Stichwort "Digitalkompetenz", Stichwort "Behörden", Stichwort "Jetzt haben die Experten ja Zeit":
De-Mail sei »überkompliziert« und ein »toter Gaul«, sagte Höttges. Es habe trotz Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe »nie jemanden gegeben, der dieses Produkt genutzt hat«, deshalb habe man den Dienst »eingestellt«.
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Das Angebot habe sich allerdings von Beginn an »nicht in der erhofften Geschwindigkeit entwickelt« und »bis heute kein wirtschaftliches Ergebnis erzielt«. Die Frage nach der aktuellen Kundenzahl beantwortete das Unternehmen nicht.
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Auch das Bundesinnenministerium nannte keine aktuellen Nutzerzahlen und verwies dafür auf die Projektpartner, zu denen neben der Telekom auch die United Internet AG (unter anderem GMX, Web.de) und die Mentana Claimsoft GmbH gehören. Nach deren Angaben habe es im Jahr 2015 mehr als eine Million Privatkunden gegeben, einige Zehntausend Kunden aus dem Mittelstand und etwa 1000 Großkunden aus Wirtschaft und Verwaltung.
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Tatsächlich ließen sich auch die Bundeseinrichtungen viel Zeit damit, De-Mail-Zugänge einzurichten. Manche verfügen darüber offenbar bis heute nicht, obwohl das De-Mail-Gesetz sie dazu bis zum Jahr 2016 verpflichtete. Mit Stand vom Juni 2019 seien 85 von 92 Bundesbehörden per De-Mail-Mail erreichbar gewesen, so das Innenministerium.
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Zu den bisher entstandenen Gesamtkosten für die Steuerzahler konnte oder wollte das Innenministerium unter Verweis auf Zeitnot keine genaueren Angaben machen.
Quelle:
https://www.spiegel.de/netzwelt/web/timotheus-hoettges-telekom-chef-erklaert-de-mail-zum-toten-gaul-a-3a60e22c-9769-4e7a-a39d-1567a91fb85710 Jahre für ein glorifiziertes E-Mail-System, Resultat: klappt nicht, nutzt niemand. Ein deutsches Qualitätsprodukt.
A propos Qualitätsprodukt: wie läuft es mit SORMAS?
Nicht Sorbas, SORMAS - wir erinnern uns, bis
Dezember zum Jahreswechsel Ende Januar Ende Februar sollten diesmal jetzt aber wirklich alle Gesundheitsämter die Software nicht nur besitzen, sondern auch benutzen:
Düsseldorf Bund und Länder haben ihr Ziel, die Digitalisierung der Gesundheitsämter voranzutreiben, wieder verfehlt. Am 10. Februar hatten die Ministerpräsidenten und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) beschlossen, dass „bis Ende Februar Sormas in allen Gesundheitsämtern installiert werden [soll]“.
Am vergangenen Freitag war die Software allerdings nur in 269 der 375 Gesundheitsämter in Deutschland in Betrieb oder betriebsbereit
https://www.handelsblatt.com/inside/digital_health/coronapandemie-gesundheitsaemter-plan-fuer-einfuehrung-von-sormas-wieder-gescheitert/26957610.html?ticket=ST-6438821-d01yhgck5qObpxGeBdxI-ap3(Stand 26.02.2021)
Es hat sich im Prinzip seit Jahresanfang nichts an der Verbreitung getan, man beachte den Trick mit "In Betrieb oder Betriebsbereit".
Klasse, ganz große Klasse.
Denn real ist diese Zahl: Beschiss.
Installiert wohlgemerkt, nicht im Einsatz: Weniger als 90 Gesundheitsämter nutzen das Programm bislang aktiv, um in der Covid-Krise Kontakte nachzuverfolgen. Am Preis liegt die Zurückhaltung nicht: Die Software ist kostenlos, ihre Entwicklung fördert der Bund. Sitzen in den Gesundheitsämtern also Digitalmuffel?
„Die haben digitale Lösungen in hohem Umfang, die genutzt werden“, widerspricht Kay Ruge vom Deutschen Landkreistag. „Die Neueinführung und Neuinstallation einer Software bedeutet immer Schulungsaufwand, bedeutet immer Komfortverluste, sodass wir das Ziel der Bund-Länder-Beschlüsse, es Ende Februar flächendeckend einzuführen, für nicht zielführend halten.“
Quelle:
https://www.deutschlandfunk.de/digitale-kontaktverfolgung-warum-die-vernetzung-der.1769.de.html?dram:article_id=493207(Stand 26.02.2021)
Weniger als 90 heißt übrigens 84; 130 Ämter haben keine Anstalten gemacht, die Software auch nur zu bestellen:
Von 375 Gesundheitsämtern in Deutschland haben bislang erst 239 die Software eingerichtet, gibt das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HIZ) an. Einem Bericht der „Welt am Sonntag“ zufolge verwenden davon aber tatsächlich nur 84 Ämter die Software, die allen interessierten Ämtern kostenfrei zur Verfügung steht. Stand Freitag haben mehr als 130 Ämtern nicht einmal die notwenigen Verträge unterzeichnet.
Quelle:
https://www.focus.de/corona-virus/nur-84-aemter-haben-programm-in-betrieb-kein-bedarf-drei-viertel-der-gesundheitsaemter-nutzen-corona-software-nicht_id_13005073.html(Stand 21.02.2021)
Das Fazit dieser ganzen Scheiße kann man beim DLF lesen:
„Wenn man jetzt darauf bestehen sollte, dass Sormas sofort anzuwenden ist, dann müssten wir unendlich viel schulen und zur Zeit vieles händisch doppelt eintragen“, sagt Sormas-Skeptiker Deichholz aus dem Kreis Minden-Lübecke. Wenn die Schnittstellen da seien und anderswo funktionieren, werde man die Sache neu bewerten. Drei Viertel der Gesundheitsämter sehen das ähnlich, nur jede zehnte Behörde lehnt Sormas grundsätzlich ab.
Das Update Sormas-X soll die Schnittstellen-Schwäche beheben und auch endlich die Gesundheitsämter untereinander vernetzen. Nach erfolgenreichen Praxistests soll es in den kommenden Wochen flächendeckend eingeführt werden. Achim Berg, Chef des Digitalbranchenverbandes Bitkoms, hält das für viel zu spät.
„Im Sommer hatten wir Chancen einzuführen, zu schulen, zu trainieren, und so weiter. Die Chance haben wir verpasst.“
Dass man weiter sein könnte, gibt auch HZI-Chef Gérard Krause zu. „Sicherlich hätte man früher an den Punkt kommen können, an dem wir heute sind, wenn der ganze Prozess früher gestartet wäre. Ich darf daran erinnern, wir sind ja erst im Juli aufgefordert worden, das zu tun. Das heißt, unter normalen Maßstäben und auch unter Pandemie-Maßstäben sind wir schon sehr, sehr weit gekommen.“
Das Sormas-Deutschland-Projekt läuft seit Juli 2020. Hätte das Bundesgesundheitsministerium die Entwicklung früher forcieren können? Dort verweist man darauf, dass Sormas zunächst ein Angebot an die Gesundheitsämter gewesen sei. Zur Einführung verpflichtet haben sich die Länder tatsächlich erst beim Kanzleramtstreffen vom 16. November, mitten in der zweiten Welle.
„Es wäre Zeit genug gewesen, Sormas einzuführen für die Gesundheitsämter. Es ist auch eine Frage des Willens“, so ein Spahn-Sprecher. Dass die Sache etwas komplizierter ist, darüber dürften sich die Gesundheitsämter einig sein – diejenigen mit und diejenigen ohne Sormas.
Quelle:
https://www.deutschlandfunk.de/digitale-kontaktverfolgung-warum-die-vernetzung-der.1769.de.html?dram:article_id=493207- Ich bin froh, dass nur 10% der Kundschaft eine verpflichtend vorgeschriebene Dienstanweisung GRUNDSÄTZLICH fucking ABLEHNT
- Wir haben zu spät angefangen, und Scheiße gebaut, und da gepennt wo wir hätten arbeiten sollen
- Trotzdem ist das ganz toll, weil wir in der Pandemie katastrophal verschissen haben, und nicht unter Normalbedingungen
- Irgendwann wird man irgendwie vielleicht noch eine Lösung finden
- Wir hätten Zeit gehabt aber wir wollten nicht oder so
Dann mal viel Spaß im Dauerlockdown weiterhin.
Unglaublich.