@NordicStorm Ich würde mich auch als Pessimistin bezeichnen, und glaube eigentlich auch, dass das bei mir schon immer so war. Aber das heißt noch lange nicht, dass ich unglücklich bin.
Probier doch mal folgendes: Nimm den Pessimismus bis zu einem bestimmten Grad und mit der nötigen Portion Galgenhumor einfach hin und nutze ihn FÜR dich. Du kannst dich jetzt wahrscheinlich nicht im Handumdrehen zu einer freudenstrahlenden Person machen, die tagein tagaus Regenbögen und Sonnenschein versprüht. Sowas dauert lange, und außerdem glaube ich ehrlich gesagt nicht daran, dass man seine Grundeinstellung einfach umkrempeln kann.
Also zum Beispiel kannst und darfst du dir ruhig sagen dass eine bestimmte Sache sicher eh blöd und beknackt wird, sozusagen das Worst-Case-Szenario, aber nicht mit Selbstmitleid, sondern mit ein bisschen Augenzwinkern und schwarzem Humor. Ein bisschen zynisch, ein bisschen "Ist doch egal"-Einstellung. Wenn die bestimmte Sache dann besser ausgeht, freust du dich automatisch mehr, als wenn du dir das Blaue vom Himmel ausgemalt hast und das dann nicht passiert.
Wenn du ein bisschen über dich selbst als notorischen Pessimisten lachen kannst, hilft das denke ich schon etwas. Bei mir zumindestens ist es so.
Du musst natürlich schon aufpassen, dass die Dinge nicht (wie eh schon erwähnt) wie bei der selbsterfüllenden Prophezeiung durch deinen Pessimismus in die falsche Richtung gelenkt werden. Nur ein Beispiel: Vorstellungsgespräch.
Version a) "Schlechter" Pessimismus. Du hast negative Gedanken, sagst dir selbst andauernd, dass du es verkacken wirst, machst dich selbst fertig, und gehst sowieso schon völlig kaputt und verschüchtert dorthin. Da kann das nur schief gehen.
Version b) Der strahlende Optimist. Der wirst du von einem Tag auf den anderen wie schon erwähnt wahrscheinlich nicht werden (wenn doch kannst du dir bei mir einen Orden abholen, das wäre nämlich echt ne Leistung). Deswegen müsstest du es spielen. Da merkt man natürlich, und du wirst wahrscheinlich eher verkrampft und aufgesetzt wirken. Das ist auch nicht das Wahre.
Version c) Deine Einstellung für dich nutzen. Erstmal eher pessimistisch denken, aber auch mit der nötigen Prise "Ist mir doch egal, kanns ja nicht ändern". Wenn du geistig zu dem "Mir doch egal"-Punkt kommst, kannst du auch entspannt da reingehen und ganz normal dein Vorstellungsgespräch machen. Und so sein, wie du eben bist.
Das kann man eigentlich auf das ganze Leben umlegen. Ich bin mittlerweile an einem Punkt, an dem ich mir denke "Na ja, schauen wir mal, machen wir eben das Beste draus. Sind blöde Sachen passiert, sind auch gute Sachen passiert. Kann sein dass es blöd wird, kann auch nicht sein. Aber versuchen werd ich es, am Ende stirbt man ja sowieso"
Natürlich behaupte ich nicht, dass die ganze Sache einfach ist. Ist sie auf gar keinen Fall. Ich habe z.B. noch immer keinen fixen Job, obwohl ich mich wirklich bemühe und intensiv suche. Aber ich tue mein Bestes und mehr geht eben nicht.
Man muss eben auch immer das Gute im Negativen sehen. Z.B. habe ich zwar keinen Job, habe aber aus Langeweile Dänisch und Spanisch gelernt, einen Roman geschrieben, Heimwerken gelernt und ein Studium begonnen. Außerdem habe ich wirklich viele total bescheuerte Gelegenheitsjobs gemacht, in denen ich etwas über die Welt und Menschen und so weiter gelernt habe. Habe Nächte mit guten Freunden durchzecht. Und verhungern werde ich in Mitteleuropa wohl nicht.
So gesehen ist ja alles in Butter.
Die strahlenden Optimisten kenne ich auch gut. Auf die wird man schnell mal neidisch. Allerdings muss man auch mal lernen, hinter die Fassade zu blicken. Bei vielen ist es nur aufgesetzt, manche haben im Leben noch nie was Schlimmes erlebt. Manche haben es sich durch jahrelange Mühen selbst erarbeitet. Es gibt glaube ich nur sehr wenige Menschen denen wirklich trotz Schicksalsschlägen von Natur aus die Sonne aus dem Allerwertesten scheint.
Du hast ja erwähnt, dass dir nichts so wirklich Freude macht und du Erfolge nicht schätzen kannst. Daran solltest du arbeiten. Das geht schon irgendwie, auch wenn es hart ist. Such dir zuerst etwas, was dir wirklich, wirklich Freude macht. Was hast du als Kind gerne gemacht? Probier das mal, was auch immer es sein mag. Probier einfach mal ein paar Sachen aus und hänge dich rein. Tu es einfach, egal wie sinnlos es vielleicht erscheinen mag. Mach irgendwas was du noch nie gemacht hat. Vielleicht gefällt es dir ja. Irgendetwas wirst du schon finden.
Und es IST ein Erfolg, wenn dir etwas Freude macht, lass dir da nicht von der Gesellschaft dreinreden, die nur bestimmte, vorgefertigte Dinge wie Karriere, Geld, Kinder, Haus, Auto als Erfolg sieht. Wenn es DICH glücklich macht ist es toll.
Noch zwei Dinge. Um die Gedanken abzustellen, die dich runterziehen, die Gedanken über die du zu viel nachdenkst, streck mal fett beide Mittelfinger aus und tanz durchs Zimmer, halte den Gedanken den Stinkefinger so richtig schön ins Antlitz. Erfinde und singe einen "Fuck you"-Song. Vorzugsweise, wenn niemand zusieht, sonst kommen noch die netten Leute mit den weißen Jacken ;-)
Wenn du die Welt und die Menschen besch***** findest, dann lass es so sein. Hast eh recht. Aber andererseits besteht die reelle Möglichkeit, dass wir uns selbst vernichten werden und/oder von einem Meteoriten/Aliens/einer Epidemie dahingerafft werden. Und sterben tun sowieso alle. Demnach ist das alles ja ziemlich egal.
Zum Glück gibts auch Menschen, die in Ordnung sind. Das muss man zu schätzen lernen.
Also, in dem Sinne: TU etwas. Einfach irgendwas. Ganz egal was. So, ich fange jetzt mit dem zweiten Band meines Romans an ;-)