MissMary schrieb:Da frage ich mich auch, ob es nicht sinnvoller gewesen wäre, dass jeder Haushalt erst mal einen Gutschein bekommt, den er in den nächsten zwei Jahren einlösen kann. Ich selbst werde deshalb aber nicht mehr oder weniger Zug fahren - die meisten Verbindungen sind so unattraktiv, dass ich ohnehin nicht fahren kann.
Der bürokratische Aufwand, jedem Haushalt einen Gutschein zuzuschicken, darf aber auch nicht unterschätzt werden. Zumal sichergestellt werden müsste, dass die Gutscheine irgendwie personalisiert sind und auch jede berechtigte Person einen bekommt. Weil sonst die einen innerhalb der zwei Jahre drei Monate günstig fahren, während andere sich auch für die restlichen Monate einen Gutschein beschaffen.
Von den vielen Dauerkarteninhabern mal ganz abgesehen. Denn was mache ich denn, wenn ich so einen Gutschein, auf welche Art auch immer der überhaupt bei mir landen soll (auf Papier ja schon mal nicht, das ist aktuell knapp), einlösen möchte? Schlage ich dann im nächsten Kundencenter auf, damit ein Mitarbeiter die Rücküberweisung von Summe X veranlasst? Reicht es, wenn ich eine Mail mit einem Code irgendwo hin schicke? Wie wird verhindert, dass ich danach erneut einen Gutschein einreiche?
An sich ist das geplante Ticket vermutlich schon so unbürokratisch wie möglich. Eine Dauerkarte kostet einen festen Betrag, von dem werden 27 € abgezogen, der Rest wird zurück überwiesen und alle die keine Dauerkarte haben, können am Automaten eben keine Karte mehr kaufen, die teurer als 9 € ist und wenn man z.B. im Juni eine solche 9 €-Kate gezogen hat, dann gilt die eben den ganzen Monat über.
Das Problem ist mal wieder das Gieskannenprinzip. Immerhin ist der Gedanke hinter der Aktion ja hauptsächlich der der finanziellen Entlastung von Fortbewegung, ähnlich der der Begrenzung der Spritpreise. Die einen fahren Auto, die anderen mit den Öffis und keiner soll neidisch auf den jeweils anderen sein. Zumal davon auch ein breites Personengruppenspektrum betroffen ist. Immerhin können Kinder genauso eine Dauerkarte haben, um zur Schule zu kommen, wie der Pendler ein Jobticket, um zur Arbeit zu kommen. Für Rentner gibt es genauso attraktive Angebote wie für Leute, die aus privaten Gründen regelmäßig eine bestimmte Strecke fahren müssen.
Dass plötzlich mit dem (grundsätzlich natürlich gerechtfertigten Gedanken) des Umweltschutzes zu kombinieren, ist so kurzfristig aber natürlich totaler Quatsch. Die Transportunternehmen bräuchten für so ein allgemeines Vorhaben eigentlich viel mehr Vorlaufzeit.
Wenn ich da alleine an die Deutsche Bahn denke. In Mannheim wird für die nächsten 4 1/2 Monate (mindestens) der komplette Bahnhofsvorplatz aufgerissen, am wichtigsten Knotenpunkt der Stadt halten in dieser Zeit weder Busse noch Straßenbahnen und die Leute müssen mit ihrem Gepäck von anderen Haltestellen aus zum Bahnhof pilgern. Nicht weit weg werden über die Sommermonate Gleise erneuert, was eine komplette Sperrung der Strecke über diverse Wochen hinweg bedeutet.
Bei der Bahn mag ja viel falsch laufen, aber ich bin dennoch so dreist und behaupte, dass die Bahn diese Projekte nicht unbedingt in diesen Zeitraum gelegt hätte, wenn sie gewusst hätte, dass just dann alle Menschen plötzlich mit Klimpergeld eine Fahrkarte für den Zug kaufen können. Aber so Großprojekte kann man eben auch nicht einfach so verschieben, weil die Politik plötzlich entscheidet, dass es solche Tickets einfach mal innerhalb der nächsten Monate geben soll.
MissMary schrieb:Wir wollten im Sommer eigentlich mit dem Zug verreisen, überlegen aber wirklich, ob wir nicht das Feld räumen und das Auto nehmen.
Wollt ihr mit dem Nahverkehr fahren? ICs, ICEs und Co. sind vom Ticket schließlich nicht betroffen. Da kriegt man aktuell auch noch vertretbare Preise, wenn man im Internet bucht (und am besten noch, wenn die günstigere Route nicht wegen der erwähnten Gleisarbeiten gesperrt ist^^).
Hab mir erst die Tage eine Fahrkarte hin und zurück für meinen Sommerurlaub ins Ausland gekauft und hab zumindest keinen negativen Preisschock bekommen. Ich war dann sogar so dekadent und habe für 25 € mehr auf 1. Klasse im Ruhebereich geupgradet, da war beim Preis für die 2. Klasse aber noch nicht mal die Sitzplatzreservierung mit drin und die würde ich auf einer längeren Strecke wirklich jedem empfehlen.