Miles1701 schrieb:Die Gegenfrage ist wiederum welche bildungstechnischen Schäden die weiterhin Schließungen der Schule nach sich ziehen. Mein Sohn ist leider genau letztes Jahr eingeschult worden. Ergebnis Vorschule komplett ausgefallen vom ersten Jahr nur 8 Wochen in der Schule. Ergebnis kann man sich denken. Die Lehrer verlangen aber Leistung wie normales Schuljahr. Eigentlich müsste man alle wiederholen lassen. Geht aber nicht weil kein Platz und nächstes Jahr wird bestimmt nicht besser. Eigentlich müsste man allen Urlaubsverreisern, Publikviewern und Stadionfüllern die Rente halbieren weil sie die Zukünftigen Rentenzahler so mit Füßen treten.
Ich denke, diese "Bildungsschäden" sind überhaupt keine Schäden im schädlichen Sinn, Den Standpunkt "Dann hätte man halt alle wiederholen lassen" teile ich, ich musste aufgrund eines Messerstiches auch ein Schuljahr wiederholen und es hat mir nicht geschadet, studiert habe ich trotzdem.
Für mich klingt es surreal, dass man nicht ein oder zwei Schuljahre in diesem langen Schulzeitraum, den man insgesamt im Leben hat und den die meisten zu bewältigen haben, aufholen oder kompensieren können soll.
Die Höhe der bewilligten Mittel für die Nachholprojekte finde ich dahingehend interessant. Wo waren denn diese Mittel, als nur eine Minderheit der Kinder aus chancenarmen Lebensverhältnissen abgehängt wurde? Da stand nicht einmal ein minimaler Bruchteil dieses Geldes zur Verfügung um Kindern aus benachteiligten Lebensverhältnissen zu helfen, wo waren und sind diese Mittel für die Umsetzung einer erfolgreichen Inklusion in den Schulen, für gesundes Essen, für sinnvolle Ganztagsschule, für qualifizierte Ganztagsbetreuer:innen, für Sozialarbeit in den Schulen?
Für mich geht Gesundheit über Bildung, zumal wir alle in der Schule waren und wissen, dass man sich einen Großteil des in der Schulkarriere vermittelten (oder auch nicht vermittelten^^) Wissens am Ende schenken kann, wenn man sich zunehmend beruflich spezialisiert.
Intelligente Kinder und Menschen werden immer ihren Weg gehen, auch wenn sie hier und da lernerische oder inhaltliche Defizite haben, die kann man mit der Zeit ausgleichen.
Was in der ganzen Schuldiskussion auch gerne unerwähnt bleibt, ist dass die Kinder in so einem Szenario aufgrund der psychischen Belastung (ja, auch die Kinder haben Angst vor einer Covid-Erkrankung!) oftmals höheren und damit unnötigen Belastungen ausgesetzt sind und viele Kinder viel fitter um Umgang mit den digitalen Unterrichts- und Lernmöglichkeiten sind als ihre Lehrer.
Präsenzunterricht soll meiner Meinung nach vor allem die Eltern ermöglichen, ihrer Arbeit nachzukommen und last but not least nicht das seit Jahrzehnten reformbedürftige und marode Schul- und Unterrichtssystem sichtbar in die Wohnzimmer projizieren, damit bloß nicht so viele Menschen mitbekommen, wie unfähig und ungewillt viele Schulen und Lehrkräfte innerhalb dieses Systems sind. Ich nehme von dieser Kritik ausdrücklich die engagierte, progressive und technisch begabte Minderheit unter den Lehrkräften aus!