Ich finde den Artikel nicht besonders lesenswert (jedenfalls, was die historischen Ausführungen angeht).
Da wird zwar richtigerweise immer wieder Antisemitismus und der Ritualmord erwähnt, aber durch die Fokussierung auf den Hexenwahn, scheitert Herr Blume daran, nachvollziehbar zu erläutern, wo die Parallelen zu antisemitischen Narrativen überhaupt liegen.
Die Verbindung wird lediglich darüber hergestellt, dass Antisemitismus und Hexenverfolgung teilweise verwurstet wurden und die historische Person Kramer wahnhaft Hexen verfolgt hat und eben auch wahnhaft Juden verfolgt hat.
Das ist aber dürftig.
Die Hostienschändung wird in einem einzigen Satz abgearbeitet und dass Juden angeblich das Blut von (getöteten) Kindern zu magischen Zwecken nutzen oder als Heilmittel in ihren Mazzen verbacken bzw gleich saufen, findet überhaupt keine Erwähnung.
Und das, obwohl Herr Blume sogar ein Meme mit einem Glas voll Blut im Artikel eingebunden hat.
Das war hier ja bereits belegt:
Christenblut als „Heilmittel“
1215 dogmatisierte das 4. Laterankonzil die Transsubstantiationslehre: Seitdem konnte sich der Vorwurf des Ritualmords mit dem des Hostienfrevels verbinden. Weil sich Wein und Brot bei der Eucharistie in das reale Blut und den Leib Christi verwandeln sollten, schrieb man der Hostie magische Kräfte zu. Ihr Missbrauch konnte im Aberglauben der Bevölkerung weitreichende Folgen haben. Mit der Entfaltung der christlichen Blutmystik trat neben die Analogie zum Leiden Jesu immer öfter die Behauptung, Juden bräuchten Christenblut zum Einbacken in ihre Mazzen, für Zauberei oder zur Heilung ihnen angeborener Leiden. Sie seien demnach nicht nur aus Religion, sondern auch von ihrer „Natur“ her genötigt, solche Morde zu begehen. Ihnen wurde also eine analoge Sakramentalisierung ihrer Riten nachgesagt und der eigene Glaube an die Heilswirkung des Blutes unterstellt.
Wikipedia: RitualmordlegendeDas ist die wesentlich eindeutigere und übereibstimmendere historische Grundlage.
Die "Hexensalbe" hingegen, die Blume als historische Grundlage postuliert, passt da nicht wirklich.
Unter Hexensalbe oder Flugsalbe versteht man eine Salbe oder Paste, mit der sich im Spätmittelalter und zur Zeit der frühneuzeitlichen Hexenverfolgungen Menschen (meist als Hexen bezeichnete Frauen) eingerieben haben sollen, um zum Hexensabbat zu fliegen. Der Glaube an eine derartige Zubereitung beruht auf antiken Traditionen und daraus im Spätmittelalter abgeleiteten scholastischen Vorstellungen. Die Existenz einer solchen und zu diesem Zweck angewandten Salbe war bereits im 16. Jahrhundert umstritten.
Wikipedia: HexensalbeAuch wenn zweifellos richtig ist, dass man teils glaubte, dass diese Salbe aus Kindern hergestellt wird...genauso werden da aber auch Kräuter etc postuliert.
Wenn man sich jetzt noch vor Augen führt (was hier ebenfalls schon belegt war), dass die Ritualmordvorwürfe gegen "Hexen" und "Ketzer" Adaptionen der antisemitischen Ritualmordlegende darstellen
Nachdem bis dahin nur vereinzelte Klagen gegen als Zauberer Verdächtigte laut geworden waren, wurde nun eine bedrohliche Sekte angenommen, die Praktiken wie „Schwarze Magie“ heimlich verabrede und zur Zerstörung des Christentums ausübe. Motive wie der „Hexensabbat“ (vom Schabbat), die „Synagoge“ (für den Hexentanz) und Ritualmord stammten aus älteren antijudaistischen Vorstellungen.[29]
Wikipedia: RitualmordlegendeVon großer Bedeutung war die Idee einer allgemeinen Hexenverschwörung. Aus der Übertragung von Stereotypen, die man jahrhundertelang den Juden zugeschrieben hatte, bildete sich die Vorstellung einer „Synagoga Satanae“ (Synagoge des Satans), später „Hexensabbat“ genannt.
Wikipedia: Hexemuss man eig zu dem Fazit kommen, dass Ausführungen zu Hexenglauben und -verfolgung hier vollends überflüssig sind und eher Verwirrung stiften als dass sie erklären.
Eine Fokussierung darauf, wie es hier teils stattfindet, halte ich sogar für falsch.