Tussinelda schrieb:Bei uns kommt es eher zu Resignation, Politikverdrossenheit, sogenannten Protestwählern und Egoismus.
Das stimmt zwar, aber denk drüber nach wie hier gleich mehrere von dir genannte Punkte eine bestimmte Entwicklung befeuern
können (wenn auch nicht zwangsläufig müssen):
Resignation geht mit Politikverdrossenheit einher.
Das stärkt Parteien die auf Protestwähler setzen.
Das führt zu härterer politischer Auseinandersetzung die immer mehr Leute mitreißen kann (und bei weitem nicht nur mit Worten).
Und zu höheren Stimmanteilen und somit zu höherem politischen Einfluss von Parteien die auf bestimmte Feindbilder setzen.
Das erhöht am Ende
vielleicht die Anzahl von Intergruppenkonflikten.
Vielleicht zumindest nicht bis zu einem Punkt den man "soziale Unruhen" nennen kann.
Was nun die Beschwörung von Feindbildern angeht, da sind sämtliche Parteien und Medien wenig zurückhaltend.
Und für die Beschwörung von Feindbildern sind Vorurteile nun mal ungemein hilfreich.
eckhart schrieb:Niedriglöhne und unzumutbare Arbeitsbedingungen bei rasant steigenden Mieten in vielen Bereichen,konkret bei Pflegepersonal werden von Vorurteilen ausgelöst, als auch lösen weitere Vorurteile aus?
Schauen wir mal:
Niedriglöhne allgemein und steigende Mieten als klassische Begründung für den sozialistischen Klassenkampf sind ein hinreichend bekanntes Beispiel. Der sozialistische Klassenkampf beschwört wieder seine eigenen Feindbilder = angeblich verantwortliche Leute.
Wer mit dieser Ideologie nix am Hut hat, könnte denken es ist eine Folge von zu großer Konkurrenz auf dem Job- oder Wohnungsmarkt. Dann fragt er sich WER seine Konkurrenten sind. Für den sind es nicht "die Kapitalisten" sondern "die Ausländer".
Das passiert öfter als du vielleicht glaubst. Sobald jemand bereit ist zu glauben "die Ausländer nehmen uns die Arbeit und die Wohnungen weg", besteht die Gefahr dass er um so mehr bereit ist noch andere negative Dinge über Ausländer zu denken.
Ich bin aber bereit zu glauben, dass speziell der Pflegeberuf als ein "sozialer Beruf" vielleicht auch überdurchschnittlich oft von Menschen gewählt wird die ganz allgemein altruistischer und prosozialer eingestellt sind als manche anderen Leute.
Daher kann es gut möglich sein dass bei Menschen in diesem Beruf allgemein weniger Bereitschaft besteht, sich irgendwelche Feindbilder einreden zu lassen.
Das sind jetzt nur Beispiele wie diese sozialen Missstände Vorurteile begünstigen
können.
Beispiele wo diese sozialen Missstände von Vorurteilen
ausgelöst werden sind eher in der systematischen Benachteiligung Einzelner zu finden: Wenn zum Beispiel eine allgemeine (nicht mal sehr große) Ausländerfeindlichkeit besteht, kann das dazu führen dass Ausländer schwieriger eine Wohnung finden und weniger Geld für die gleiche Arbeit wie "Biodeutsche" bekommen.