Aloceria schrieb:Ich respektiere ihre Beurteilung, aber bei der Selbst-Idenfizierung können sie wohl kaum helfen, denn sie können ja nicht wissen, was in meinem Kopf vorgeht und wie ich empfinde. Das ist der große Punkt hier: Jeder weiß nur, was in seinem eigenen Kopf ist. Wie kann man dann eine normierende Definition aufstellen, was weibliches Empfinden und was männliches Empfinden ist? Man kennt doch nur exakt sein eigenes.
Da sind wir, in diesem Fall, schon nicht mehr... ich meinte hier nicht das Selbstempfinden als Mann und Frau, sondern deine charakterliche "Einordnung"... als Beispiel hast du dein "neutrales" jenseits von Klischees befindliches Verhalten angegeben.
DAS haben doch, diesbezüglich, deine Freunde und deine Familie dir anscheinend bestätigt, also, das, was du an dir selbst beobachtet hast... und da dies positiv ist, wenn man sich dementprechend "neutral", abseits von rollenklischees, verhalten kann, hast du dies, na klar, auch akzeptiert.
Also... wir lieben es, wenn wir unsere eigenen als "positiv" beurteilten Eigenschaften von anderen bestätigt sehen... es gibt nichts schöneres. :-)
Anders sieht es schon aus, wenn wir negative Kritik bezüglich unseres Charakters einstecken müssen... da sind wir dann auch selber kritisch und wollen lieber nur unserer eigenen Beobachtung "glauben" schenken... jedenfalls bestimmt aus dem ersten Impuls heraus:
"Was weiß der schon über mich!"
Ich bin da eben anderer Meinung, dass externe bei der Selbstfindung deiner eigenen Persönlichkeit dir nicht behilflich sein können... ganz im Gegenteil, sie können viel dabei helfen, sich selber mal zu hinterfragen... und so sich in einem anderen Licht zu sehen.
Sonst kreist man nur um sich herum... immer und immer wieder... der Blick von außen ist, meiner Meinung nach, wichtig... er muss aber nicht zutreffen.
Die Selbstfindung ist kein einfacher Weg... und er dauert dein ganzes Leben lang... jedenfalls sehe ich das bei mir so.
Aloceria schrieb:Ähm, nein. Ob jemand Mann oder Frau zu mir sagt, ob jemand mich typisch oder atypisch findet, ist mir egal. Ich finde es nur interessant, Dinge mit anderen Menschen zu diskutieren.
Ich kann leider nicht behaupten, dass es so an mir vorbei geht, wenn jemand behauptet, ich hätte bspw. typisch "weibliche" Eigenschaften... es sitzt, vor allem, wenn das ein langjähriger Freund zu mir sagt.
Ich habe dann irgendwann versucht, so zuzuhören, ob es noch mehr Menschen in meiner vertrauten Umgebung gibt, die ähnliches zu berichten haben und da dies anscheinend nur aus einer Quelle, eben diesem besagten Freund, kam, habe ich es als alleinstehende Meinung in Relation gesetzt...
Das ich gut und ehrlich zuhören kann, haben mehrere voneinander unabhängige Personen von mir behauptet, und daher scheint das eine Art von Eigenschaft zu sein, die ich besitze... hm... und jetzt kommt da das Klischee hinein, dass dies wohl eine typisch "weibliche" Eigenschaft sei... und daher wird man dann einsortiert... aber DAS mache ich mir dann nicht mehr zu eigen.
Aber dass man von mir behauptet, ich könne gut zuhören, finde ich natürlich toll, und deswegen lasse ich es gerne so stehen und identifiziere mich damit...
Eigenschaften, die man mir schon nachsagte, die nicht so toll waren (und die auch mehrere unabhängige Menschen angaben), scheinen ebenso zu stimmen, diese hinterfrage ich aber viel mehr und sehe es kritisch.
Aloceria schrieb:Eben! Daher frage ich mich, was genau einen veranlasst, sich einer dieser Kategorien (das ist nicht der Regelfall; die Minderheit an Leuten, die sich beidem oder keinem zuordnet, lasse ich hier mal raus) zuzuordnen.
Tja, jeder hat ein Recht dazu, sich mit seinem Geschlecht stark oder wenig stark zu identifizieren... und man kann in diese Falle leicht tappen, meiner Meinung nach.
Eben, dass man gerne sich mit einer Frau bspw. identifiziert, weil "typisch" weibliche Eigenschaften sehr viele positive Aspekte, Merkmale und Attribute beinhaltet, und dem positiven wenden wir uns eben gerne zu.
Wenn dann eine Frau, die sich gerne im Schein dieser positiven Kategorien sehen möchte, plötzlich damit konfrontiert sieht, hier und da typisch männlich zu wirken, dann wird diese Frau sehr verärgert reagieren... sie fühlt sich völlig ungerecht "einkategorisiert" und missverstanden, um es mal noch diplomatisch auszudrücken.
Alles in allem ein schönes, aber schwierig zu packendes Thema.