Wölfe in Deutschland. Wie seht ihr es, Gefahr oder nicht?

Hier btw der zaun. Keine ahnung, was daran nicht den vorgaben entsprechen sollte. Gut erkletterbar, nen fädchen stacheldraht, unten bisl strom. Ja keine ahnung, wie da ein wolf drüber konnte.


https://www.kreiszeitung.de/lokales/niedersachsen/wolf-attackiert-25-schafe-in-schwanewede-wolfsangriff-niedersachsen-91613698.html

@gastric
Mir fällt direkt die riesen Lücke hinten am Gatter auf. Da ist ja wirklich jede Menge Abstand zwischen Gatter und Stacheldraht O_o

gastric schrieb:Hier btw der zaun.

Den Zaun kann man ja mal mit den Vorgaben vergleichen:

https://www.lwk-niedersachsen.de/lwk/news/37922_Merkbl%C3%A4tter_f%C3%BCr_den_Herdenschutz

Für die Gewährung von Billigkeitsleistungen ist ein wolfsabweisender Grundschutz gem. den Vorgaben der RL Wolf bei der Haltung von Schafen, Ziegen und Gatterwild Voraussetzung.

(Quelle: siehe oben, PDF "Merkblatt für die Errichtung eines Herdenschutzzauns für Schafe und Ziegen gemäß der Richtlinie Wolf")

Nachtrag:

Eine Entscheidung vor Ort wird da auch wohl eher nicht gefällt. Vorstellbar, dass die Damen und Herren von der Landwirtschaftskammer vor Ort schon erkennen konnten, dass dieser Zaun Marke Eigenbau eben nicht den Vorgaben entspricht und geäußert haben, dass der Antrag deshalb wohl abgelehnt wird.

Das Formular zur Beantragung von Billigkeitsleistungen wird wie bisher erst nach amtlicher Feststellung des Wolfes als Verursacher des betreffenden Nutztierrisses dem jeweiligen Nutztierhalter direkt zugesandt. Der Geschäftsbereich Förderung der Landwirtschaftskammer übernimmt dann die finanzielle Abwicklung des Antrages. Eine Beantragung von Mitteln zu einem früheren Zeitpunkt ist nicht möglich.

https://www.agrarfoerderung-niedersachsen.de/agrarfoerderung/news/35051_Billigkeitsleistungen_zum_Ausgleich_finanzieller_Sch%C3%A4den_bei_Wolfsrissen

Eine "Ausrede" wird das schon nicht sein, ist ja alles ziemlich klar reguliert.

In dem von @knackundback geposteten, etwas aufgeregten Artikel der "nonstopnews" ist auch von einem Wolfsrudel die Rede, in der "Kreiszeitung" dagegen ist nur von einem Wolf die Rede.

sooma schrieb:Den Zaun kann man ja mal mit den Vorgaben vergleichen

Von der Höhe ist der empfohlene Zaun also wesentlich niedriger.
Also sollte die LWK und Echem ihre Empfehlungen mal überarbeiten.

Meine Güte!

Der Mann hat für viel Geld einen Zaun gebaut um seine Herde zu schützen.
Der Zaun stellte sich nicht als funktional genug heraus, fast die ganze Herde tot.

Kann man ihm nicht einfach seine Entschädigung unter der Auflage, den Zaun nachzurüsten, auszahlen? Wieso muss man dann da auch noch ein bürokratisches Drama drauß machen?

@Siboah

vielleicht bekommt er einfach kein Geld, weil es ein Familien Hobby ist?
Irgendwann verlangen Katzen und Hundehalter auch noch Schadensersatz.
Es muss schon gewaltig gespart werden mit dem Wolfshaushalt, da bekommt nicht jeder einfach was. Die suchen auch bei professionellen Haltern nach jeder Möglichkeit die Zahlungen zu verweigern.
Gab schon einen Fall, wo der Zaun runtergerissen war und daher der Schutzzaun nicht den Richtlinien entsprach.
Ob die Wölfe oder Sturm da was runtergerissen hatten war egal, er stand halt nicht mehr.

@Röhrich

Da hast du ja recht, aber entweder will man, dass der Wolf in unserem Land wieder heimisch wird oder nicht. Dann muss man eben hin- und wieder unbürokratische Wege gehen. Mir fehlt es da brutal an Fingerspitzengefühl. War doch klar, dass eine solche Geschichte gefundenes Fressen für Wolfsgegner und die negativ- Presse ist. Und ich verstehe durchaus den Frust der Schafszüchter.

@Siboah
Das Tier oder das Rudel scheint ja gerne an der Ortschaft auf Beutezug zu gehen, ein typisches Problem durch fehlendes Wolfsmanagement.
Die lernen Nutztiere und die Nähe zum Menschen als hervorragende Futterquelle.

@Röhrich

Also, ich hab mich da ja mal interessiert. Wenn ganze Herden so diletantisch durch Wolfsangriffe getötet oder gar nur verletzt werden, ist das wohl ein Zeichen dafür, dasss Jungtiere eines Rudels trainiert werden (ich hab das echt nur aus Infos so in Erinnerung). Sie dienen in diesem Fall denn nicht den Wölfen als Nahrung.

Ja, mangelndes Wolfsmanagement. Wäre ich Tierzüchter vor Ort, wäre mein Zaun nicht hoch und stabil genug.

Wenn man mal in Spanien auf Trackingtour war, dann weiß man, dass dort die Viehweiden (Dehesas), alle mit sehr hohen, stabilen Zäunen umgeben sind. Dort ist das ganz normal.

Siboah schrieb:Wenn man mal in Spanien auf Trackingtour war, dann weiß man, dass dort die Viehweiden (Dehesas), alle mit sehr hohen, stabilen Zäunen umgeben sind. Dort ist das ganz normal.

Nur in Deutschland mit hohen Festzäunen größtenteils nicht erlaubt, bzw genehmigungspflichtig.
Hinzu kommt die Verschandelung der Natur, solche Zäune halten so gut wie alles an Wildtieren ab, die Kulturlandschaft verdrängt dann extrem das Wild. Und wer mal einen Rehbock aus so einem Zaun gepult hat, der sieht das alles mit anderen Augen.
Hier leidet das Wild in Deutschland, weil eine einzige Wildtierart über alles geht.

Zum Töten,
das machen Wölfe aus Reflex Surpluskilling, Marder richten solche Desaster auch schon mal im Hühnerstall an.

Röhrich schrieb:das machen Wölfe aus Reflex Surpluskilling

Wenn der Wolf dir in ein eng besetztes Gatter geht, oder z.B. auch wilde Hunde oder ein Hund der "nur spielen" will kann das ohne Weiteres reichen damit dir etliche Schafe vor Streß am Herzkasper krepieren. Die stehen dann durch den Fluchtreflex und das nicht-weg-können dermaßen unter Adrenalin dass sie z.B. Lämmer verlieren oder auch einfach tot umfallen. Wenn sie wegkönnen weil sie z.B. einen Zaun niederdrücken laufen sie vor's Auto, reißen sich irgendwo an Ästen oder Metallteilen die Haut auf oder brechen sich was und müssen dann notgeschlachtet werden. Der eigentliche Wolfsriss ist da dann nur der kleinere Teil des Schadens. Bei Pferden kann dir das auch passieren.

@Anfimia
Es ist ja nichteinmal nur die riesen lücke dahinten am gatter. Die riesenlücke allgemein zwischen zaun und stacheldraht gibt mir zu denken, der stabile zaun, der zum klettern einlädt, die stromlitze, die zugewachsen ist und damit unweigerlich leistung verliert oder aber es zu kurzschlüssen kommt. Dann dieses mit planen abgedeckte etwas da hinten, was mir so aussieht, als wäre es zu nah am zaun und und und.

sooma schrieb:Den Zaun kann man ja mal mit den Vorgaben vergleichen:

Na dann mach mal und fang damit an herauszufinden, ob die genannten zaunarten verpflichtend sind oder aber davon abgewichen werden darf :Y:

@gastric

Steht doch da:
Beitrag von sooma (Seite 518)

sooma schrieb:Steht doch da

Und wo werden die Richtlinien nun explizit nicht eingehalten?

@Röhrich

Röhrich schrieb:Und wo werden die Richtlinien nun explizit nicht eingehalten?

Da hat @gastric oben ja schon einiges aufgezählt. Ich hab mich damit auf den Tierhalter bezogen, der beklagt hat, dass er wohl gesagt bekam, dass er wahrscheinlich keine Entschädigung ("Billigkeitsleistungen") erhalten wird. Die ist halt an die Vorgaben, die dem entsprechenden PDF zu entnehmen sind, gekoppelt.

sooma schrieb:Da hat @gastric oben ja schon einiges aufgezählt.

Ich sehe die Pforte für den Zugang zur Weide (Weidetor) und die Plastikabdeckungen sind auf der Weide und dienen wohl als Stall/ Unterschlupf.
Beides wird benötigt, eine Weide ohne Zugang nützt wohl wenig.
Da nützen dann schöne Bildchen der LWK wenig, wenn die vorher die platte Weide in Echem ausmähen und dann den Zaun aufstellen.

Das der Zaun verbesserungsfähig ist, will ich ja nicht ausschließen, auf den Bildern lässt sich da aber wenig herausfinden, vor allem weil der Zaun eigentlich wesentlich höher ist, wie vorgeschrieben.
Irgendwann können sich Tierhalter dann Zäune mit 4 Meter Höhe wie im Zoo aufstellen?
Erst reichten 90cm vollkommen aus und nun wird Jahr für Jahr die erforderliche Höhe raufgesetzt.
Für Wanderschäfer wunderbar, schwerer aufzustellen und extrem Windanfällig.

Röhrich schrieb:und die Plastikabdeckungen

Nein die rechts am bildrand auf dem grundstück zum haus hinter dem hüfthohen zäunchen. Der zaun zur weide macht zwar nen knick, ich kann aber keinen stacheldraht oben drüber erkennen.

Röhrich schrieb:Beides wird benötigt, eine Weide ohne Zugang nützt wohl wenig.

Natürlich wird ein zugang benötigt, nur sollte der zugang die gleichen sicherheitsbestimmungen erfüllen und nicht X zentimeter tiefer sein.

Da hast du nun schon eine stromlitze mit 10k volt und mähst die nicht frei (leistungsverlustm, kurzschluss), hast nen 1,70m hohen zaun und ein niedrigeres tor, hast eine rudimentär geschützte übersprunghilfe nahe am zaun..... und das nur auf diesem einen bild. Mich würde ja durchaus schon interessieren, wie der rest des zauns und dessen umgebung aussieht, aber allein die zugewachsene stromlitze ist ein no go einfach, weil du nicht mit sicherheit sagen kannst, dass überall zu jeder zeit strom floss. Allein das dürfte ihm schon das genick brechen.

Und unter uns... der zaun kommt auch nur auf 1,70m, weil der stacheldraht mitzählt, die lücke zwischen stacheldraht und zaun wäre mir persönlich aber schon zu groß.

Röhrich schrieb:Erst reichten 90cm vollkommen aus und nun wird Jahr für Jahr die erforderliche Höhe raufgesetzt.

Das ist dann halt der Unterschied zwischen Versuchsfläche oder Modellprojekt und gelebter Praxis. In der ist es ja dann auch unrealistisch, dass z.B. mehrmals in der Woche alles ausgemäht wird um den Elektrozaun optimal in Betrieb zu halten und so weiter. Und der Wolf ist eben leider auch extrem lernfähig, da wirken Maßnahmen grundsätzlich nur eine gewisse Zeit lang. Das gleiche Problem hat man ja z.B. auch bei den Saatkrähen, die darf man ja nicht schießen oder vergiften, sondern nur vertreiben, dementsprechend stellen die sich auch innerhalb kürzester Zeit auf neue Vergrämungsmaßnahmen ein sobald sie merken dass die nur drohen, aber nicht tatsächlich gefährlich sind.

bgeoweh schrieb:Das ist dann halt der Unterschied zwischen Versuchsfläche oder Modellprojekt und gelebter Praxis. In der ist es ja dann auch unrealistisch, dass z.B. mehrmals in der Woche alles ausgemäht wird um den Elektrozaun optimal in Betrieb zu halten und so weiter.

Aber bis es so hoch zugewachsen ist, wie auf dem Foto oben, da braucht es schon ein paar Wochen, in denen der Zaun nicht freigemäht wurde. Ein mal die Woche sollte locker ausreichen, je nach Wetterlage sogar ein etwas längerer Zeitraum.