Kopftuch aus Solidarität?
23.03.2019 um 09:38Venom schrieb:Wie siehst du das?Zuerst einmal sei gesagt, dass es eine Selbstverständlichkeit sein sollte, sich gegen Rassismus auszusprechen, völlig egal, ob das Opfer nun Kopftuch trägt oder nicht.
Aber Frauen mit Kopftuch wird sowas öfter treffen, weil der Rassist sie anhand ihres Kopftuches als Nicht-Deutsch identifizieren wird.
Davon ab halte ich von dem Konzept, aus dem heraus das Kopftuch getragen wird, überhaupt gar nichts.
Deshalb würde ich mir auch kein Kopftuch aus Solidarität aufsetzen und finde das auch bei anderen Leuten nicht ok.
Damit schließe man jede Frau aus, die das Kopftuch als Muslima ablehnt und evtl darunter gelitten hat. Die kopftuchtragende bzw verschleierte Muslima ist ein Stereotyp.
Ein Stereotyp, dessen Erhaltung nur Islamisten dient.
Islamisten sagen den Frauen, dass sie sich zu verschleiern haben, nicht die Frauen selbst und nicht Menschen, die einen liberalen Islam leben.
Eine Muslima sollte aussehen und tragen können, was sie will und wann sie es will.
Und jede Frau, die weltweit dafür eintritt, brauch Solidarität. Nicht Frauen, die sich dem fügen oder selbst eine Konservativismus anhängen oder irgendwelchen komischen nationalen oder traditionalistischen Identitäten.
Selbstbestimmung in Denken und Handeln sollte Vorbild sein.
Frauen, die sich im Islam verschleiern, sind aber nicht selbstbestimmt, solange das islamische Patriarchat existiert.
Das sind Regeln, die ihnen von Männern auferlegt wurden, um sie zu kontrollieren, sie zu unterdrücken, sie sind entindividualisiernd und sexistisch und stehen für Geschlechtertrennung.
Auf diese Frauen wird teils ein riesiger Druck ausgeübt und für manche ist Widerspruch lebensgefährlich.
Und es existiert auch indirekter Druck, dem man mit Gesetzen gar nicht beikommt. Da muss niemand mit dem Schlagstock dahinter stehen, es genügt, wenn die Frauen ohne Kopftuch von ihrer Familie oder Freunden oder "Community" abgelehnt würden oder ihnen als Kindern eingeimpft wird, dass sie anderweitig in die Hölle kommen...Menschen möchten in der Regel nicht von Familie oder Freunden abgelehnt werden und gläubige Menschen möchten nicht in die Hölle, das ist alles unfassbar belastend.
Zu sagen, dass unsere Gesetzt bereits hergeben, dass jeder anziehen kann, was er will, ist anhand dessen heuchlerisch und ignorant. Vor allem, weil es meist von Leuten vorgetragen wird, die sich dann über die Unterdrückung des Heimchens am Herd echauffieren...aber die ist ja schließlich weiß, also darf man kritisieren. Die Doppelmoral bemerken die gar nicht.
Und selbst bei vermeintlicher Freiwilligkeit, die oftmals keine ist, unterwirft sich die Frau den obigen Regeln. Das ist keine Freiheit. Sollte sie tatsächlich diese Entscheidung mehr oder minder unbeeinflusst selbst getroffen haben, ist es nur ein Zeichen von wirrem Nationalismus, Traditionalismus oder Fundamentalismus..nichts mit dem ich konform gehe.
Es gibt keine Freiheit in der islamischen Verschleierung, solange das islamische Patriarchat nicht gebrochen ist...jedenfalls keine, die ich unterstütze.
Und sollte das jemals der Fall sein, gibt es keinen Grund mehr, sich zu verschleiern außer "Sieht doch cool aus" und das hat nichts mit dem Islam zu tun.
Das alles bedeutet nicht, Frauen mit Kopftuch etc auszugrenzen, abzulehnen oder dumm anzumachen.
Hinter jeder Frau steckt eine individuelle Geschichte, der eine Verallgemeinerung niemals gerecht werden kann.
Wenn das Thema aber mit einer verschleierten Frau aufkommt, artikuliere ich meinen Standpunkt dahingehend.