@Hawkster @raitoningu Strafen müssen immer einen Sinn haben.
Strafen um des Strafens willen sollte es in einem modernen Rechtsstaat nicht geben.
Jetzt mal zum Thema:,,Möglichst hart bestrafen!":
Die Denkweise von Leuten, die das fordern, lautet ja im Prinzip, dass jemand richtig fertiggemacht werden soll, damit er bloß nicht wieder in den Knast will. Damit er dann ,,weiss was sich gehört" und keine Straftaten mehr begeht. Keine ,,Kuscheljustiz"!
Jetzt sollte man sich aber mal klarmachen, dass dese simple Denkweise erwiesenermaßen schlicht und einfach falsch ist.
Sie ist falsch, weil es einerseits verschiedene Typen von Tätern gibt und andererseits verschiedene Umstände für Straftaten.
Schauen wir in Länder mit deutlich höheren Strafen.
Der Logik ,,möglichst harte Strafen u. keine Kuscheljustiz/Pädagogik" folgend dürfte es in Amerika, China, Russland und vielen anderen Staaten eigentlich gar keine Kriminalität mehr geben. Jedenfalls nicht in Zusammenhang mit Gewalt und Rauschmitteln usw.
Denn dort werden zum Teil sehr harte Strafen verhängt, durchaus schon an Kinder.
Man sperrt die Kriminellen gleich lange ein, zum Teil müssen sie dann in Arbeitslagern schuften, sie bekommen mit unter Jahrzehnte Haft oder lebenslänglich, weil sie vielleicht zweimal geklaut haben und ein drittes Mal erwischt wurden, three-strikes-law
;)Und wenn sie doch rauskommen, dann stellt man sie vor`s Gefängnis, eventuell gibt es noch ein vorgeschriebenes, kleines Handgeld und dann bleiben sie sich selbst überlassen.
Vielleicht schiebt der Wärter noch ein markiges ,,ich will dich hier nie wieder sehen!" hinterher.
Also harte Strafen und keine Kuscheljustiz
;)Warum ist die Rückfallquote trotzdem so hoch, ja meines Wissens weitaus höher zum Beispiel in den USA, als in Deutschland?
WEIL das System praktisch nur auf Strafe setzt, aber nicht auf Resozialisierung!
Gesellschaft und staatliche Behörden geben den ehemaligen Straftätern nur vergleichsweise sehr wenig Möglichkeiten zu Perspektiven außerhalb der Kriminalität.
Sie bekommen keine Jobs oder nur schmutzige, schlechtbezahlte Hilfsarbeiten. Keine Kredite, Sozialhilfen sind eher lachhaft. Sie haben vielleicht nicht mal einen Schulabschluss, weil sie mit 16 beim Verkauf von Drogen erwischt wurden, was sie taten, weil es eben keine andere Unterstützung für sie gab, worauf sie erstmal schön für 8 Jahre ins Gefängnis wanderten.
Dann kommen sie raus mit 22 und können nichts, außer dem, was sie im Knast gelernt haben und von früher von der Straße kannten.
Was bleibt solch einer Person dann? Praktisch nur kriminelle Wege, sie haben nichts anderes gelernt, als Drogen zu verkaufen und sind im Knast vielleicht auch noch schön hart geworden durch die Kämpfe der Gangs.
Sie haben keine andere Perspektive, aber ernähren müssen sie sich trotzdem und es will eben nicht jeder ,,ehrlich im Müll nach Essen wühlen".
Harte Strafen ALLEIN sind genaus unsinnig und ineffektiv, wie alleinige, verweichlichte Behandlung von Straftätern.
Es ist notwendig, die richtige Mischung für den richtigen Tätertyp.
Bei einigen reicht schon ein Arrest und ein soziales Training.
Bei anderen muss tatsächlich eine deutlichere Haftstrafe mit einer psychologischen Therapie her.
Und bei wieder anderen...
Die Gerichte müssen entsprechende Spielräume haben, sie müssen im Hinblick auf ihre Arbeitsbelastung entlastet werden und den Rückhalt von Politik und Gesellschaft genießen, statt stets den Schreihälsen ,,härtere Strafen" und ,,mehr Verständnis" ausgesetzt zu sein.
Nur durch Prügel oder nur durch Streicheleinheiten alleine ändert man die wenigsten Menschen.
Für mich ist es ein Ausdruck der Hilflosigkeit, sich nur auf eine Richtung zu versteifen.