-viciousbeast- schrieb:Es gibt ja Transmenschen, die wie eine gesellschaft angesehende Frau leben, ohne Hormone zu nehmen und die keine Geschlechtsumwandlung hatten. Da sie sich Frau nennen, werden sie akzeptiert und ihnen geht es gut und sie fühlen sich im richtigen Körper, obwohl sie einen männlichen Körper haben.
dann ist es doch keine angeborene Transexualität bei ihnen oder? Dann hat die Gesellschaft sie zu Transgendern gemacht glaube ich, weil sie sich jetzt im richtigem Körper fühlen, weil sie endlich akzeptiert werden. Vielleicht geht es bei der ganzen Sache ja nur um Akzeptanz?
Ja, es geht um Akzeptanz. Es geht darum, dass man als das Geschlecht wahrgenommen wird, als das man sich (aus welchem Grund auch immer - Frage noch immer ungeklärt für mich
;) ) fühlt. Egal, was man dann weiter mit seinem Körper tut oder nicht tut. Inwiefern das dann keine richtige(?) oder angeborene Transsexualität sein soll, begreife ich jetzt aber nicht.
-viciousbeast- schrieb:Würde die Gesellschaft akzeptieren, dass sich nicht jeder an Geschlechterrollen halten muss, um ein Mann zu sein, dann würde es bestimmt viel weniger Transgender geben.
Zweifelhaft. Ich bin auch unzufrieden mit Geschlechterklischees, das sind viele Menschen. Die "werden" dadurch aber nicht alle transsexuell. Genauso, wie es auch Transmenschen gibt, die geistig total klischeebeladen sind. Transmenschen sind doch, mal abgesehen davon, dass sie nicht cis sind, auch alle Individuen, da gibt es also auch alles von geistig offen bis total borniert (wobei die Wahrscheinlichkeit, offener zu sein, vermutlich steigt, wenn man sich bewusst mit dem Thema Geschlecht auseinandersetzt, was bei Transmenschen häufiger vorkommen dürfte, als bei Leuten, denen das alles so selbstverständlich vorkommt, dass sie sich darüber gar keinen Kopf machen wollen).
-viciousbeast- schrieb:Ich meine, es gibt Mädchen die Prinzessinnen mögen und es gibt Mädchen die Superhelden mögen.
Es gibt Jungs die Prinzessinnen mögen und es gibt Jungs, die Superhelden mögen.
Wieso ist es denn so unnormal für die menschen, wenn Kinder z.b Dinge mögen, die angeblich nur das andere Geschlecht mögen darf?`
Wieso zweifelt man dann an dem Geschlecht des Kindes bzw bringt das Kind dazu, an sich selbst zu zweifeln?
Die Kinder merken ja, dass sie anders sind und denken, wenn sie z.b ein Mädchen wären, könnten sie in Ruhe prinzessin spielen.
Und vielleicht wollen sie deshalb ein Mädchen sein, um akzeptiert zu werden.
Wieso manche Leute leider arg an diese Klischees glauben, finde ich auch schwer zu verstehen. Allerdings sind die Leute, die ihr Kind strikt dem biologischen Geburtsgeschlecht nach erziehen wollen, die feindlich reagieren, wenn es davon abweicht, sicherlich nicht die, die das Kind dann auf eine mögliche Transidentität ansprechen...
sandra.31 schrieb:Und ich denke, TS merkten es daran, daß sie unglücklich waren,
wenn überhaupt Freunde im Wunschgeschlecht hatten,
sich besser fühlten, wenn sie Kleidung des Wunschgeschlechts anziehen konnten,
oder typische Tätigkeiten ausführen konnten/durften.
Aber Transmenschen leben nicht zwangsläufig total nach den Rollenvorgaben für das Geschlecht, dem sie sich zugehörig fühlen. Es gibt FzM mit "weiblichen" Interessen und MzF, die "männliche" Interessen haben. Und darin gar kein Problem sehen. Die Interessen sagen nichts über die Identität aus. Eine Frau, die nur "Männerhobbies" hat, muss sich deshalb nicht als Transmann identifizieren. (Und der Transmann kann sich als Mann idenfizieren, auch ohne Männerhobbies zu haben.)
sandra.31 schrieb:Wozu soll ich mir Gedanken dazu machen, ob ich vielleicht bigender-neutrois bin? Würde ich dadurch glücklicher?
Ich hab kein Problem damit , eine Frau zu sein, also wozu das künstlich problematisieren?
Es macht das Leben nicht einfacher, zu einer Minderheit zu gehören. Ich gehe daher davon aus, dass Transmenschen diese Gedanken arg beschäftigen, sodass sie sich damit einfach befassen
müssen, auch wenn es das Leben schwieriger macht, als einfach ein Cis-Leben zu leben. Aber es ist essentiell für sie, lässt sich deswegen nicht einfach ignorieren.
sandra.31 schrieb:Außerdem gehe ich davon aus, daß der FzM-Transsexuelle sich wehrt, indem er:
-versucht, Dinge zu tun, die ihn glücklicher machen (Spielzeugautos, kurze Haare, Hosen statt Röcke)
-versucht, Dinge zu vermeiden, die ihn noch unglücklicher machen (Sonntagskleidchen, Barbies)
Es gibt FzM mit langen Haaren
;) So wie es auch Cis-Männer mit langen Haaren gibt. Und mancher mag sogar Röcke tragen
;) Sind trotzdem Männer, keine Frauen.
sandra.31 schrieb:Gut, einige sehr maskuline Lesben sehen sich nicht als Frau.
Das glaube ich nicht. Dann würden sie sich nicht als Lesbe bezeichnen, denn Lesben sind nunmal definiert als
Frauen, die Frauen lieben (oder sexuell attraktiv finden, um genauer zu sein).
sandra.31 schrieb:Ich würde sagen, FzM-TS verändern auch ihren Körper, Hormone, Operationen.
Weil sie vorher mit ihrem Körper sehr unglücklich waren.
Aber nicht alle lassen sich körperlich verändern.
Cheaha schrieb:Nur, weil man sich nicht traut, den riesigen Schritt zur Geschlechtsumwandlung zu gehen, bedeutet das nicht, dass man sich wohl in seinem Körper fühlt.
Es gibt auch solche, denen ist der körperliche Aspekt recht egal. Also ich kenne zumindest einen Transmann, der schon immer einen eher "männlich" proportionierten Körper hatte (schmale Hüfte, kaum Busen, relativ große Körpergröße), und der deswegen keine Notwendigkeit sieht, Hormone zu nehmen oder sich zu operieren. Das Leben in der gewünschten Identität reicht ihm.
Cheaha schrieb:Aber genau das ist doch mittlerweile ziemlich normal. Niemand guckt ein Mädchen doof an nur weil es nicht mit Puppen spielt, keiner guckt eine Frau dumm an nur weil sie sich gerne androgyn kleidet. Umgekehrt genauso, schau dir an wie feminin Männermode teilweise geworden ist.
Uff. Nee. Es stimmt schon, heute sind die Grenzen offener, was ich sehr begrüße. Aber bornierte Leute gibt es immernoch genug. Ich habe schon Mütter erlebt, die ernsthaft Angst haben, ihr Sohn könnte schwul sein, weil er als Kleinkind gern mit Puppen spielt. Mein Ex-Freund hat ein halbes Martyrium durch, nur, weil er sehr zart wirkte und hüftlanges hellblondes Haar hatte. Wie es heute mit ihm aussieht, weiß ich nicht (es besteht kein Kontakt mehr), aber damals, als wir zusammenlebten (ich rede jetzt von der Zeit bis Anfang 2011, also nicht von Anno dazumal), habe ich etliche Dinge live miterlebt. "Scheiß Schwuchtel!" von irgendwelchen Fremden auf der Straße war in einigen Stadtvierteln Standard. Für mich war die bedrohlichste Situation, als wir mal zusammen im Zug saßen und zwei Männer zustiegen, die sofort anfingen, ihn zu beschimpfen, und mich zu bedrängen "Was willst Du von so ner Schwuchtel! Guck Dir den doch mal an! Du bist so ne Hübsche, willste nicht mal nen richtigen Mann?!" Und solche Situationen vom Schimpfwort im Vorbeigehen bis zum offensiven Bedrängen habe ich in unseren 8 Jahren oft erlebt. Geschätzt 1-2x im Monat, durchschnittlich.
Es stimmt allerdings, als Frau ist man doch etwas freier. Ich habe bisher nur selten mal "Kampflesbe" gehört. Ansonsten geht es subtiler..."Willst Du nicht mal ein Kleid anziehen?", "Wieso trägst Du immer nur flache Schuhe?", "Also, Du brauchst dringend eine Handtasche, Du bist doch mittlerweile eine erwachsene Frau!", "Dass Du immer so labbrige Shirts anziehst, verstehe ich nicht! Zeig doch mal, was Du hast! Ich wäre froh, wenn ich so einen Busen wie Du hätte!", usw. Wenn Du das nicht so erlebst, hast Du wirklich Glück mit Deinem Umfeld.
Cheaha schrieb:Ist natürlich eine harte These. Gegenbeispiel: XXY-Menschen. Da lief schon bei der Zeugung was "schief", das heißt die Werkseinstellungen können schon bei der Zeugung unterschiedlich sein.
Ich glaube, sie bezog sich auf die Erwartungen der Gesellschaft (Kind = hetero, unbehindert/gesund, eindeutig männlich/weiblich... wenn es heißt, ein Kind kommt auf die Welt, wird nicht sofort daran gedacht, dass es behindert, intersexuell, trans oder homosexuell sein könnte), nicht auf die deutlich komplexere Realität.