Abahatschi schrieb:Hervorragend! Es werden Verwaltungsbezirke aufgelöst, Leute anlasslos kontrolliert, Testpflicht, hohe Strafen...da bin ich mal gespannt was ihr so im demokratischen Baukasten findet.
Was mich dabei erheitert ist die Tatsache dass egal was ihr hier erfindet, die deutsche Politik 2-3 Jahre zur Umsetzung braucht.
Die Konzepte liegen auf dem Tisch. Seit Monaten! Und das sind nicht wir hier, irgendwelche Internet-Nobodys, die sich damit befasst haben und die ausgearbeitet haben, sondern wirklich hochrangige und fähige Wissenschaftler:innen, die Ahnung von der Sache haben, weil sie seit Jahren nichts anderes machen, als sich genau mit solchen Zahlenspielen zu befassen.
Unsere Bundeskanzlerin, selbst Naturwissenschaftlerin, ist dafür.
Alle Bemühungen werden unterlaufen durch Politiker, die populistische Phrasen schwingen "wir müssen lernen mit dem Virus zu leben".
Das ist im Übrigen für mich der beschämendste Satz dieser ganzen Pandemie.
Nein, wir können nicht lernen mit dem Virus zu leben, weil uns dieses Virus in bislang ungekanntem und unerlebtem Maße mit Tod und Krankheit überzieht. Die Tücke liegt im Detail: In einem exponentiellen Wachstum siehst du erstmal ganz lang gar nix. Und dann zack, quasi über Nacht, ist scheinbar plötzlich die ganze Population befallen. Und auch hier hat das Virus wieder einen neuen Trick: Es tötet ja nicht sofort. Und es tötet auch nicht alle. Viele Menschen liegen wochenlang auf der Intensivstation, und selbst die, die einen sog. leichten Verlauf haben, können noch Wochen später bedeutend erkranken.
Wenn du dich mit Leuten aus dem medizinischen Sektor unterhältst, wird das übrigens zunehmend klarer: Immer mehr Menschen mit LongCovid; auch junge und vormals gesunde Menschen.
Das Problem ist: Die sitzen in keinen Talkshows und bemängeln, dass die idyllische Innenstadt doch so verlassen ist; die haben keine Lobby, keine Stimme, weil sie entweder tot, in Trauer, oder in Moment mit der Wiederherstellung ihrer eigenen Gesundheit befasst sind.
Und weil hier schon wieder das Thema "Demokratie" (bzw. implizit deren Schaden) angesprochen wird: Dieses Virus ist eine Naturkatastrophe. Wenn ein Vulkan ausbricht, eine Flutwelle heranrollt, dann ist es auch unsinnig, bei akutem Handlungsbedarf Details zu diskutieren. Denn, während du diskutierst, bricht das Unheil über dich herein, mit irreparablem Schaden. Zumindest das ist uns doch bislang lehrreich vor Augen geführt worden.
Und ein weitere Und: Das Thema "Kosten" - Langzeitpatienten, dauerhaft Arbeitsunfähige, eine ganze Gesellschaft auf Stand-By, weil uns nach und nach Leistungsträger wegbrechen, das ist viel teurer als alle Lockdowns dieser Welt (sofern es echte Lockdown-Containment-Strategien sind). Nein, hier geht es nicht darum, "ob noch ein Krankenhausbett frei ist". Sondern vielmehr darum, ob irgendwann noch genug Menschen da sind, die einen behandeln wollen und können und auch, ob man als sog. "Genesener" wieder in der Lage ist, an das Leben anzuknüpfen, das man vor Corona hatte.
@shionoro Danke dir, so sehr, für deine Worte. Du sprichst mir euch aus der Seele.