ein Stochern im Nebel, die Last des Ungewissen, keiner weiß wie lang, welche Folgen, wann wenigstens ein Stückchen Normalität vorzufinden ist.
Und das sind Dinge die sollten genauso bewertungsfrei betrachtet werden können wie die Situation von jemand, der gerade seine gesamte Existenz verliert oder um Angehörige bangt.
Warum wird ständig verglichen, stets betont dass es andere eh noch vieeeeel schlimmer trifft? Es gibt den blöden Spruch "schlimmer geht immer", und er ist am Ende eigentlich immer wahr. Ganz sachlich betrachtet geht es im Vergleich zur eigenen Situation halt immer schlimmer, aber müssen eigene Befindlichkeiten stets mit dem schlimmsten anzunehmenden Fall verglichen werden?
Damit hilft man am Ende auch keinen, außer dass sich Menschen in ihren gefühlt großen Sorgen nicht ernst genommen fühlen. Und das wird ja sonst auch nicht gemacht.