FlamingO schrieb:Insofern sie sich schlichtweg in dieser Denkweise befinden, dazu gekommen durch das Rezipieren medialer Kanäle, jain.
Auch ich war im rechten Lager, aber eher untypisch.
Mit dem NS wollte ich nichts zutun haben: Abgesehen von den ganzen Naziverbrechen, hab ich schnell bemerkt das Neonazis gesellschaftlich fix ausgegrenzt werden. Bei vielen dieser Typen merkte man, dass genau DAS gewollt ist. "Wir gegen den Rest". Ich wollte jedoch meine "normalen" Freunde und Bekannten nicht verlieren, ich glaube, ansonsten driftet man automatisch ins Extreme.
Das Judentum sah ich nicht als Feind an: Den Hass auf Juden kann ich bis heute nicht verstehen. Bis vor 5 Jahren kannte ich nicht mal einen Juden und sonderlich über die Religion belesen bin ich bis heute nicht. Warum sollte ich hassen, was ich nicht kenne?
Mein Hauptgegner waren die Politik, Medien und irgendwelche ominösen Lobbys. Gehuldigt wurde der Nationalismus. Neonazis war ich ein Dorn im Auge.
Irgendwann haben sich "meine" Jungs zuviel mit sog. Kameradschaften eingelassen und so habe mich mehr und mehr abgespalten, war immer öfters mit normalen Leuten unterwegs. 2010/2011 kam dann so eine Selbstfindungsphase.
Was bin ich nun? Nationalist? Eigentlich kann man das doch gar nicht fassen. Zu groß und unterschiedlich ist das Land. Ich mag meine Stadt, die Region. Aber nicht NRW, Bayern oder Hamburg. Das ist nicht meine Heimat und somit war der Nationalismus auch bloß Quatsch.
Ich liebe nicht "mein" Volk. Ich liebe meine Frau. Mein Sohn ist mein Herzblut (der so unpolitisch wie möglich aufwachsen soll). Der Rest besteht aus Individuen, die ich für mich individuell bewerte.
Heute sitze ich hier und bin recht zufrieden mit der Politik und mit meinem Leben. Zum hassen wurde ich nicht erzogen und, wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, hab ich das auch nie.
Tut mir leid wenn der Text zu ausschweifend ist, aber ich weiß das es selbst in der Neonaziszene Menschen gibt, die sich selbst noch nicht gefunden haben. Das soll nicht heißen das man mit ihnen kuscheln soll, aber Aussteiger instinktiv ablehnen, das ist nicht die Lösung.
Zum Schluss noch ein gutes Beispiel: eine Person aus der Zeit damals, wollte weiterhin Kontakt haben. Nachdem dann wieder bei nem Grillabend dieses rechte Gequatsche aufkam, hab ich ihm klar gemacht dass das nicht geht. Heute ist er ein riesiger Mexikofan, der so komisches Zeugs wie Kontra K hört. :-D
Auch er lebt besser.