Liebeskummer nach kurzer Affäre

rhapsody3004 schrieb:Dieses Gefühl ist die Hölle auf Erden und sogar schlimmer als der Kummer zuvor.

Ja, deshalb unterwerfe ich mich jeweils sofort einer Radikalkur und schreibe für mich alles auf, was mich an ihm gestört hat, um so meine Rückfälligkeit zu verringern und am Ende sogar selbst nicht mehr zu wollen, egal ob der Andere wieder anrückt. Es braucht die eigene Unabhängigkeitserklärung! Sehr wichtig! Kann ich nur empfehlen. Vor allem auch aufschreiben, welche Projektionen ich entwickelt habe und diese bewusst zurückzunehmen und als Teil von mir selbst formulieren und somit in mir selbst integrieren, sodass die Projektionsfläche nicht mehr nötig ist.

Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende mit solchen Spielchen. Freundschaft mit dem Ex wäre nur eine Option, wenn ich mich von ihm trenne (und nicht er sich von mir) und er das wirklich gut verkraftet, es also irgendwie einvernehmlich ist, oder wenn gemeinsame Kinder vorhanden wären.

Q-cumber schrieb:Ich fand ihn auch bei unserem Wiedersehen noch anziehend - aber mit ein paar Monaten Distanz erschien er mir jetzt wie ein ganz "normaler" Mensch und nicht mehr wie ein "Wesen aus anderen Sphären" :-) !
Nach diesem Treffen konnte ich vollständig mit der Geschichte abschließen und blicke mittlerweile mit einem Lächeln und schönen Erinnerungen auf diese Zeit zurück.

Ja, ging mir ähnlich beim letzten Mal, wo ich so verliebt war. Durch meine Methode des Entliebens konnte ich meine Gefühle ordnen und sah ihn dann so, wie er wirklich ist, auch im Guten, eben normal, nicht mehr überhöht aufgrund einer Projektion, die überhaupt nichts mit ihm zu tun hat, sondern mit mir selbst. Er war halt die geeignete Projektionsfläche, ohne es zu wissen. Er war auch nie das, was ich da in ihn projizierte. Was ich jedoch projizierte, wurde sehr wertvoll für meine eigene Entwicklung, ein Anteil in mir, der gesehen werden wollte von mir. Dafür bin ich dankbar, dass er diese Projektion in mir ausgelöst hat.

Mittlerweile habe ich sehr intensiv an mir gearbeitet und achte darauf, keine Projektionsflächen in Mitmenschen zu benötigen. Trotzdem hinterfrage ich mich stets bei vergleichbaren Begegnungen und möchte es deshalb grundsätzlich langsam angehen, um eine solche Projektion auszuschließen.

Also zu X habe ich noch nicht innerlich eine tiefe Bindung entwickelt, es war zu kurz und blieb ja oberflächlich, weil er sich stark abgegrenzt hat, aber eben nicht konsequent, sondern in Momenten. Gepaart mit Aufmerksamkeit und Interesse an mir. Ich war zB 2 Wochen im Urlaub in Griechenland. Wir hatten eigentlich fast täglich kurz Kontakt und ich stellte fest, dass ich ihn sehr vermisse, war zunehmend auf unser Wiedersehen fixiert. Mein Urlaub war allerdings super toll, insofern habe ich eine gute Zeit gehabt und ihn daran teilhaben lassen, also ungefähr so, wie als ob er mein Freund wäre. Das fand er gut. Ja, ich habe ihn vermisst! Er hat mir damals gesagt / ich hatte ihn gefragt /, dass er mich nicht vermisst. Er sagte damals, er vermisst eigentlich nie jemand - höchstens vielleicht einmal wenn er „verheiratet wäre (vielleicht auch nur), oder sein Kind“ (er hatte keins). Vermissen sei ein großes Wort. Ich habe daraufhin gesagt, ich kann dir ja nicht übel nehmen, wenn du nur die Wahrheit sagst und das jeder selbst bestimmt kann, wann er wen vermisst. Er fand das gut gesagt und fertig war das Thema. Es ging dann irgendwann konkret um unser Wiedersehen und er hatte vorgeschlagen, sich zu treffen und „wie ein Pärchen“ (Seufzer mit Lächeln von ihm im selben Atemzug) doch frühstücken zu gehen. Das hat mich natürlich voll aufleuchten lassen. Naja, wie auch immer, ich glaube, meine Projektionsflächen bei ihm waren durch seine überdurchschnittlich direkt-kritische Art nicht so groß. Ich wusste schon, dass ich etwas bei ihm suche, was er nicht (an mich?) geben kann. Aber ich werde mal erkunden, wo genau ich viel hineingesehen haben könnte.

„Entlieben“ auf rationaler Ebene nach einer längeren Liebesbeziehung ist nicht so einfach möglich. Ich kann Rhapsodie voll verstehen. Ich hatte das auch schon durchgemacht. Allein der körperliche Entzug hat bei mir etliche Monate, circa 6 Monate gedauert. Wir hatten sehr guten Sex und mein Körper hat einfach nicht verstanden, dass es vorbei ist. Ein Bild (sein Geschlechtsteil) schwebte permanent in meinem Kopf. Furchtbar - sogar das Gefühl, dass er mich penetriert war aus meinem Leben nicht auszulöschen! Es war so schwer, mit all dem loszulassen, ohne Ersatz und unter stark verletzten Gefühlen. Man kann auch einen Gedanken „er fehlt mir“ nicht einfach aus dem Kopf verbannen, er multipliziert sich nur noch beim Versuch, ihn zu unterdrücken. Ich habe fast ein Jahr gebraucht, Abstand zu gewinnen, wir hatten eben auch ein Kind erwartet (sein Trennungsgrund, wobei er genau wusste, dass ich mir ein Kind von ihm gewünscht hatte und es in seiner Hand lag).
Naja, heute sehe ich in ihm einen gestörten Menschen, der mich vor allem, aber nicht allein, mit Sex in einen glückseligen Zustand versetzen konnte, der aber verantwortungslos und grausam war. Der nur seine eigenen Pläne verfolgt hat (Parallele zu allen meiner letzten 3 Partner).
Auch die ganzen anderen Dinge, die ich nur zum Teilndamals wusste/erkannte, die einfach menschlich verstörend sind, habe ich irgendwie bewusst nicht richtig ergründet, oder wahrnehmen wollen, weil ich einfach glücklich sein wollte und keine negativen Gefühle aufkommen lassen wollte, mein Leben war auch so schon kompliziert genug und er war gefühlt an meiner Seite, bis zu dem Tag wo es drauf an kam.

Q-cumber schrieb:Nach einem halben Jahr traf ich ihn zufällig wieder,

Das mit dem halben Jahr Abstand hatte ich auch. Erst da war ich bereit, mich mit dem Ex-Mann wegen Regelungen auseinander zu setzen.

Es gibt das so genannte Trauerjahr. Natürlich kann Trauer auch durchaus länger dauern. Das ist völlig individuell und man sollte sich selbst die Zeit einräumen, die man braucht.

Und ja, kein Kontakt und Abstand ist hilfreich. Alles andere verlängert den Schmerz und ist kontraproduktiv, um abzuschließen.

gruselich schrieb:Ja, habe ich so gemacht, er kann von mir nichts mehr sehen, weil mein Account privat ist und ich ihn quasi aus der Liste entfernt habe als

Auch eine Möglichkeit, die aber nur bei trauernden Willensschwachen funktioniert, wenn gleiches der Verflossende tut und so meinte ich das auch nur, als ich schrieb, dass Trauernde, wenn der Wille noch zu schwach ist, nur hoffen können, dass der Verflossene sich für sie unsichtbar macht (oder sogar blockiert) und Trauernde sich so auch nicht mehr selbst foltern können, in dem sie noch regelmäßig auf Profilen rumschnüffeln und viel vom/der Ex sehen/zu Gesicht bekommen einschließlich aus ihren Leben.

Doors schrieb:Wenn eine Beziehung schmerzhaft endete, dann habe ich früher zumindest tatsächlich alle Erinnerungsstücke ausser Reichweite gebracht. Weggeworfen habe ich sie nur zu einem sehr geringen Teil. So hatte ich wenigstens Bildmaterial, als mich meine Kinder in ihren jeweiligen Pubertäten nach meinem früheren Liebesleben fragten. Okay, "einschlägiges Material" habe ich ihnen natürlich nicht gezeigt. Unvergessen allerdings zwei gegensätzliche Kommentare meiner Kinder: "Mann, ist die aber hässlich. Wo hast Du denn die aufgegabelt?" bzw. andererseits zu einer anderen Frau: "Die hätte ich auch gern als Mutter gehabt."

Ich habe einiges behalten, was mich nur mittelbar an diejenigen erinnerte, bspw. Stofftiere und Co. und zum Anfang nur außer Sichtweite gebracht. Alles, was mich unmittelbar, direkt und offensichtlich an sie erinnerte wie Fotos von ihr oder uns habe ich meist unwiederbringlich entsorgt, was mir aber hinterher in einigen Fällen leid getan hat und ich diese Kurzschlussreaktion bereute. Trotzdem muss ich sagen, dass es wirklich hilft Aus dem Auge aus dem Sinn. Zumindest mit fortlaufender Zeit. Das schlimmste, was es gibt, ist immer wieder egal in welcher Form oder Art und Weise an Personen erinnert zu werden und hier foltern sich bestimmt viele Menschen selber gerne, einschließlich mir, obwohl es vermeidbar wäre.
Aus dem Auge aus dem Sinn und wirklich willensstark zu bleiben, kann man aber erlernen und ich bin froh, dass ich es irgendwann gelernt habe. Man muss sich einfach nur klar machen, dass es nichts bringt, da man sich nur selber damit schadet bzw. unnötig wehtut, wenn man immer wieder an eine bestimmte Person erinnert wird.

Doors schrieb:Zu Beziehungspartnerinnen, mit denen die Beziehung zivilisiert endete, und das waren die allermeisten, hatte und habe ich nach wie vor allerdings noch recht gute Kontakte,

War bei mir allerdings nur in einigen wenigen Fällen nicht anders. Die anderen Beziehungen endeteten jetzt zwar auch nicht alle katastrophal, aber danach herrschte meist einfach Funkstille und die wenigstens davon hätten das Bedürfnis gehabt noch über die Beziehung hinaus Kontakt zu halten. Ging mir bei einigen auch selber so.

gruselich schrieb:bread crumbing

Werde ich mich mal versuchen einzulesen. Allerdings muss ich in meinen Fällen sagen, dass da keine so böse Absicht nur der Macht wegen ausleben zu wollen und es zu genießen mit den Gefühlen des anderen zu spielen dahintersteckte, sondern geschah wohl mehr unbewusst und sie wussten wohl auch gar nicht so recht, was sie dem, der noch Gefühle hat, mit diesem Verhalten antun. Zudem war man ja auch selber schuld, denn niemand hat mich gezwungen mit ihnen wieder in Konakt zu treten bzw. auf den Kontaktversuch einzugehen, sich drauf einzulassen.

gruselich schrieb:Wie hast du darauf reagiert? Ich habe anfangs einem treffen zugestimmt und es war exakt eines Zuviel.

Blöd wie man war hat mich sich darauf mehrmals eingelassen. Also auf Kontakte in Form realer Treffen.

@Doors

Über Tablet klappt das Ansprechen wieder wie gewünscht - Juhu.

Ist jetzt zwar eine wenig überraschende Anekdote, weil dürfte vielen so gehen, aber hat mich teilweise wirklich enorm eingeschränkt.

Auch nur Musik, Musik die einen an die Verflossene oder überhaupt an die gemeinsame Zeit erinnert hat, weil entweder gemeinsam gehört und gemocht oder auch nur sie gerne gehört hatte oder Musik, die eigentlich gar nicht Teil der Beziehung war, sie aber einen trotzdem dazu verleiten ließ an die Ex zu denken oder auch nur an bestimmte Augenblicke und wo dann ungewollt ein Kopfkino einsetzte (nicht das was ihr denkt), dem man sich nicht entziehen konnte, so lange die Musik gehörte wurde.

So kam es dann halt, dass ich bestimmte Songs oder orchestreale Filmmusikstücke über einen kurzen oder längeren Zeitraum hinweg aus meinem Gehör verbannt habe, verbannen musste - darunter auch mal ganze Alben sogar. Außerdem habe ich immer den jeweiligen Radiosender als ich noch Radio hörte verflucht, wenn er plötzlich etwas spielte, was Erinnerungen in mir auslöste. Richtig gemein empfand ich es, als wenn die mich ärgern wollten, wenn man dann den Sender wechselte, dieser aber kurze Zeit später den gleichen Mist anfing zu spielen.


Was bin ich froh heute wieder alles uneingeschränkt hören und genießen zu können und so soll es bleiben.

Ich habe nie etwas von Verflossenen aufgehoben, alles sofort entsorgt auf Nimmerwiedersehen. Werde ich auch weiterhin so halten. Das würde sich nur ändern, wenn gemeinsame Kinder vorhanden wären, weil ich einen solchen Kontakt nicht einfach streichen könnte wegen den Kindern. Dort würde ich alles im Sinne der Kinder machen. Aber ich habe keine eigenen Kinder, dieses Thema ist mit 53 sowieso durch. Ich bin froh, dass ich keine Altlasten aus früheren Beziehungen mit mir herumtrage. Ich bin wirklich frei im Inneren, was sich gut anfühlt.

Laura_Maelle schrieb:Ich habe nie etwas von Verflossenen aufgehoben, alles sofort entsorgt auf Nimmerwiedersehen. Werde ich auch weiterhin so halten

Kann dich verstehen. Allerdings würde ich alles nicht übers Herz bringen. Konnte ich auch nicht, dafür war manches einfach zu schön oder niedlich. Beispielsweise ein selbstgenähntes Kissen oder so süße Stofftierchen. Besonders süße Stofftiere von Exen (können die armen Stofftiere ja nichts für, lach) sowie eine kleine Drachengothic-Figur zieren noch heute meine Bude und ein schönes selbstgemachtes Kissen mit der Aufschrift Träum schön muss zumindest noch irgendwo im Elternhaus rumliegen. Das ist zwar schön, aber mit Zeit sah es mir zu kitschig und bunt aus.

Mit Fotos könnte ich auch nicht mehr dienen. Überhaupt nicht mehr. Schöne als auch unschöne Briefe vom Inhalt her habe ich auch alle entsorgt. Auch ein Armband musste dran glauben. U.A. liegt einiges in einer Kiste auf dem Grund des Mittellandkanals.

rhapsody3004 schrieb:Das ist zwar schön, aber mit Zeit sah es mir zu kitschig und bunt aus.

Solche Kissen und Andenken hätte ich sowieso entsorgt, weil ich als Minimalistin nichts Unnötiges aufhebe. Mails auch alle weg. Das Einzige, was ich höchstens noch mache, ist alle paar Jahre mal im Internet schauen, ob derjenige noch lebt, aber das mache ich auch bei Schulkameraden/-innen, sogar bei meinem Erzfeind aus der Schulzeit. Bin da einfach hin und wieder neugierig, wobei ich niemandem etwas nachtrage. Rein menschlich wünsche ich auch niemandem etwas Böses, sondern dass derjenige seinen Weg findet, auch spirituell. Ich glaube halt auch an Gottes Führung, auch für sie. Hat halt nicht gepasst, fertig und weiter. Ich bin eher sogar froh, dass ich da nicht noch in eine komplizierte Geschichte gerutscht bin, sondern rechtzeitig da rausfand. Jetzt bin ich sowieso knallhart und nüchtern in Beziehungsfragen. Wer da nicht genug abgeklärt ist, wird dann gleich die Flucht ergreifen. :D