Ist eine neue Frauenbewegung notwendig?
24.02.2016 um 11:26Die Gleichstellung der Geschlechter zielt nicht daruf ab, dass die Geschlechter gleich sind, sondern dass sie gleich behandelt werden und zuerst als Menschen und Individuuen mit individuellen Eigenschaften wahrgenommen werden. Was daran kann verkehrt sein?Ich sag mal so: Wenn alle Menschen irgendwann die gleiche Hautfarbe, die gleiche Größe, die gleiche Statur, das gleiche Erscheinungsbild, das gleiche Startkapital, die und am besten noch das gleiche Geschlecht haben, dann erst werden auch alle absolut gleich behandelt. Bis dahin ist es nun mal Utopie aus verschiedenen Gründen, die hier ja auch schon oft genannt wurden.
Ich sehe trotzdem nicht die signifikanten Ungerechtigkeiten, welche die Frauen daran hindert, dass zu tun, was sie wollen oder das Ziel erreichen, was sie sich als junger Mensch setzen und dass muss ja auch nicht immer Reichtum und Macht sein. Was mir in solchen Diskussionen sehr fehlt ist eine gesunde Portion Selbstkritik. Das betrifft vielleicht nicht nur Feministinnen sondern fast alle Gruppierungen, die sich hinstellen und mit dem Finger auf andere zeigen, nur weil sie selber an einem Punkt in ihrem Leben sind, an dem sie nicht sein wollen. Es tut halt weh zu sagen: "Ich habe eine falsche Entscheidung getroffen. Ich habe versagt. Ich habe mich mit den falschen Menschen umgeben. Ich habe den falschen Kerl oder die falsche Frau geheiratet. Ich wollte Kindern haben. Ich wollte diesen oder jenen Job. Ich bin der Grund, warum ich nichts geschissen kriege in meinem Leben." Und da lasse ich mal krasse Schicksalsschläge außen vor, wobei selbst das bei vielen kein wirklicher Grund ist sich hängen zu lassen. Es gibt ja genug Beispiele, wie man trotzdem noch ins Reine mit sich selber kommt.
Sowas ist ja auch kein Frauenproblem, sondern meiner Meinung nach ein gesellschaftliches Problem. In diesem Thread sind es nun mal mehrheitlich Frauen, die wahrscheinlich nicht ganz zufrieden mit sich selber sind, einen beschissenen Vater hatten oder die falschen Kerle an sich ran ließen, nun alleinerziehend in ihrer 35m² Wohnung sitzen und sich ärger, dass es nicht so gelaufen ist, wie sich das als junges Mädchen vorgestellt haben. Wer ist Schuld daran? Die Männerwelt? Die hiesige Gesetzgebung? Der Staat? Die Ausländer? Oder Ich selber? Deswegen kann man sich soviel über andere aufregen wie man will, es wird immer an einem selber liegen. Wie gesagt, es tut weh, sich selber einzugestehen, dass man eventuell Entscheidungen getroffen hat, die man nun bereut. Aber es ist natürlich immer angenehmer mit einem Feindbild zu leben. Hier sind es Frauen gegen Männer, woanders sind es Deutsche gegen Ausländer, Rechts gegen Links, Groß gegen Klein, Dick gegen Dünn usw.
Mehr Ehrlichkeit sich selber gegenüber würde einige sehr viel weiter im Leben bringen, da bin ich mir sehr sicher. Und da schließe ich mich nicht aus. Ich glaube, dass nicht viele von diesen tollen Feministinnen übrig bleiben würden mit einer gesunden Dosis Selbstkritik.