Liebe
@Carietta , ich danke Dir für Deine Offenheit.
Carietta schrieb:Ich war auch jahrelang ein Honk oder von mir aus auch eine Honkin. Vollzeit gearbeitet, Kinder großgezogen, Haushalt gemacht mit allem was dazu gehört (Putzen, Wäsche, Einkauf, Ämtergänge, und was weiß ich nicht noch alles)
Ich habe von klein auf viele ähnliche Schicksale gesehen. Ich habe es schon damals fürchterlich gefunden. Viele (leider auch Frauen) hatten die Einstellung, dass man einem Mann so etwas nie zumuten kann, einer Frau jedoch schon. Ich habe diese Ansicht nie akzeptiert und bin überall angeeckt.
Ich habe zwei Fragen an Dich : hat Dir die Hausarbeit Spass gemacht, oder war sie lästiger Zwang? Was hättest Du lieber gemacht, "nur" den Haushalt (+Kinder, Amtswege,...) oder "nur" Deine Erwerbstätigkeit?
Wenn Du eines von Beiden unfreiwillig (aus Liebe) gemacht hast und dann noch diese wahnsinnige Überbelastung dazukam, konnte das nur in Depressionen enden. Irgendwann rächen sich Körper und Seele.
Ich verstehe auch Deine Wut auf mich. Du hältst mich für einen Egoist, der sich die Rosinen im Leben auf Kosten anderer herauspickt. Das werden alle denken.
Zum Teil stimmt es ja sogar. Ich habe mein Leben lang unbezahlte Arbeit, die ich auch nicht leiden kann, auf andere abgeschoben. Zuerst auf meine Oma, dann auf meinen Partner. Ich habe auch meinen Kindern eingetrichtert, sich im Leben nichts aufzwingen zu lassen, was sie nicht wollen.
ABER: Auch ich habe meine Aufgaben daheim. Dazu zählen: die Wäsche, staubsaugen, verstauen, mit den Kindern lernen und meistens gehe ich mit den Kids zur Therapie, zu Arztterminen und mache Amtswege.
Ich habe unter der Woche auch so gut wie keine Freizeit. Ich kann auch diesen Beitrag nicht zügig schreiben, weil ich nebenbei mit den Kids lerne.
Mein Partner ist vor ca 1 Std von seiner Arbeit heimgekommen, er räumt auf und bereitet dann ein warmes Abendessen für sich und die Kids zu.
Ja, es gibt auch bei uns Arbeitsteilung. Nur die Hausarbeit ist mit Ausnahme von der Wäsche und staubsaugen sein Part. Wenn er kocht schneidet es halt für alle das Essen in mundgerechte Stücke. Ja, er macht es aus Liebe zu uns, aber er tut es gerne. Das ist auch kein Fetisch, denn geschnittenes Essen hat für keinen von uns etwas mit Sex zu tun.
Carietta schrieb:Irgendwann kommt dann der Punkt, wo es nicht mehr geht.
So etwas würden wir im Keim ersticken. Mein Partner und ich reden jeden Tag, egal wie spät es ist. Wenn Die Kids schlafen, kommt zuerst die schönste Sache der Welt und dann liegen wir eng aneinander gekuschelt und reden über alles, was jeden von uns am Tag belastet/ gefreut hat, über Ängste, Befürchtungen, Wünsche....Wir sind absolut ehrlich zu einander und in diesem täglichen Gespräch würde es sofort ausgesprochen werden, wenn sich jemand überfordert/überlastet fühlt.
Jeder von uns weiß, wie der andere denkt und fühlt. Jeder hilft den anderen, baut ihn auf, tröstet ihn.
Keiner von uns würde es zulassen, dass es den anderen schlecht geht.
Ich weiß, dass ist für Außenstehende schwer vorstellbar, aber es ist so. Es ist unglaublich, aber es gibt nur einen Punkt, worunter wir beide am meisten "leiden": dass wir so wenig Zeit für uns haben und keine Großeltern vorhanden sind, die uns zwischendurch die Kids abnehmen. Uns bleibt nur die Zeit spät abends, wenn die Kids in ihren Zimmer sind.
Alles andere finden er und ich nicht so schlimm.
Carietta schrieb:Ich genieße es auch, meine Fernbedienung
Ich freue mich ehrlich für Dich, dass es Dir jetzt gut geht.
@Carietta , ich finde es schön, dass ich jetzt Deine Geschichte kenne. Somit ist es mir möglich, ein genaueres " Bild" von Dir zu haben. Egal was Du von mir denkst: ich mag Dich, Du bist eine tolle Frau!😎